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Samstag, 29. November 2014

1. FC KÖLN IN WEIHNACHTSSTIMMUNG - DAS TOR MACHT WEIT ...


Da hilft kein Schönreden, 5:1 in Leverkusen ist eine ganz fiese Klatsche, die weh tut. Was macht man nach solch einem enttäuschenden Ergebnis? Möglichkeiten gibt’s viele, zum Beispiel: Frust wegsaufen, Schuldige suchen, heulen und jammern, Fresse abputzen und weiter machen … oder vielleicht das Positive in der Niederlage suchen. Positiv aufgefallen ist mir, dass Dr. Markus Merk als neutraler Sky-Schiedsrichter-Experte rot-weiße Pluspunkte gesammelt hat. Seiner Meinung nach gab's beim Lehmann-Elfer einen Kontakt, also richtige Entscheidung von Kinhöfer, und beim Ujah-Nichtelfer hätte erst recht auf den Punkt gezeigt und Leno mit Gelb-Rot vom Platz gestellt werden müssen – also klare Fehlentscheidung von Freund Kinhöfer.
 
Ich bin ja ehrlich und gebe zu, dass ich beim Lehmann niemals einen Elfmeter gegeben hätte. Mir fallen die Leute im sogenannten modernen Fußball fast alle ganz einfach viel zu schnell hin. „Es gab eine Berührung“, mein Gott, das ist Fußball, seit wann darf es da keine Berührungen mehr geben? Und dann werden die Berührtseinhinfallenden auch noch als clever bezeichnet. Für mich ist das nicht clever, das ist unsportlich. Nun denn, Kinhöfer hat einen Elfer gegeben, einen zweiten, wohl auf falsche Empfehlung seines Linienhelfers, nicht.

Jörg Schmadtke contra Kinhöfer

FC-Sportdirektor Jörg Schmadtke hat im Interview direkt nach dem Abpfiff jedenfalls von einer klaren Fehlentscheidung gesprochen, das ganze Spiel wäre komplett anders gelaufen. Nein, so weit würde er niemals gehen, alleine schon die Ansetzung von Kinhöfer für dieses Spiel als falsch zu bezeichnen, wie es anderswo kritisiert worden sei. Der Schlingel, genau das meinte er nämlich doch, indem er leicht süffisant darauf hingewiesen hat.

Wäre es wirklich komplett anders gelaufen? Ich weiß nicht. Mir ist da durch den Kopf gegangen, wie der FC in der letzten Zeit den Gegnern die Tore fast schon geschenkt hat. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich das Szenario vorzustellen: Der zweite Strafstoß wird gegeben und versenkt – Leno geht mit Gelb-Rot vom Platz – der FC hat einen Mann mehr auf dem Platz, spielt aber durchweg nur noch auf Vorsprunghalten – … kassiert einen Gegentreffer nach einem Freistoß, einen nach einer Ecke, bei der Horn mal wieder auf der Linie kleben bleibt, und dann haut irgendeiner den Ball in der Nachspielzeit noch ins eigene Netz. Das 1:5 ist schlimm, aber das wäre noch viel schlimmer gewesen.
 
Naives Wechselspiel
 
Als FC-Fan muss man davon ausgehen, dass bis zum Saisonende nach Niederlagen der Trainer in Frage gestellt wird. Ohne in diese Kerbe hauen zu wollen, ist mir in der 78. Minute die Frage heraus gerutscht: „Ist der Pitter jetzt bekloppt geworden?“ Was die Einwechslung von Bard Finne für Dominic Maroh sollte, darauf hätte ich wirklich gerne eine Antwort. Leverkusen hat als Antwort drei Tore geschossen, Jörg Schmadtke meinte dazu nachher: „Da sind wir etwas naiv gewesen.“

Nun wird das kommende Gastspiel der Augsburger in Müngersdorf zu einem Muss-Gewinnen-Spiel. Schaut man sich das Potential und die Spielweise der Weinzierl-Truppe mal etwas genauer an, dann ist das jetzt eigentlich genau der richtige Gegner. Diese drei Punkte müssen eingesackt werden, dann bleibt der FC weiter im Platz-15-Soll. Wenn nicht, … ach Quatsch, das wird der lang ersehnte Heimsieg.

