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Sonntag, 22. Februar 2015

1. FC KÖLN SAMMELT PUNKT UM PUNKT


Vom Hinspiel in Hannover ist mir besonders das erste Bundesliga-Gegentor gegen Timo Horn in Erinnerung geblieben, und zwar in ganz schlechter. Der frühe Treffer von Joselu resultierte aus der ersten und einzig echten Chance der Niedersachsen und besiegelte eine Niederlage, wie sie ungerechter kaum sein kann . Selbst der Kicker schrieb „Köln haushoch überlegen“ und „ … Bis zum Schlusspfiff blieb es ein einziges Powerplay des Aufsteigers ...“. Inzwischen wissen wir, dass es nicht das einzige sieglose Spiel geblieben ist, das der FC hätte gewinnen können oder sogar müssen. Im Lauf einer Saison gleicht sich alles aus, so lautet doch eine alte Weisheit, am Samstag würde ich die beim zum „Topspiel der Woche“ erkorenen Partie gerne bestätigt sehen.

Was sagt die Tabelle?

TV-Topspiel, das heißt, dass die anderen Partien dann gerade abgepfiffen sein werden, die Auswirkungen des nun gleich beginnenden Spiels auf die Tabelle können in aller Breite und Flachheit hin und her diskutiert werden und … natürlich, im Vorlauf gibt’s schön viel Zeit für Befindlichkeitsbekundungen von vorschlagsweise dem Platzwart aus Buxtehunde bis hin zum Oligarchen-Freund Beckenbauer, die alle mit „Auch wir distanzieren uns ...“ beginnen. Den Rest ersparen wir uns, und verfolgen das schwebende Verfahren mal lauthals lachend ob der Dummheit einiger irre geleiteter Sprücheklopfer, mal kopfschüttelnd ob der bornierten Sturheit uneinsichtiger Vereinsschädiger, und immer öfter sehr besorgt ob der Zerstrittenheit der inflationär abgegebenen unüberlegten Hin-und Herschuldzuweisungen und unnötiger Besserer-Fan-Sein-Argumentationen.

Es geht um den 1. FC Köln, der im Heimspiel gegen Hannover 96 mit einem Sieg dem Erreichen des Saisonziels ein gutes Stück näher kommen kann. Peter Stöger hat nach der Teilnahme am Rosenmontagszug richtig erkannt, dass es ein Privileg ist, diesen Club zu repräsentieren und gesagt: „Und ich bin sicher, dass die weit überwiegende Zahl unserer Fans umgekehrt genauso weiß, für was sie ins Stadion gehen: Nämlich für den 1. FC Köln und für seine Mannschaft. Nur darum geht es, und das würden wir auch am Samstag gerne spüren. Wir werden unseren Teil dazu beitragen.“

5. Minute – déjà vue

Hannover 96 + Joselu + fünfte Minute = 0:1. Kopfball – Latte – Torwartschulter und da war es, das Gegentor, wie es blöder kaum fallen kann. Ein Musterbeispiel für die Außerkraftsetzung der ausgleichenden Gerechtigkeit. Na wenigstens kam das Glück ein Stückchen weit zurück, als sich gleich zwei Hannoveraner als Passgeber für das verdiente Ausgleichstor durch Anthony Ujah hervortaten. Auch wenn es wieder nicht zu einem Heimsieg reichte, war die Leistung schon um einiges besser als bei den Nullnummern gegen Stuttgart und Paderborn. Ein Punkt gewonnen, das ist kein Grund zur Freude; zwei Punkte liegen gelassen, das ist kein Grund zur Trauer. Es bleibt dabei, der Abstand zum Relegationsplatz bleibt auch nach diesem Spieltag bei drei Punkten. Am kommenden Wochenende wird viel darauf ankommen, wie die anderen Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte spielen, damit zumindest das Abrutschen auf Platz 16 verhindert wird. Es mögen viele Fachleute stur behaupten, man schaue nicht auf die anderen, sondern nur auf sich selbst. Blödsinn ist das, natürlich schauen die auf die Ergebnisse der direkten Konkurrenten.

