Seiten

Freitag, 30. März 2012

DAS DEPOT DES TEUFELS - Rezension

15 Diabolische Reportagen von Wilhelm Ruprecht Frieling
erschienen bei Amazon als E-Book

Format: Kindle Edition
Dateigröße: 255 KB
Verlag: Internet-Buchverlag; Auflage: 1.0 (16. Februar 2012)
Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
Sprache: Deutsch
ASIN: B007AIPPS2



REZENSION

Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Details. Jedes einzelne nicht mehr als ein Wimpernschlag im unendlichen Universum. So weit, so gut. Gäbe es da nicht diesen hinterhältigen Burschen namens Teufel, der die fiese Angewohnheit hat, bekanntlich in eben diesem Detail zu stecken. Beließe er es beim Drinstecken, gäbe es keinen Grund zur Sorge, doch diesen Gefallen tut Monsieur Teufel dem geplagten Erdbewohner leider nicht. Was tun?

Man kann verzagend sich dem Schicksal ergeben - nicht gut! Man kann den Teufel bei den Hörnern packen und ihm ein Schnippchen schlagen, indem man seine Fiesheiten der Allgemeinheit preisgibt - sehr gut! Genau dies tut Wilhelm Ruprecht Frieling in seinem E-Book "Das Depot des Teufels" auf wunderbar unterhaltsame und humorvolle Weise. "Diabolische Reportagen" lautet der Untertitel der kurzweiligen Sammlung von Erlebnisberichten und Beobachtungen aus dem allzu alltäglichen Alltag.

Situationen, in die der Protagonist sich selbst hineinmanövriert hat, der Tücke des Objekts todesmutig die Stirn und diverse andere Körperteile bietend, gewinnt Frieling in "Warum ich Stuntman werden will" oder "In der Muckibude" herzerfrischende Erfahrungen ab. Der Sturz auf Skiern, vom Rad und sonstige Umfallaktionen (ja, "Umfall... , nicht Unfall...) lassen nur eins vermuten: Im tiefsten Innern des Autors verbirgt sich der keinen Schmerz kennende Indianer (nicht der aus der miserablen Salbenwerbung, sondern der von Karl May stilisierte edle Rote). Nicht umsonst wird sich so mancher Leser fragen, ob im Grunde genommen nicht er selbst gemeint sei. Die Wahrscheinlichkeit, dem gleichen oder zumindest einem ähnlichen Missgeschick bereits einmal zum Opfer gefallen zu sein, ist groß.

Ertappt im "Depot des Teufels" findet man sich wieder, auf der Suche nach den ach so verlockenden süßen Köstlichkeiten, die das Leben erst lebenswert machen und im Schlemmermaul des Autors ein Feuchtbiotop entstehen lassen. Dass das etappenweise Schlachten eines Marzipanschweins im Schaufenster des "süßen August" in seligen Kinderzeiten den ganzen weiteren Lebensweg beeinflussen kann, darauf muss man erst einmal kommen. Apropos Lebensweg, wer von seinen Eltern mit einem Namen versehen wird, der last not least wie eine große Last auf einem lastet, der hat das Recht erworben, über "Kackwürste mit Kosenamen" zu lästern.

Neben den Selbsterfahrungsgeschichten schenkt Frieling dem Leser verschiedene Beobachtungsgeschichten. Ein großartiges Beispiel subtiler Beobachtung zeitloser jugendlicher Pubertätsanwandlungen findet sich in der Episode "Die von der Tankstelle". Haben sich die Zeiten, und damit die Örtlichkeiten und Utensilien zwar geändert, die Rituale sind unverändert geblieben.

Nicht ganz so virtuos erfrischend, eher altbacken und ein wenig klischeeüberlagert, wirken die Reportagen, die sich mit dem Umgang mit Computer, PC, SMS und dergleichen befassen. "Auf den Spuren der digitalen Bohème" und "Der neue Laptop" spielen, wenn auch sprachlich geschliffen formuliert, thematisch mit dem Holzhammer. "Simon Simms ist Anfang dreißig ... bleich und abwesend ... in seinen Ohren weiße Stöpsel ... " Naja, man hat ihn schon irgendwo gesehen, den Mann mit dem bartlosen Gesicht und dem schwarzen Rucksack, aber irgendwie läuft die Geschichte am Leser vorbei. Wahrscheinlich gerade weil man ihn schon gesehen hat, in allzu vielen Kurzgeschichten und wohl auch in der Realität.

"Leider bin ich an diesem Thema kaum interessiert." So beginnt der dritte Absatz in der Story "Der Fußballer, der lahmt". Der Fußballfreund mag da nur auszurufen: Man merkt es, Ruprecht, Fußball ist nicht dein Thema.

Mein Fazit: 15 diabolische Reportagen von Wilhelm Ruprecht Frieling vermitteln bis auf einen kleinen Durchhänger Lesespaß pur. Intelligent, witzig, humorvoll, wortgewandt - so wünscht man sich kurzweilige Literatur in Zeiten des E-Books und gratuliert dem Autor zum selbstverliehenen Doktortitel, die Professur mag folgen. Sie dürfen ihn behalten, Herr Doktor Frieling.

Mittwoch, 28. März 2012

TEMPOKONTROLLE

"Leute, ihr nervt!"

