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Mittwoch, 25. Juli 2012

"sing bar sing" im Kuba

Als ich die Ankündigung zum Konzert am 24. November 2012 der Gruppe mit dem merkwürdigen Namen "sing bar sing" im Jülicher Kulturbahnhof entdeckte, fiel mir sofort wieder der Auftritt eben dieser Band an genau diesem Ort im November 2010 ein. Damals hatte ich den Auftrag, darüber zu berichten und Fotos zu liefern mit einem zwiespältigen Gefühl angenommen, da deutsche Schlager nun mal so überhaupt nicht mein Ding sind. Nun denn: Ich wurde angenehm überrascht, und letztlich ist es nur fair, zu respektieren, dass andere Zeitgenossen einen anderen Musikgeschmack haben. Außerdem beherrschen die "sing bar sings" ihre Instrumente ganz ausgezeichnet und bieten dem Publikum eine Show, genau so wie es sie haben möchte.



Hier ist mein in den Jülicher Nachrichten und der Jülicher Zeitung veröffentlichte Bericht über das Konzert im November 2010 als Vorgeschmack auf das, was zu erwarten ist:


Jülich. "Wir sind gekommen, um uns leidenschaftlich und hemmungslos der Musik hinzugeben, wie es nur die deutsche Schlagermusik bietet!" Starke Worte, mit denen Sängerin Gika Bäumer die Besucher begrüßte, die zum Auftritt des Quartetts "sing bar sing" in den Jülicher Kulturbahnhof gekommen waren. Spätestens beim zweiten Lied "Du bist nicht allein" wurde jedem klar, dass hier Schlager in einer ganz anderen Interpretation als der altbekannten gesungen und gespielt wurden. Befreit vom allzu Schnulzigen, das viele Gegner dieser Musikrichtung anprangern, überraschten die temperamentvolle Sängerin, Gitarrist Klaus Strenge, Saxophonist Eike Brück und Cajun-Percussionist Matthias Ebbinghaus mit einer jazzigen Rhythmus betonten Version. Die spürbare Spielfreude der Bühnenakteure sprang schnell auf die Zuhörerreihen über. Deutlich wurde dies, als Gika Bäumer vor den durch Rudi Schurike 1949 bekannt gemachten und gefeierten "Capri-Fischern" bat: "Könnt ihr mich beim Refrain bitte unterstützen und mitsingen?" Das Publikum ließ sich nicht zweimal bitten und setzte lange vor der entsprechende Textzeile "Bella, bella, bella Marie..." mit der Unterstützung ein. Kaum waren die ersten Töne erklungen, schallte es aus nahezu 100 Kehlen "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt...". So mancher verträumt dreinblickende Oldie schwelgte gedanklich in Erinnerungen, die Band hatte den Nostalgie-Nerv mit wuchtiger Intensität getroffen. Einige Besonderheiten zeichnen "sing bar sing" besonders aus: Die Musiker beherrschen ihre Instrumente perfekt und könnten auch sogenannte "ernste Musik" vorzüglich interpretieren. Die Sängerin hat neben ihrer quirligen Bühnenpräsenz eine Stimme mit Volumen und präziser Notentreffsicherheit, wovon so manche aktuell umjubelte Schlagersängerin weiter entfernt ist als Köln und Mönchengladbach zusammen von der Deutschen Meisterschaft. Als Markenzeichen der Band gilt in erster Linie deren unkonventioneller Umgang mit den Original-Schlagern. Man erkennt die Originale wieder, erinnert sich an die Texte, summt die Melodie mit und glaubt dennoch, ein ganz neues Stück zu hören. So wird selbst ein ansonsten von belangloser Albernheit geprägter "Schmidtchen Schleicher" jazzig-fetzig interpretiert und mit einem furiosen Finale in grandios ausufernder Hymneninszenierung aufgewertet. Mit dem "Kriminaltango" und "Ohne Krimi geht die Mimi" wurde es im zweiten Teil des Konzerts humoristisch kriminalistisch. Chanson-Klassiker wie Hildegard Knefs "Für mich solls rote Rossen regnen" und daneben Gittes Tralala-Liedchen "Ich will nen Cowboy als Mann" zeugten von der Flexibilität des Kölner Ensembles. Die Zuhörer ließen sich bereitwillig auf die Abwechslungen ein und gingen bei den Liedvorträgen während des gesamten Programms begeistert mit. Die witzigen und frech-fröhlichen Anmoderationen trugen dazu bei, dass zwischen Band und Besuchern eine fast schon familiäre Atmosphäre entstand. Ein Wiedersehen bei einem zukünftigen Konzert mit den mit riesigem Beifall verabschiedeten Musikern ist bei nahezu allen Besuchern vorgemerkt. (jago)

copyright Text und Fotos:
Max Günter Jagodzinska
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Donnerstag, 12. Juli 2012

Aus Titz in den Olymp der Crime-Ladies

PETRA HAMMESFAHR

Ein Interview mit der Bestseller-Autorin aus Titz


Der Lebenslauf von Petra Hammesfahr, einer der erfolgreichsten deutschen Krimi-Autorinnen, ist der einer Kämpferin. Das 1951 in Titz geborene Mädchen hat schon in der Volksschule über eine ausgeprägte Vorstellungsgabe und Phantasie verfügt, die bis auf den heutigen Tag unerschöpfbar zu sein scheinen. Einfach hatte sie es dabei am Anfang wahrlich nicht. Aber so mancher Weggenosse wunderte sich, wie ein derart zierliches Persönchen mit einer so goßen Willenskraft und zähen Ausdauer für seine Ziele kämpfen konnte. Die aufgezwungene Lehre zur Einzelhandelskauffrau, der dramatische Alltag mit einem alkoholkranken Ehemann, der aufopferungsvolle Einsatz für ihre beiden Töchter und andere harte Situationen vor dem großen Durchbruch hätten durchaus das Potential, das narrative Gerüst in einem Krimi zu bilden.