Drei Punkte Abstand

Schauen wir einfach mal auf die Partien der Mannschaften, die momentan hinter dem FC liegen: Der HSV gewinnt nicht in Frankfurt, Paderborn verliert in Mönchengladbach, Freiburg verliert in Leverkusen, Berlin gewinnt gegen Augsburg, Stuttgart spielt Unentschieden in Hannover. Selbst wenn der FC in München verlieren sollte, bleibt es bei drei Punkten Abstand. Und nicht zu vergessen: In den letzten zehn Jahren hat der 1. FC Köln bereits zwei Mal gegen die Bayern gewonnen, träumen ist erlaubt. Und nun realistisch, in erster Linie sollte es darauf ankommen, das relativ gute Torverhältnis, das einen Punkt wert sein kann, nicht kaputt schießen zu lassen.

Die Stimmung leidet ...

Zum Abschluss ein kleiner Blick auf die Stimmungslage. „Es tut mir für Fans und Zuschauer und Mannschaft leid, denn dieses Theater belastet, bewusst oder unbewusst. Es sind Nebenkriegsschauplätze, die den Verein viel Kraft kosten und die nicht so leicht zu organisieren sind wie andere Entscheidungen.“ Nein, nicht von FC-Seite gesagt, dieses Statement stammt von Hannovers Clubchef Martin Kind. Schade, schade, dass auch in Köln viel zu viel über Dinge geredet werden muss, die dem Verein, der Mannschaft und letztlich auch jedem Fan schaden. Auf den DFB braucht man nicht zu zählen bei der Bewältigung der Krise, die im Grunde genommen eine gesellschaftliche ist und im Fußball ein Ventil gefunden hat. Der DFB macht es sich zu einfach, indem er Strafgelder einsackt und den Vereinen mit allen möglichen Sanktionen ihre Arbeit erschwert. Hier wäre von der Führung her eine gründliche Aufarbeitung angesagt, aber dazu gehört Solidarität unter den Vereinen und den Fans. Gibt es so etwas noch? Schön wär's ...
Max Günter Jagodzinska
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Samstag, 14. Februar 2015

FC COACH PETER STÖGER: „DAS IST BITTER.“

Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass der nächste Sieg des 1. FC Köln sein 600. in der Bundesligageschichte sein soll. Nun verstehe ich endlich, weshalb zu Hause die letzten Partien Unentschieden ausgegangen sind. Dieses Jubiläum will man offensichtlich beim Derby am Niederrhein feiern. Peter Stöger hat jedenfalls in der Pressekonferenz angedeutet, dass er sich mit seinem Team „auch in diesem schweren Auswärtsspiel“ einiges zutraue. Wollen die etwa Tore schießen? Wenn man sich die Reaktion von Stöger auf die Behauptung von Express-Haubrichs anhört, sieht's danach aus. Der viel wissende Schreiber meinte: „Es gibt viele, die halten ein 0:0 für die wahrscheinlichste Ausgang <ehe öhe räusper> für den wahrscheinlichsten Spielausgang. Glaubst du es werden Tore fallen?“ Antwort Stöger (herausfordernder Tonfall): „Wer ist viele?“ Nach etwas Haubrichs-Gestammel dann weiter Stöger: „Ich könnt mit einem 0:0 leben, aber das ist nicht das wahrscheinlichste Ergebnis.“
 
Fehlentscheidung in der Nachspielzeit
Unser Trainer hat Recht gehabt, es gab kein 0:0, leider. Ich hatte mich schon über den glückliche Punktgewinn gefreut, wenigstens keine Derby-Klatsche. Die wäre nämlich trotz einer insgesamt sehr gut organisierten Abwehrleistung auch drin gewesen. Zum Glück stand unser bester Mann heute im Kasten. War schon sensationell, wie Timo Horn einige Bälle geklärt hat. Und trotzdem gibt es wieder einmal Anlass, sich zu ärgern, sich so richtig zu ärgern. Echt, ich könnte wirklich kotzen (sorry, aber das anders auszudrücken, würde es nicht treffen), wie unfair das Gegentor in der Nachspielzeit zustande gekommen ist. Ich kopiere einfach mal einen Kommentar aus einer Facebook-Gruppe, weil der so knapp und zutreffend ist: „Tor durch einen Freistoß, der keiner war, durch einen Spieler der schon längst hätte mit Gelb-Rot auf der Bank sitzen müssen... BITTER.“
 
Ist der FC jetzt abgestiegen?
Wenn man die Kommentare ganz vieler Leute liest, wird’s wohl so sein. Jede, wirklich jede Aufstellung des Trainerteams wird nach den Spielen bekrittelt, jede Auswechslung hätte man grundsätzlich anders machen müssen. Die restlichen Spiele sind unerheblich, die anderen Abstiegskandidaten werden ununterbrochen punkten, und der FC gewinnt sowieso kein Spiel mehr. Leute, Leute, ja, man soll realistisch bleiben und die Abstiegsgefahr im Auge behalten. Aber alles schlecht reden ist genau so daneben wie alles zu optimistisch darzustellen. Der FC ist seit drei Jahren auf einem guten Weg, in dieser Saison geht es einzig und allein darum, die Klasse zu halten. Das Ziel ist absolut realistisch, und im nächsten Jahr kommt der nächste Schritt.
 