Das Trauma möge ihn einholen
Schließen wir den Bericht, wie er angefangen hat, mit Dr. Markus Merk. Nein, ich mache Thorsten Kinhöfer nicht verantwortlich für die Niederlage, aber ihn möge die von Ex-Referee Dr. Markus Merk kund getane Einsicht verfolgen: „Jeder macht Fehler. Ich habe auch viele Fehler gemacht. Jeder Fehler ist ein Mini-Trauma!“ Der Mann aus Herne müsste die nächsten Tage ziemlich schlecht schlafen, wenn dem denn so ist.

Max Günter Jagodzinska
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Dienstag, 25. November 2014

FC ENTWICKLUNG - ZU HAUSE WEITER AUF STOTTERKURS


Die innerliche Jubelarie über den unfassbaren Sieg des FC in Hoffenheim begann sich langsam abzuschwächen, die Gedankenspiele zum Heimspiel gegen Hertha BSC konnten ebenso langsam Fahrt aufnehmen. Dazwischen so ein Länderspiel-Wochenende. Fußballtechnisch zuerst dieses „Muss-es-ja-auch-geben-Spiel“ geben Gibraltar und dann das nervenzerfetzende Duell des Weltmeisters gegen seinen Vorgänger. Irgendwie mag mein Fanherz solche Wochenenden nicht. „Wann spielt der FC?“, fragte meine Frau an eben diesem Samstag. Kurze Antwort: Ist Länderspielpause, nächste Woche erst wieder.“ Auf Sky Sport-News lief gerade ein Interview mit Joachim Löw nach dem Gibraltar-Spiel, das Thema Podolski kam zur Sprache. Bei mir zu Hause auch, nur hörte sich das etwas anders an als im TV. Meine Frau: „Wieso lässt der eigentlich nicht den Podolski spielen?“ Ich: „Keine Spielpraxis beim Wenger, in England bei Arsenal.“ Frau: „Wieso haben die den denn überhaupt gekauft?“ Ich: „Um Tore zu schießen.“ Frau: „Ist ja doof, dann müssen die denn auch spielen lassen, und wieso war der auch bei der Weltmeisterschaft immer nur Reserve?“ Ich: „Der Löw meinte, andere wären besser.“ Frau (schmunzelnd): Aha. Das ist die Strafe, wenn man vom FC weg geht!“ Da war ich platt, so einfach ist das also.

GB-Echo im Manga-Style

Das sieht ja lustig aus, das Wochenend-Sonderangebots-Werbeblättchen von Rewe, dachte ich, als ich am Freitag meine Post aus dem Briefkasten geholt habe. Beim Durchblättern auf dem Weg zum Papiermüllkarton habe ich dann festgestellt, dass es gar kein Werbeblatt war, es war das aktuelle Geißbock-Echo. Nette Idee mit dem Nagasawa-Osako-Mangabildchen, aber demnächst auf dem Titel bitte wieder mehr FC und weniger Rewe.

 
Also gleich mal nachgeschaut, ob eines meiner Allzeit-Top-FC-Lieblingsspiele gebührend erwähnt wäre. Jawohl, auf Seite 34, das Pokalfinale am 30. Mai 1977, das der FC mit 1:0 gewonnen hat. Nein, es ist nicht so, dass eine berauschende Fußballgala für den Sprung in die Best-Game-Topliste gesorgt hätte, es waren die Begleitumstände. Im Grunde waren es ja zwei Spiele an diesem denkwürdigen Pfingstwochenende. In Kurzform: Nach Hannover gedüst, das erste Spiel miterlebt, nach Spielende nach Köln zurückgedüst, Zelt und Verpflegung eingepackt, in der selben Nacht zurück nach Hannover, am Maschsee einen Zeltplatz gefunden, gefeiert, gepennt, wachgeworden, ein Zelt mit Hertha-Fans zwei Meter neben uns, den Sonntag mit denen zusammen ein wenig oder eher viel getrunken und gefeiert, am Montag Pokalsieger geworden. So etwas vergisst man nie.
 