Bin ich mit dem Hund auf der spätabendlichen Runde durch Rödingen unterwegs, habe ich zur Zeit eine nette kleine Auflockerung. Diesmal haben die Leute einer Ratspartei ihr allerliebstes Spielzeug auf dem Klasend aufgehängt. Es ist zwar viereckig aber nicht quadratisch, praktisch und gut, sondern eher überflüssig und doof. Es hat rote Lechtdioden, die sich immer dann, wenn sich ein motorisiertes Gefährt nähert, urplötzlich zu zwei Ziffern aufbauen. Grell blinkend erschreckt es in der Dunkelheit die Fahrzeugführer, die durch das Geflackere gefährlich irritiert und abgelenkt werden. Nicht nur mein Hund fragt sich dann immer: Mannomann, haben die nix anderes, mit dem sie auf sich aufmerksam machen können?


Oder wurden hier zuviele rasende Wildschweine durchgetrieben ?
Das Schild hängt auf der anderen Straßenseite ganz in der Nähe der Kontrollapparatur.
Und nun mal im Ernst:
Ich finde diese Geschwindigkeitsanzeigetafel, die die W.I.R. Leute immer wieder irgendwo in der Gemeinde aufhängen, einfach nur nervend. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich für Raserei auf den Straßen bin. Ganz im Gegenteil, Raser haben auf den Straßen nichts verloren. Sie gefährden nicht nur sich selbst, was sie meinetwegen gerne tun können, sondern setzen die Gesundheit und das Leben anderer Leute aufs Spiel.
Ich spreche mich deutlich für effektive Tempokontrollen durch die Polizei aus, besonders in Gebieten mit Schulen und Kindergärten. Was wir aber überhaupt nicht brauchen, sind Leute, die meinen, ihren Mitmenschen auf oberlehrerhafte Art und Weise angebliches Fehlverhalten aufzeigen zu müssen.

Donnerstag, 8. März 2012

FANKULTUR - Wohin führt der Weg?

Zur Einleitung ein Zitat von Albert Camus:
"Alles, was ich über Solidarität weiß, habe ich beim Fußball gelernt."

Der französische Schriftsteller und Philosoph starb am 4. Januar 1960. Wenn man sich die Entwicklung in der Fanszene seitdem betrachtet, bleibt festzustellen, dass Camus diesen Satz im Jahr 2012 mit Sicherheit nicht gesagt hätte.

Vorfälle, wie der kriminelle Überfall einiger als Fans des 1. FC Köln verkleideter Chaoten auf einen Bus mit Mönchengladbacher Fußballfans, sind leider kein Einzelfall. Diese Straftat wird glücklicherweise strafrechtlich verfolgt, die große Mehrheit der Fans distanziert sich von der feigen Attacke und verurteilt sie aufs Schärfste. Das ist gut so.
Opfer sind in erster Linie die direkt Betroffenenen, bei denen sich die sportliche und technische Führung des 1. FC Köln entschuldigte. Die echten Fans des FC handeln ebenso. Opfer ist aber auch der 1.FC Köln, Opfer sind aber auch alle friedlichen Fans des 1. FC Köln, die sich nun unglaublichen Anpöbeleien ausgesetzt sehen.
Als David Nivel während der WM 1998 von deutschen Hooligans zum Krüppel geprügelt wurde, war das Entsetzen groß. Damals hatte Fußballdeutschland das Recht, nicht für den Amoklauf einiger weniger Schläger in kollektive Sippenhaft genommen zu werden. Unsere europäischen Nachbarn haben sich uns gegenüber dankenswerterweise fair und sportlich vehalten. Ich hoffe, dass die Fußballfans in Deutschland sich nach dem durch nichts zu entschuldigendern Vorfall den Fans des 1.FC Köln gegenüber ebenso verhalten.

In seinem Buch "Streunende Köter" schildert Domenico Mungo, wie sich die Hooligan-Szene in Italien in den 1990er-Jahren brutalisiert und vom tatsächlichen Fußballgeschehen entfernt hat. Mungo weiß worüber er schreibt, schließlich war er lange Zeit der "Capo" der Ultras beim AC Florenz. Oft wird vor den "italienischen Verhältnissen" gewarnt, zu denen die Verherrlichung von Gewalt auch und besonders außerhalb der Stadien gezählt wird.


Provozieren beim Auswärtsspiel - Im Schutz der Gruppe und durch die Sicherheit der Absperrungen nicht erreichbar fühlt sich mancher Zeitgenosse stark und dazu berufen, den großen Zampano zu spielen. 


In einer Rezension in der Februarausgabe von "11 Freunde" schreibt Ron Ulrich: "Auf deutsche Verhältnisse ... nicht übertragbar. Für die überwiegende Mehrzahl hierzulande sind das Geschehen auf dem Rasen und der Support auf den Rängen noch immer wichtiger als der ideologisch legitimierte Kampf auf den Straßen. Domenico Mungos Buch zeigt, was passiert, wenn die Waage sich zur anderen Seite neigt."

Auswärtsspiel - Vermummt und in der Gruppe  - Man sollte sich einige Gesichter mal genau ansehen - Warum diese Wut, warum dieser Hass ????

Die Waage hat sich am Sonntag auf der Autobahn bedrohlich Richtung falsche Seite geneigt. Wir können nur hoffen, dass ALLE echten Fußballfans den Chaoten die Rote Karte zeigen.

Anm.: Die Bilder zeigen Auswärts-Stadionbesucher, die sich unter die Fans des 1.FC Köln und die von Borussia Mönchengladbach gemischt haben.

copyright Text und Fotos:
Max Günter Jagodzinska
Alle Fotosund Texte dieses Blogs sind urheberrechtlich geschützt.
Jegliche Verwendung ohne vorherige schriftliche Freigabe ist untersagt