Und jetzt muss man leider stoppen und ein vielleicht einfügen. Leider wird die FC-Führung nach den Vorfällen in der Gästekurve in Mönchengladbach die geschäftliche Seite schon wieder neu überdenken müssen. Es wird eine ganz gewaltige Summe fehlen, die man in den Kauf eines neuen Spielers hätte investieren können, weil das DFB-Gericht seiner ebenso konsequenten wie falschen Handlungsweise treu bleiben wird. Der Verein wird für das Verhalten anderer bestraft, auf das man in letzter Konsequenz nur sehr begrenzt regulierend eingreifen kann. Man muss kein Wahrsager sein, um vorherzusehen, dass es als Strafe neben einem voraussichtlich sechsstelligen Geldbetrag für den unter Bewährung stehenden 1. FC Köln einen Zuschauerausschluss bis hin zum Geisterspiel geben wird.
 
Derby am Karnevalssamstag – warum?
Eins voraus: Es geht nicht darum, für das Verhalten einiger Leute, die mit aller Gewalt alles daran setzen, dem 1. FC Köln zu schaden, auch nur ansatzweise Verständnis aufzubringen. Wenn aber die Verantwortlichen des DFB keine andere Idee haben, als dieses Spiel in der Saisonplanung auf den Karnevalssamstag zu terminieren, dann haben diese Herren eine gewaltige Mitschuld daran, dass Vermummte sich Zugang zu den Besucherrängen verschaffen können. Bei soviel Naivität drängt sich einem fast schon der Gedanke auf, dass diese Spielansetzung sogar beabsichtigt gewesen ist.
 
Nutznießer der Ansetzung waren die Leute, die den Fußball missbrauchen, um ihre krankhafte Selbstdarstellung zu inszenieren. Selten war es leichter, Pyro-Material ins Stadion zu schmuggeln. Auch wenn eine klare Rote Karte für die Mönchengladbacher Eingangskontrolle angesagt ist, wäre es immer noch möglich gewesen, die Drahtzieher und Zündler im Block rechtzeitig auszumachen und den ganzen Mist zu verhindern. Wurde aber nicht. Die Pyro-Befürworter argumentieren ja immer so gerne, dass ohne ihre ach so wunderbaren Choreos im Stadion überhaupt nix los wäre, Stimmung gleich tote Hose und so. Ja toll, ihr könnt mir mit euren netten Riesenbannern und all dem Drum und Dran genau so gestohlen bleiben, wie damals die rund um das Spielfeld marschierenden Bundeswehr-Tschingderassa-Bumm-Kapellen. War zeitweise richtig nervend, wie die manchmal sogar den Anpfiff verzögert haben, weil sie ihre Formation noch zu Ende marschieren mussten. Und genau so nervend sind heute für den größten Teil der Zuschauer im Stadion, für die FC-Mitglieder und Fans selbst ernannte Stimmungsmacher, die als Preis für die Stimmung das Recht auf den Verstoß gegen Auflagen einfordern. Es ist prima, wenn Fangruppen wie die WH Spenden sammeln oder sich (um die Weihnachtszeit herum) sozial engagieren. Soziales Engagement ist normalerweise uneigennützig, es dann bei Bedarf gegen Straftaten von Mitgliedern aufzurechnen, das ist mehr als peinlich.
 
Freuen wir uns also auf das DFB-Urteil. Freuen wir uns darauf, dass die Chaoten sich für das kommende Heimspiel gegen Hannover eine Beleidigt-sein-Choreo ausdenken werden. Es ist ja so schön, wenn man sich als armes benachteiligtes Schmuddelkind darstellen kann. Oder sollten sich tatsächlich die mit etwas mehr Vernunft und Hirn Beschenkten durchsetzen und in irgend einer Form in der Kurve demonstrieren, dass sie sich von den Chaoten und Tätern dieses Samstags distanzieren?
 