 

Luhukays schöne Jahre in Köln

Nun sollte es also unter ganz anderen Voraussetzungen gegen das Team von Jos Luhukay gehen. Im Berliner Kurier habe ich seinen Ausspruch gelesen habe: „Ich hatte schöne und lehrreiche Jahre in Köln.“ Ich muss zugeben, mir kam spontan der Gedanke: Da wirst du am Samstag wohl noch eine weitere Lektion mitnehmen müssen, lieber Jos. Ich hatte mal vorausgesetzt, dass jeder einzelne FC-Spieler die Vorgabe von Peter Stöger sowieso auf den Rasen bringt: „Um zu punkten, müssen wie wieder an unsere Leistungsgrenze gehen was die Laufbereitschaft, Organisation und den Einsatzwillen betrifft.“ Ich meine, da darf man doch von ausgehen, oder etwa nicht?


Glück? Pech? Fehler!

Kommen wir zur Sache. Ganz unverhofft lockte Platz sechs in der Tabelle! Der FC auf Platz sechs, unglaublich. Man brauchte nur das Ding gegen die auswärts noch sieglose Hertha nach Hause zu bringen. Und nun? Nun reden wir vom Pech oder vom berüchtigten fehlenden Quäntchen Glück oder wer weiß von was sonst noch. Jetzt erst einmal zurück auf Start und mit einer realistischen Blickrichtung zur Sache kommen. Wenn Kevin Vogt nach dem Spiel entschuldigend sagt: „Wir wollten den Fans drei Punkte schenken", dann hat er etwas falsch verstanden. Hier geht's nicht um's Geschenke verteilen, weil die Fans super supportet haben. Hier geht's darum, dass die Mannschaft sich im Wettbewerb gegen 17 andere als mutige Heimmannschaft zeigen und Punkte zum Klassenerhalt einspielen muss. Auf den Tabellenplatz zu schauen, ist dabei genau so Blödsinn, wie am 5. oder 10. oder 17. Spieltag, es geht darum Abstand zu den Plätzen 16-18 aufzubauen.

Nach der Pleite gegen die Berliner habe ich in einer Facebook-Gruppe mitdiskutiert und kurz nach dem Abpfiff gesagt: „Es ist verhext. Ich kann den Jungs noch nicht mal einen Vorwurf machen, Fehler passieren halt, und dann gehen da gleich zwei solche Eier ins Netz und der wirklich richtig gute Schuss knallt an die Latte .... Ich bin einfach nur enttäuscht.“ Mit halbwegs verarbeiteter Enttäuschung und mit etwas Abstand betrachtet, erkenne ich, dass ich es mir zu leicht machen würde, es dabei zu belassen. Es kann jetzt nicht darum gehen, lediglich fehlendes Glück einzufordern, mit dem wir übrigens in Sinsheim fast schon überschüttet worden sind. Es kann und darf jetzt auch nicht darum gehen, dass auf einmal alles falsch ist, oder dass, was noch idiotischer wäre, die Trainerfrage zum hektischen Thema gemacht wird. Was aber auch nicht funktionieren kann, wäre eine Aufforderung zum Schönreden – manchmal habe ich echt den Eindruck, dass zwischen offiziellen Zeilen genau dies versteckt ist.


Wo bleibt die Entwicklung?

Bemerkenswert ist momentan, dass bei fast jeder Diskussion nach einem solchen Negativerlebnis sich die Stimmungslage unterschwellig mehr und mehr aufheizt. Da haben sachlich fundierte Argumente keinen Platz mehr, die Zeit der verbalen Giftpfeile ist angesagt und irgendwie reklamiert jeder für sich, der Robin Hood des 1. FC Köln zu sein. Okay, das ist der normale Ablauf seitdem nach Regeln gegen das Leder gekickt wird, als Fußballfan hat man das auszuhalten. Man sollte aber darauf achten, seine Meinung nicht nur auf Schlagzeilen aufzubauen, in deren Sog sich selten etwas Gutes entwickeln konnte.