Foto entstanden bei einer Lesung von Petra Hammesfahr in Titz im Juli 2004.
copyright: Günter Jagodzinska (jago)

Frage: Wer Ihren Lebenslauf kennt, hätte großes Verständnis dafür, wenn Sie dem einen oder anderen mißliebigen Zeitgenossen in einem Ihrer Krimis die Rolle des Mordopfers zugeteilt hätten. Wieviele reale Personen haben Sie literarisch ermordet?
Hammesfahr: Bisher noch keine. Die realen Personen sind bei mir stets unter den Übeltätern zu finden, aber so umgeschrieben, dass sie sich selbst nicht wiedererkennen, wenn sie denn mal einen meiner Romane in die Hand nehmen würden, woran ich aber nicht glaube. Solche Leute lesen keine Bücher.


Frage: Ganz in der Nähe Ihres Geburtsorts Titz liegt ein verträumtes Dörfchen namens Grottenherten. Dort spielen sich einige Begebenheiten in Ihrem 1991 erschienenen Buch "Das Geheimnis der Puppe" ab. Ist es lediglich der geheimnisvolle Klang des Wortes "Grottenherten" , der Sie dazu veranlasst hat, diese Lokalität zu wählen, oder gibt es andere, eventuell persönliche Gründe?
Hammesfahr: Ein persönlicher Grund war meine „Ortskenntnis“. Ich habe einige Jahre im Nachbarort Kirchherten gelebt und fand, dass eine Geschichte wie diese gut dorthin passt.

Frage: In einer Kritk schreibt eine Leserin zu diesem Buch: "Emotionen waren so real, sozusagen greifbar geschrieben, dass ich zum Schluss sogar weinen musste". Was bedeuten Ihnen solche Aussagen?
Hammesfahr: Es ist mir sehr wichtig, so real wie nur möglich zu schreiben, auch und vor allem, wenn es um Emotion geht. Das macht Romanfiguren so authentisch, dass man glaubt, die Leute zu kennen.


Frage: Ihr Schreibstil erinnert in gewissen Werken an den von V.C. Andrews, wie man ihn aus der "Blumen der Nacht"-Trilogie um die Kinder von Foxworth Hall kennt. Haben Sie literarische Vorbilder, deren Romane Sie selbst gerne lesen?
Hammesfahr: Vorbilder habe ich nicht, nur Romane, die ich selbst gerne lese. Aber die möchte ich nicht kopieren. Ich kopiere nicht einmal mich selbst, deshalb gibt es bei mir keine Serienfigur, nur einen Kommissar, der in mehreren Romanen auftaucht, allerdings nicht als Hauptfigur. Mich reizt einfach die Herausforderung, mit jedem neuen Buch wieder bei null anfangen zu müssen.


Frage: In einem Interview sagten Sie vor einigen Jahren, dass Ihr Sohn immer sage "Schreib doch mal einen Liebesroman", aber dass Sie dieses Genre nicht interessiere. Ist es nicht so, dass in Ihren meisten Büchern dennoch das Thema Liebe, Lust und Leidenschaft mit all seinen Facetten eine enorm große Rolle spielt?
Hammesfahr: Natürlich, Liebe und Leidenschaft sind neben Habgier nun mal die Hauptmotive für Mord und Todschlag. Ich habe einige Bücher geschrieben, die man durchaus als Liebesromane bezeichnen könnte – mit tragischem Ende, das unterscheidet sie von dem, was in diesem Genre sonst üblich ist.


Frage: Abschließende eine Frage zu Ihrem Verhältnis zu Ihrer Heimatgemeinde Titz. Vor einigen Jahren waren Sie der Einladung nach Jackerath zum Jubiläumstreffen Ihrer ehemaligen Klassenkameraden gefolgt. Haben Sie, heute in Kerpen wohnend, immer noch Bindungen an die alte Heimat und welche Erinnerungen sind Ihnen präsent geblieben?
Hammesfahr: Meine Tante lebt in Titz, das ist für mich eine starke Bindung, von ihr habe ich als Kind nämlich das erste Buch und viele weitere geschenkt bekommen. Ich erinnere mich auch gerne an meine Schulzeit in Titz. Es waren unbeschwerte Jahre, wenn ich all die netten oder heiteren Episoden aufzählen wollte, die mir noch im Gedächtnis sind, käme wahrscheinlich ein Buch heraus.


copyright Text und Fotos:
Max Günter Jagodzinska
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