Deniz und die Karten
Ich habe nix gegen Deniz Aytekin, der gute Mann wird oft viel schlechter gemacht, als er ist. Aber heute schließe ich mich Peter Stöger an, der beim Anschauen des Nichtfouls und des Über-die eigenen-Füße-Stolperers Hrgota nach dem Spiel auf Sky anmerkte: „Dann schließt sich da der Kreis bei einigen merkwürdigen Entscheidungen.“ Aytekin wird wohl eingefallen sein, dass Valentinstag ist, und da schickt man den armen Xhaka nicht vom Platz, auch wenn es die Regel so verlangt hätte ... und da schenkt man einem wie wild winkenden Linienrichter in der Nachspielzeit einen Moment der vollen Zuneigung der hinter ihm stehenden Gladbach-Fans und stimmt seiner Fehlentscheidung zu. Bravo, jetzt hatte ich mich ein wenig beruhigt und jetzt bin ich stimmungsmäßig wieder da, wo ich am Anfang des Schreibens war. Es ist sowas von Sch****.
 
Max Günter Jagodzinska
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Montag, 9. Februar 2015

HEIMSIEG – WAS IST DAS?


Wenn eine Mannschaft die Räume eng macht, muss man einfach schneller durchspielen, und das hat der FC ab der 60. Minute in der ein oder anderen Situation ganz gut gemacht. So hat es jedenfalls Timo Horn nach dem erneuten Heim-Unentschieden gegen den VfB Stuttgart gesehen. Die „ein oder andere Situation“ täuscht zwar nicht darüber hinweg, dass es insgesamt etwas dürftig war, was beide Mannschaften abgeliefert haben, aber Optimisten wie ich - und das sind wir im Grunde genommen doch alle irgendwie – glauben, darin einen winzig kleinen Fortschritt im so oft erwähnten Entwicklungsprozess erkennen zu dürfen. Die äußerst vorsichtige Formulierung kann am Samstagabend hoffentlich etwas zuversichtlicher ausfallen, wenn die Mannschaft es geschafft haben sollte, Ernst zu machen mit dem Vorsatz von Timo Horn: „Für Samstag müssen wir uns vornehmen, dass wir das von der ersten Minute an einfach machen.“ Genau, der FC spielt zu Hause gegen einen Mitaufsteiger, der sich gerade in den Sinkflug begeben hat. Da wäre es ganz schön blöd, den mit einem Punktverlust zu bremsen.

Kein Trömmelche

Ich habe bis zur letzten Sekunde gehofft, dass der Ball doch noch hinter Kruse im Paderborner Kasten einschlägt, sei es durch ein doofes Selbsttor, wie es später dem HSV zwei Mal geschenkt worden ist oder durch einen hammermäßigen Fernschuss. Aber wieder nix. Datt Trömmelche jeht nit mih und das Kölner „Heimspiel-nicht-gewinnen-Gen“ (siehe Bericht letzte Woche) bleibt in Müngersdorf dominant. Übersetzung: Es gab mal wieder keinen Anlass, das FC-Torlied erklingen zu lassen, und Kölns Stürmer vergaben selbst hochkarätige Torchancen kläglich. Kurzform: Endergebnis 0:0.

Think positive

Was macht man nach so einem Spiel? Auf keinen Fall innerhalb der ersten halben Stunde nach dem Abpfiff auf Twitter, Facebook oder sonst wo einen Kommentar loswerden, das geht erfahrungsgemäß zu mindestens 95 % ins Auge. Was tun? Am besten erst Mal tief durchatmen, Augen zu und die Gedanken sortieren. Da kommt eine Gastmannschaft, die darauf aus ist, einen Punkt mitzunehmen. Eventuell einen Zufallstreffer landen und sogar als Sieger vom Platz gehen. Das haben wir in der Hinrunde mehrfach ertragen müssen. Jetzt gab es zwei mal hintereinander die gleiche Voraussetzung, aber zum Glück mit einem besseren Ergebnis. Der Lattentreffer von Stuttgart war verdammt eng, der eine Eckball von Paderborn war verdammt eng, aber beide nicht drin. Dazu kommt, dass die Torchancen vom FC wieder mehr und mehr werden. Also, ich bin jedenfalls guter Hoffnung, dass es schon sehr bald wieder einen Heimsieg geben wird. So, das war mein Versuch, mich auf positive Art abzuregen. Hat halbwegs geklappt.