Ich denke nach über eine Feststellung , die mir bei den Hunderten von Kommentaren im Kopf hängen geblieben ist: „Es geht nun mal darum, dass Stöger nicht der Held ist, für den er von einigen gehalten wird." Es wird wohl so sein, der Stöger hat sich in den Aufbauzweitligajahren mit dem dann tatsächlich realisierten Aufstieg bei vielen einen gewissen Heldenstatus erarbeitet, bzw. er ist ihm freiwillig und gerne angetragen worden. Bei mir hat Stöger dann gleich zum Saisonbeginn einen großen Bonus gehabt, dabei habe ich alle meine Kritik aus den Vorjahren (die man auf meinem Blog noch nachlesen kann) dann mal ausgeblendet ... wir sind ja schließlich wieder Erstligist. Ja, ich habe vorher das Angsthasenspiel kritisiert und auch dieses elende Hintenrumballgeschiebe immer wieder thematisiert. Aber wir sind ja in einem Entwicklungsprozess, wird ja immer wieder von den Protagonisten betont. Nach nun zwölf Spielen, in denen insgesamt mindestens neun Punkte fahrlässig liegen gelassen worden sind, erlaube ich mir, ganz langsam ein zartes Andeuten des Fortschritts in diesem Entwicklungsprozess einzufordern ... und zwar sollte das auf dem Spielfeld sichtbar werden. Ich werde mich jetzt nicht in die "Liga der entweder schwarz oder weiß Seher" einreihen, dafür gibt es viel zu viele Grautöne. Aber mein Vorschussbonus ist irgendwann aufgebraucht, noch ist es nicht so weit .... Ich werde weiterhin an die Entwicklung glauben, bis aus dem Glauben ein Hoffen wird, auf dass es hoffentlich nicht mit einem Knall zerplatzt.

Emotionen müssen raus

Dass man sich unter Fans die Meinung geigt, ist ganz sicher okay, so lange es nicht ausartet und vor allem, so lange es getragen wird von unserer gemeinsamen Begeisterung für unseren FC. Die ganze Breite der Emotionen spiegelt sich dann wieder in den wenigen Beispiel-Statements, die ich rein zufällig ausgewählt habe: „... Es kann ja nicht sein, dass wir alles nur jubelnd hinnehmen und am Ende dann mit Tränen in den Augen wieder in Liga 2 gehen“ oder „... wenn ich dann aus den Vip Räumen höre, wie sie direkt nach dem Spiel alle am Lachen sind, könnte ich mich übergeben ...“ und auf der anderen Seite „ … ich habe auch nicht alles gut gefunden. Aber mich stört diese dauernde negative Einstellung von einigen...“ und „nur was manche hier nach Niederlagen ablassen ist der Wahnsinn. Wir wollen unbedingt Platz fünfzehn und das sieht momentan sehr gut aus ...“

Ganz zum Schluss möchte ich jemanden zitieren, der sicher nicht unter dem Verdacht steht, FC-Sympathisant zu sein, das Spiel aber kurz und knackig ganz korrekt zusammenfasste. Jens Hegeler, Mittelfeldspieler bei Berlin: „Das war ein dreckiger Auswärtssieg.“ Ein Vorschlag an den FC: Am Samstag nachmachen!

Max Günter Jagodzinska
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Mittwoch, 12. November 2014

IM RAUSCH DER TORE - 1. FC KÖLN AUF PUNKTEJAGD


Ein Leser meinte zu meinem letzten Beitrag: „Da sind die Kommentare im Express ja lesenswerter.Da sag' ich: „Fein, dann lies weiter den Express“. Mache ich selbst übrigens auch, kaufe zwar nicht das gedruckte Blatt, aber online, warum nicht. Ein anderer meinte zum gleichen Text: „Sehr gut analysiert und mir wie aus der Seele gesprochen.“ Da sag' ich: „Danke für das Kompliment, ich werde weiterhin aus der Sicht und mit der ungefilterten Emotion des FC-Fans schreiben.“

 Hört auf zu pfeifen, wenn ihr Kölner seid

Zu den meist diskutierten Themen nach der Pleite gegen Freiburg zählten sicher die Pfiffe von den Zuschauerrängen gegen das eigene Team. Junge, Junge, was war das für ein Rauschen im Blätterwald. Für mich gibt es da überhaupt keine Diskussion, ich bleibe bei meiner Meinung: Pfiffe gegen den FC sind ganz einfach absolute Megakacke (Hier möchte ich eine prophylaktische Entschuldigung einbauen, gerichtet an den Herrn Literaturkritiker, der mir in einem Kommentar seine Mithilfe angeboten hat und meinte, „an deinem Stil müssen wir aber noch arbeiten“). Das eigene Team zusätzlich noch mit Pfiffen zu verunsichern, wenn das laufende Spiel eben mal nicht läuft, ist ja auch extrem hilfreich … Werden wir es ändern können? Nee, keine Chance, pfeifende Anti-Supporter kriegen es ja noch nicht einmal mit, dass sie mit ihrem Verhalten eben nicht „durch et Füer jonn“.

Ob Peter Stöger das Thema verbal so intensiv befeuern musste, sei mal dahin gestellt. Im Nachhinein betrachtet war das eigentlich sogar eine Reaktion aus der Enttäuschung heraus, die man von einem echten FC-Fan genau so erwarten durfte. Es spricht bestimmt nichts dagegen, dass ein Trainer auch Fan seines eigenen Teams sein darf, ganz im Gegenteil. Lieber einen ehrlichen und vollkommen authentischen Peter Stöger als beispielsweise einen selbstverliebten Roberto di Matteo (nicht dass die Schalker ihrem Keller noch hinterher weinen werden).

Unfassbar, und doch wahr

Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich mit ganz sicher war, dass das Spiel in Sinsheim wirklich so abgelaufen ist, wie ich es am Samstag im TV gesehen habe. Ein 4:3 Auswärtssieg des FC bei den bis dahin zu Hause unbesiegten Hoffenheimern, die in den bisherigen fünf Heimspielen gerade mal fünf Gegentore kassiert haben. Ein Spielverlauf, wie ihn selbst ein Steven Spielberg nicht packender hätte in Szene setzen können. Man weiß ja nie, was einem die Fernsehmacher so alles unterjubeln, um die Einschaltquote zu pushen. Selbst die Landung eines Menschen auf dem Mond haben die vor ein paar Jahren so realistisch gedreht, dass man fast glauben konnte, es wäre wahr ... Nun, inzwischen bin ich mir sicher und sage „Danke FC“, nein nicht für die Mondlandung, danke für diesen grandiosen Samstagnachmittag.

Da hat der Peter Stöger aber mal wieder alle so richtig reingelegt mit seinen drei Sechsern in der Startelf. Ach du Schande, noch mehr Beton, noch mehr hinten rum spielen, dachten nicht wenige (vielleicht sogar die meisten), als sie die Startelf gesehen haben. Denkste, das war eine Rotation mit Verwirrungsfaktor 1000 auf der bis 1000 gehenden Rotationsverwirrungsskala. Ich weiß nicht wieso, aber nach dem Ujah-geht-durch-die-Wand-Tor zum 3:1 habe ich zum mitschauenden Sohn gesagt: „Hoffentlich halten wir die Führung bis zur Halbzeit, dann packen wir's.“ Und dann kam dieser Firmino - nichts, absolut nichts zu sehen von ihm in den ersten 38 Minuten – und macht zuerst den Olkowski nach und gibt dann dem Ball auf dem Weg ins Irgendwohin mit den Haarspitzen eine minimale Richtungsänderung mit, die das Irgendwohin urplötzlich zum Kölner Kasten werden lässt. Da sitzt du sprachlos vor dem Bildschirm und grummelst vor dich hin, den Frustbrüller mühelos im Zaum haltend.