In den Netzwerken sind ja ganz schön viele Leute unterwegs, bei denen das offensichtlich nicht geklappt hat. Dabei ist die Absicht, „Spieler in die Tonne kloppen“ zu müssen noch ein eher harmloses Statement, andere begeben sich noch ein ganzes Stück weiter auf der Aggressionschiene – die nur ins Abseits führen kann. Entschuldigung, aber da erlaube ich mir die Frage, ob die noch richtig ticken? Zur Erinnerung: Der FC hat in der Rückrunde noch kein Spiel verloren und noch kein Gegentor kassiert. Fünf Punkte aus drei Spielen, ist das gar nichts? Der FC steht punktemäßig voll im Soll. Wo die Punkte gesammelt wurden, interessiert nach dem 34. Spieltag keinen mehr, Hauptsache es sind genug, um mindestens Platz 15 zu halten. Dämliche, teils zynische Bemerkungen und Kommentare gibt’s doch von anderer Seite mehr als genug, da sollten sich FC-Fans eigentlich dafür zu schade sein, den eigenen Verein mies zu machen. So, das musste jetzt sein. Aber nicht falsch verstehen, ich kritisiere selbst auch so manche Entscheidung des Trainergespanns. Aktuell zum Beispiel: Risse gegen Paderborn auf die Bank setzen – nee, für mich nicht nachvollziehbar. Oder in der Hinrunde: Mavraj für Maroh bringen und die bewährte Abwehrformation auseinander nehmen – habe ich kein Verständnis für. Mimosenhafte Reaktionen vom Trainer nach leichten Ansätzen berechtigter Kritik – was soll das, wer überschwänglichen Jubel nach Erfolgen genießt, muss sich auch mal enttäuschten Stimmen stellen.

FC Auswärtssieg – kein Karnevalsscherz

Ach ja, der FC, seit 1964 (erstes Spiel live in Müngersdorf gesehen) macht der mich Woche für Woche bekloppt, übernimmt das Kommando über meine Stimmungslage und kostet mich Zeit, Nerven und Geld … Sich dagegen wehren? No chance! Also steigert sich jetzt im Verlauf der Woche mal wieder der Adrenalinspiegel und erreicht am Samstag einen Höchstwert. Im Moment glaube ich noch, dass von einem 4:0 Auswärtssieg bis zu einer genau so hohen Schlappe alles drin ist. Ein 0:0 in Mönchengladbach wäre sicher auch für notorische Nörgler ein Ergebnis, an dem es nichts zu nörgeln gäbe. Gar nicht auszudenken, was ein knappes 1:0 für Kölle am Karnevalssamstag für Emotionen frei setzen würde. Egal, ob die anderen besser gewesen wären, ob verdient oder nicht, damit wäre für längere Zeit erst Mal Schluss mit dem ständigen Hinterfragen von Aufstellungen und Auswechslungen – es wäre feiern angesagt, feiern und nix anderes, und dann am Karnevalssonntag und am Rosenmontag weiter feiern und der Aschermittwoch würde ausfallen. Ich träume mal weiter und lasse mich dabei nicht stören – von keinem!

Der unflätige Herr Schmidt

Herrlich, herrlich, der Platzverweis vom gelernten Werkzeugmechaniker mit erfolgreicher Ausbildung zum Fußballtrainer Roger Schmidt beim Spiel in Bremen. Der Mann, der im April 2014 von einem Konzernverein in Österreich zum nächsten in Deutschland gewechselt ist (passt also), hat vielleicht sogar Recht gehabt, als er mit der Pfeiferei vom Schiri nicht so ganz einverstanden war. Der arme Tobias Stieler war als vierter Offizieller am Seitenrand aber ganz und gar nicht damit einverstanden und hat bei seinem Chef Peter Sippel gepetzt, dass Herr Schmidt böse Wörter gesagt habe. Die müssen derart böse gewesen sein, dass die Umgangsformen der gesamten Fußballgesellschaft in Verruf zu geraten drohten. Klarer Fall also, es gab nur eine Möglichkeit und die hieß: Rote Karte wegen „unflätigen Vorsichhinschimpfens“. Ich freue mich richtig auf das Spiel, in dem Tobias Stieler mal an Jürgen Klopp oder Christian Streich gerät.
Max Günter Jagodzinska
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Donnerstag, 5. Februar 2015

KÖLNER HEIMSIEG GEGEN VFB VERTAGT


Nach dem Sieg in Hamburg drohen nun zwei Heimspiele innerhalb von vier Tagen. Vielleicht hat ja jemand im Trainerstab den Schalter gefunden, den man umlegen muss, damit der Schwung aus einem überraschenden Auswärtssieg mitgenommen wird und endlich mal wieder auch zu Hause drei Punkte eingefahren werden. Wie hat doch ein User in einer Facebook-Gruppe so treffend geschrieben: „I'm tired of poor results at Müngersdorf.“ Da kann ich nur antworten: „Yes, ich och.“