Zurück zur Defensive mit Nadelstichtaktik

Ist ja noch 'ne Halbzeit. Ist das gut oder schlecht? Bei diesem Spielverlauf verliert jeder Hobbypsychologe seine Daseinsberechtigung, wenn er nicht an den psychologisch wichtigen Moment erinnert. Damit ist die Frage beantwortet: Es ist schlecht, der FC kann das Spiel abhaken. Und schon wieder denkste. Besagter Roberto Firmino fasste nach dem Spiel fassungslos, ja geschockt zusammen: „Wir haben gut gespielt, alles versucht ...“ Stimmt, sogar eine alberne Schwalbe als Verzweiflungstat. Ha! Bestraft durch Pawels zweiten Hammer. War das schön …, nein, es war nicht, es ist immer noch schön. So schön, wie das Grinsen von Mathias Lehmann nach seinem genialen Freistoßtor – wo hat der den nur hergeholt?

15 + 11 + 11 = Platz 13

Nach dem ersten Saisondrittel 15 Punkte, das ist richtig gut. Spielen wir mal den Blödsinn mit der Zahl elf ein wenig mit und machen eine kleine Hochrechnung. Nochmal elf Punkte im zweiten Drittel und noch mal elf Punkte im dritten Drittel, das reicht. Mit 37 Punkten wäre der FC in der letzten Saison auf Platz 13 gelandet. Mehr wollen wir doch gar nicht, oder?

Glückwunsch, Jonas Hector

Dass Jonas Hector in den Kreis der Nationalelf gehört, na klar, das wussten wir doch alle schon lange. Nun hat nach teils mehr als überraschenden Versuchen endlich auch der Bundestrainer bemerkt, dass eine Lösung seines Problems für die linke Außenverteidigerposition nur aus Köln kommen kann. Aber wenn, dann bitte mehr als nur ein Alibi-Einsatz gegen Gibraltar, Herr Löw. Mach ett jood, Jonas.

Zum Schluss ...

... gibt es den neu geschaffenen Pokal für die Entdeckung außergewöhnlicher Lebensformen. Erster Preisträger ist Sky-Kommentator Wolff Fuss, der Werders Zlatko Junusovic beim Sieg der Bremer gegen den VfB Stuttgart vor der Ausführung eines Freistoßes als die „Fleisch gewordene Standardsituation“ beschrieb. Da muss man erst Mal drauf kommen.

Max Günter Jagodzinska
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Sonntag, 2. November 2014

FC NIEDERLAGE – UNNÖTIG, ÜBERFLÜSSIG, ÄRGERLICH ...


Diesen ersten Satz habe ich nachträglich vor den fertigen Text kopiert: Den Einstieg sollte man zum Ablenken nutzen, zum Ablenken vor dem schlimmen Auftritt, den wir heute ertragen mussten.

Marco Reus. Hää, was ist denn jetzt lost? Da ist wohl eine Erklärung nötig. Sonntags bekomme ich immer die „Welt am Sonntag“ ins Haus geliefert. Zum Frühstück gibt’s Marmeladentoast, Kaffee mit Vanille-Sojamilch und den WamS-Sportteil. Heute auf der ersten Seite „Der Ungekrönte“, ein Riesenbericht mit dekorativem Colorkey-Foto über das nächste schwarz-gelbe Objekt der Bayern-Begierde, Marco Reus. Da im Lauf der Woche wirklich jede Zeitung im Sportbereich den Namen erwähnt hat, dachte ich, dass das ab sofort Pflicht ist, und da ich nicht weiß, wo ich den einbauen soll, habe ich ihn einfach an den Anfang geschrieben. Da wir gerade beim BVB sind, kann ich auch meinen Ärger darüber loswerden, wie dämlich sich Neven Subotic am Samstag gegen Franck Ribery verhalten hat. Junge, Junge, viel blöder kann man das wirklich nicht machen. Wieso lässt der das Trikot nicht vor dem Strafraum los? Klar wird sich Ribery trotzdem fallen lassen, aber dann gibt es maximal einen Freistoß oder vielleicht sogar eine Gelbe Karte für den Bayernspieler wegen einer Schwalbe. Aber so nimmt der gute Franck das Angebot dankbar an, dem Schiri bleibt gar keine andere Wahl, als einen Elfer zu pfeifen.
 