Wie die Stuttgarter geknackt werden könnten, hat Peter Stöger leider auf der Pressekonferenz nicht verraten, weil da ein ein „Trainerfuchs Platz nehmen“ würde auf der gegnerischen Bank. Leeven Pitter, seit wann muss denn der Geißbock Angst vor einem Fuchs haben? Aber gut, es geht schließlich um nicht weniger, als einen Mitbewerber im Kampf um den Klassenerhalt auf Distanz zu halten, bestenfalls auf acht Punkte davonziehen. Schlechtestenfalls würde der Vorsprung auf zwei magere Pünktchen schrumpfen. Aber so weit wird es nicht kommen, weil der Fuchs Stevens sein Team auf einen Punkt einstellen wird.

Genetik ist schuld

Flutlicht an – Hymne zelebriert – Schiri Tobias Stieler pfeift die Partie an. Und es kommt so, wie es kommen muss, es plätschert so dahin. Schön anzusehen auf Sky, wie mein Lieblings-Assistent (weil ich den immer auf Anhieb erkenne) Sascha Thielert Slavomir Peszko sein schönstes Lächeln in Großaufnahme zeigt, als er in der 21. Minute eine Abseitsstellung abgewunken hat. Apropos Peszko – was haben die denn mit dem gemacht? Wird in der 34. Minute gefoult, in der 37. Minute wieder gefoult, und nix passiert. Kein Ausraster, wie noch vor wenigen Wochen, noch nicht einmal ein böser Blick, geht einfach weg und spielt weiter. Wer hätte das gedacht, das aus dem Jungen mal ein vorbildlicher Fair-Play-Spieler wird. Ehm, ja, zum Spiel selbst gibt’s nicht viel zu sagen.

In der Halbzeit kommt mit dem kölschen Tünn, Toni Schumacher, die Erleuchtung, warum der FC zu Hause erneut so spielt, wie er es zwar eigentlich nicht soll, aber trotzdem immer tut. Da sagt der doch tatsächlich in das Sky-Mikrofon: „Die Spieler können nicht ihre ganze Genetik über den Haufen schmeißen.“ Ach so, jetzt verstehe ich das endlich, die haben bei der Geburt alle das „Heimspiel-nicht-gewinnen-Gen“ verpasst bekommen. Mein lieber Tünn, wie kann man nur so einen Blödsinn reden, oder hat dich der Anblick der nett-adretten Interviewerin Esther Sedlaczek sooo sehr aus dem Konzept gebracht? Dem dann folgenden Gestammel nach zu urteilen, muss es so gewesen sein.

Doppelwechsel früher?

Vielleicht hätte es zu einem Sieg gereicht, wenn der Doppelwechsel Gerhardt / Finne für Vogt / Peszko schon zur Halbzeit erfolgt wäre. Kann sein, hätte aber auch nach hinten los gehen können. Nach hinten ging auch der Ball in der 57. Minute, als Timo Horn den Ball ziemlich falsch eingeschätzt hat und ihn gerade noch an die Latte lenken konnte. Mannomann, was für eine Schrecksekunde mit Erinnerungs-Flashbacks an dämliche Gegentreffer gegen Berlin, Freiburg usw. Danach war eigentlich ziemlich klar, dass das Fußball-Orakel ein 0:0 vorgesehen hatte. Also bleibt uns Fans nichts anderes übrig, als mit dem Punktgewinn zufrieden zu sein. Hmm, nein, nicht zufrieden zu sein, sondern uns damit abzufinden … ja, das passt besser.

Finne, das Schnäppchen

Ob wir uns damit abfinden müssen, dass unser Schnäppcheneinkauf Bard Finne immer zehn Top-Chancen braucht, um einmal das Tor zu treffen, wird sich zeigen, Ja ja, der ist noch jung, lass dem mal etwas Zeit und so ähnliche Kommentare, lasse ich nicht gelten. Sorry, aber es ist mir kackegal, wie jung oder wie alt jemand ist, der in einem Erstligaspiel eingesetzt wird. Bin echt gespannt, ob sich meine früher abgegebene Einschätzung „Fehleinkauf“ beim Norweger als richtig erweisen sollte, ich würde mich gerne irren.

Nun geht es am Samstag gegen den abstürzenden SC Paderborn. Mann, da sollte es aber wirklich zu einem Heimsieg reichen. Stöger hat vor dem Stuttgart-Spiel gesagt: „Wir genießen das, zu Hause spielen zu dürfen“, und hat auf die sensationelle Unterstützung durch die Fans hingewiesen. „Herr Stöööger, wir Fans möchten auch genießen!“

Was es sonst noch gibt

Als am Montag die Sechs-Spiele-Sperre für Schalkes Huntelaar angesagt wurde, war ich ja doch etwas überrascht. Sechs Spiele, ganz schön viel Holz. Dass das Urteil jetzt auf Bewährung ausgesetzt worden ist, ist ja eine echt lustige Sache. Ehrlich gesagt, ich finde die Neuerung mit der Sperre auf Bewährung albern. Als ob die Spieler sich deswegen auf dem Spielfeld anders verhalten würden. Wenn einem die Sicherung durchgeht, dann hilft auch keine Bewährung im Hinterkopf. Oder glaubt jemand im Ernst, dass der Klaas-Jan zum Beispiel beim nächsten Rettungseinsatz als letzter Mann die Grätsche nicht ausfahren wird und anfängt zu überlegen. Vielleicht hilft es, einen Bewährungshelfer an der Seitenlinie auflaufen zu lassen, der mit dem Spieler in Funkkontakt ist ...
 
Max Günter Jagodzinska
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Sonntag, 1. Februar 2015

1. FC KÖLN - VON ORLANDO ZUM SIEG NACH HAMBURG


FC-Trainingslager im Winter in Orlando im Sonnenstaat Florida, hurra. Orlando, die Touristen-Hauptstadt der USA mit Attraktionen für die ganze Familie. Das war doch mal ein gefundenes Fressen für jede Menge Berichte, die mit Fußball so viel zu tun haben wie der HSV mit der Deutschen Meisterschaft 2015. Und dann wird der 1. FC Köln auch noch Sieger im „Florida Cup“. Ich habe eine Zeit lang überlegt, welche Themen in der Winterpause nicht den Status des leicht überflüssigen bis stark nervenden Beitrags à la „Kevin Vogt hat im Training einen leichten Schlag auf den Knöchel bekommen“ haben würden. Den Quatsch zu lesen macht ja ab und zu sogar Spaß, aber selbst schreiben??? Ne, kein Bock auf Spekulationen über mögliche Transfers und unmögliche Stadionerweiterungen?

Zoller fort – kein Verlust

Keine Spekulation mehr ist die etwas überraschend kommende Ausleihe von Zweitliga-Torjäger Simon Zoller dorthin, wo er hingehört. Ich könnte ja jetzt darauf hinweisen, dass ich diesen Einkauf von Anfang an irgendwo zwischen ziemlich überflüssig und sinnlos eingeordnet habe – oft genug geschrieben habe ich es jedenfalls in den letzten Monaten. Ich bin mir relativ sicher, dass er am Ende der Saison nicht zurück zum FC will. Man kann Wetten darauf abschließen, zu welchem Zeitpunkt dann irgendwo zu lesen sein wird, dass Zoller irgend jemand anderem die Schuld für seine Nichtleistung in Köln geben wird.

Topfit nach Hamburg

Wir sind topfit“, hat Kevin Vogt vor dem Rückrunden-Auftaktspiel beim HSV verkündet. Das hört sich schon mal gut an. Besser noch Peter Stöger auf der Pressekonferenz: „Ich sehe uns stärker, als das im Herbst war.“ Zu der ganzen Aufregung um den Eduardo-Transfer übrigens meinte er, auf das Platzen des Deals angesprochen: „Dann wird es eben nix.“ Das war mal ne richtig gute Ansage, aber zurück zum Hamburg-Spiel. Die waren auch in einem Trainingslager und haben sich laut Trainer Josef Zinnbauer in Dubai unter Traumbedingungen vorbereitet und brennen darauf, so schnell wie möglich aus der Abstiegsregion raus zu kommen.