Streichs Lobeshymne
 
Aber nun zum FC. "Sie sind stabil, körperlich stark und extrem gut organisiert. Da ist richtig Qualität", hatte Freiburgs Trainer Christian Streich den Gegner aus Köln vor dem Spiel in höchsten Tönen gelobt. Der Mann hat ja doch ein wenig mehr Ahnung, als ich ihm zugetraut hatte. Aber sympathischer wird er mir dadurch trotzdem nicht. Ich vermute, er wollte schon mal im voraus erklären, warum eine Niederlage in Köln ganz normal ist. So, gleich geht’s los. Die Aufstellung überrascht mich oder auch nicht. Da setzt der gute Peter Stöger auf das Erfolgsduo Simon Zoller und Yuya Osako im Sturm. Der Verzicht auf Leichtgewicht Bard Finne wird wohl nicht schwer gefallen sein; ob der jemals noch zum Einsatz kommen wird, wage ich zu bezweifeln. Wenn irgendein Verein Interesse signalisieren würde, würde ich ihn sofort verkaufen, ganz im Gegenteil zu unserem Toni Ujah. Den habe ich tatsächlich anstatt Zoller in der Startelf erwartet. Okay, ich habe keine Ahnung, was die Spieler in der Trainingswoche gezeigt haben und vertraue voll und ganz auf die Kompetenz unseres Trainerstabs. Die werden sicher wissen, was zu tun ist.
 
Stimmungskiller
 
Die Hymne, Gänsehaut, Karnevalstrikots, herrlich. FC-Herz, was willst du mehr? … und schon ist Halbzeit, 0:0, nix passiert, absolut nix. Ich werde irgendwie nervös. Habe ich etwas anderes erwartet? Nein. Habe ich etwas anderes erhofft? Ja! Bitte mach gleich ein schnelles Tor, FC. Dann wird alles viel einfacher. Und hier ein spontaner Zornausbruch in der 46. Minute: So einfach, wie es für einen Erstligakicker sein sollte, einen Ball anzunehmen, Herr Zoller. „Ein Gegentor aus dem Nichts“ nannte Jörg Schmadtke es kurz nach dem Spiel, was wenig später in der 49. Minute passierte. Man beachte den Wechsel von der Gegenwartsform in die Vergangenheit. Es war zu stressig, zeitgleich zum Spiel zu schreiben bei von Minute zu Minute größer werdendem Frust, weil immer wieder nochmal zurück gespielt wurde. Eigentlich hätte das Spiel schon in der 72. Minute entschieden sein können, aber Freis machte das, was er vor langer Zeit auch im FC-Trikot gemacht hat, nämlich eine Hundertprozentchance versemmeln.
 
Schlussoffensive?
 
 In der letzten Viertelstunde hofft man als Fußballfan bei einem Ein-Tore-Rückstand auf eine furiose Schlussoffensive. Und heute, gegen die bisher sieglosen Freiburger? Es war fast erschreckend, wie die Stürmer des FC sich an Harmlosigkeit übertrafen, zeitweise war sogar Hilflosigkeit zu erkennen. Ob der Sieg der Breisgauer in Ordnung geht oder nicht – ich denke, dass er nicht okay ist -, sollte nicht weiter interessieren. Das Ding ist gegessen, abhaken, nach vorne schauen und vor allen Dingen suchen, suchen, suchen und dann auch finden, wie die Sturmschwäche in den Griff zu kriegen ist. Wenn Zoller (vollkommen überbewertet, der kann's nicht), Osako (noch ist nicht alle Hoffnung verloren), Finne (Fehleinkauf) und auch Ujah (bald muss mehr kommen), das nicht auf die Reihe kriegen, dann muss irgend eine andere Lösung gefunden werden.
 
Standards - nix für den FC
 
Ja und noch was: Ich verstehe nicht, wieso immer noch sämtliche Eckbälle und Freistöße so fahrlässig verschenkt werden. Zum Abschluss gibt’s diesmal den Pokal für den gefährlichsten Torwart des Wochenendes. Unangefochtener Sieger ist Dortmunds Roman Weidenfeller für seinen Genickschuss, mit dem er seinen Mitspieler Henrikh Mkhitaryan zum Glück nur erschreckte und nicht verletzte.
Max Günter Jagodzinska
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