Mit meiner Prognose nach dem Saisonauftakt in Müngersdorf habe ich ja so ziemlich daneben gelegen. Nach dem 0:0 habe ich die Hamburger als „eine ganz andere Truppe, die diesmal mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird“ eingestuft. Meine damalige Fehleinschätzung gefällt mir allerdings heute recht gut, sollen die ruhig da unten drin bleiben. Beide wollen nun also direkt mit dem Punktesammeln loslegen. Sehr schwierig einzuschätzen, ob in Hamburg für den FC mehr drin ist als eine Punkteteilung. Bin echt gespannt, ob die Verletztenmisere der Gastgeber wirklich so dramatisch ist, wie es aus deren Statements herauszuhören war. Bin echt gespannt, ob sich der FC ohne Personalsorgen als bärenstarker Gast präsentieren und die Punkte mitnehmen wird.

Rudelgucken im „Quetsch“
 
 

Auf geht’s – nach Rodenkirchen ins Brauhaus Quetsch. Rudelgucken mit den Mädels und Jungs vom Fan-Club FC Echo ist angesagt. Zum Auftakt der Rückrunde sind wir (mein Sohn und ich) zum ersten Mal dabei. Dies an sich ist für die meisten uninteressant, aber eine so geile Stimmung muss einfach erwähnt werden. Es hat einfach Spaß gemacht, mit der bunt zusammen gewürfelten Fangruppe das Spiel auf der Großleinwand zu verfolgen. Im Stadion gibt’s ja diese 57 kleinen Zimmer namens Loge, manche sogar mit einem VIP davor. Irgendwie hat so ein Rudelgucken eines Auswärtsspiels in einer kölschen Kneipe etwas davon, und zwar im positiven Sinn. Das sind Stadion-externe Logenbereiche mit der geballten Stimmung der Südkurve, mit einer ganz, ganz packenden Atmosphäre, in der das Fansein für 90 Minuten und etwas mehr zur Lebenseinstellung wird. Kollektiver Stolz macht sich breit, als die mitgereisten 5000 FC-Fans im Volksparkstadion sich lautstark bemerkbar machen. „Hörste datt, datt sind unsere Jungs.“

Marcel Risse Doppelpack

Die Auswärtsstärke des FC scheint noch stärker zu sein als in der Hinrunde. Der Sieg beim HSV war mehr als verdient. Spielbericht brauchen wir hier nicht, wir haben alle selbst gesehen, dass Risse zwei eiskalte Tore gemacht hat, Chancenauswertung Note 1+. Wir haben auch gesehen, dass Olkowski diesmal mehr neben sich her gelaufen und Timo Horn auf der Linie Weltklasse ist, dass Tony Ujah seinen Killerinstinkt für Stuttgart aufbewahrt hat - und dass die Mannschaftsleistung so gut ist, dass wir auch ohne einen Neuzugang auskommen können.

Wird Zeit, dass das langsam aber sicher ziemlich nervige Transferfenster geschlossen wird. Wenn dann in den nächsten paar Stunden noch ein Knaller dadurch springen und beim FC landen würde, auch gut. Wenn nicht, dann wird Yuya Osako uns wie eine aufgehende Lotosblüte im japanischen Frühling mit Schönheit in Spielkultur verzaubern und Tore ohne Ende auflegen und Patrick Helmes unter den Händen eines Wunderheilers aus dem Reich der Vulkanier … is gut, hör auf zu spinnen, Alter. Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal darauf, unser Team am Mittwoch gegen Stuttgart zu supporten und darauf zu hoffen, dass endlich, wirklich endlich, der Auswärtserfolg zu Hause, am besten gleich im Doppelpack gegen Paderborn, so richtig veredelt wird.

Wer jetzt noch Lust hat, weiterzulesen, kann sich meine Erkenntnisse über Wintersport-Kommentatoren zu Gemüte führen: Sport in der Winterpause – Wintersport. Da gab's ja ein ziemlich großes Angebot wie Skispringen oder Biathlon, richtig gute Sportarten eigentlich, mit richtig guten Typen. Aber Leute, wenn wir uns immer wieder (meistens zu Recht, siehe Torsten Kunde am Samstag) über Fußball-Kommentatoren aufregen, dann empfehle ich, sich mal die Herren anzutun, die an den Sprungschanzen und Schießständen geredet haben. Das war teils wirklich nicht mehr zum Aushalten, wie die „unsere deutschen Sportler“ hochgejubelt haben. Es wurde nicht direkt ausgesprochen, dass man den Konkurrenten aus Nichtdeutschland beim Skispringen den Sturz bei der Landung, den Schützen beim Biathlon das Verfehlen der Schießscheiben an den Hals wünschte, aber es war mehr als einmal und mehr als deutlich herauszuhören. Peinlich bis oberpeinlich, das haben die Sportler weder nötig noch verdient.
 
 Max Günter Jagodzinska
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