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Sonntag, 1. Februar 2015

1. FC KÖLN - VON ORLANDO ZUM SIEG NACH HAMBURG


FC-Trainingslager im Winter in Orlando im Sonnenstaat Florida, hurra. Orlando, die Touristen-Hauptstadt der USA mit Attraktionen für die ganze Familie. Das war doch mal ein gefundenes Fressen für jede Menge Berichte, die mit Fußball so viel zu tun haben wie der HSV mit der Deutschen Meisterschaft 2015. Und dann wird der 1. FC Köln auch noch Sieger im „Florida Cup“. Ich habe eine Zeit lang überlegt, welche Themen in der Winterpause nicht den Status des leicht überflüssigen bis stark nervenden Beitrags à la „Kevin Vogt hat im Training einen leichten Schlag auf den Knöchel bekommen“ haben würden. Den Quatsch zu lesen macht ja ab und zu sogar Spaß, aber selbst schreiben??? Ne, kein Bock auf Spekulationen über mögliche Transfers und unmögliche Stadionerweiterungen?

Zoller fort – kein Verlust

Keine Spekulation mehr ist die etwas überraschend kommende Ausleihe von Zweitliga-Torjäger Simon Zoller dorthin, wo er hingehört. Ich könnte ja jetzt darauf hinweisen, dass ich diesen Einkauf von Anfang an irgendwo zwischen ziemlich überflüssig und sinnlos eingeordnet habe – oft genug geschrieben habe ich es jedenfalls in den letzten Monaten. Ich bin mir relativ sicher, dass er am Ende der Saison nicht zurück zum FC will. Man kann Wetten darauf abschließen, zu welchem Zeitpunkt dann irgendwo zu lesen sein wird, dass Zoller irgend jemand anderem die Schuld für seine Nichtleistung in Köln geben wird.

Topfit nach Hamburg

Wir sind topfit“, hat Kevin Vogt vor dem Rückrunden-Auftaktspiel beim HSV verkündet. Das hört sich schon mal gut an. Besser noch Peter Stöger auf der Pressekonferenz: „Ich sehe uns stärker, als das im Herbst war.“ Zu der ganzen Aufregung um den Eduardo-Transfer übrigens meinte er, auf das Platzen des Deals angesprochen: „Dann wird es eben nix.“ Das war mal ne richtig gute Ansage, aber zurück zum Hamburg-Spiel. Die waren auch in einem Trainingslager und haben sich laut Trainer Josef Zinnbauer in Dubai unter Traumbedingungen vorbereitet und brennen darauf, so schnell wie möglich aus der Abstiegsregion raus zu kommen.

Mit meiner Prognose nach dem Saisonauftakt in Müngersdorf habe ich ja so ziemlich daneben gelegen. Nach dem 0:0 habe ich die Hamburger als „eine ganz andere Truppe, die diesmal mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird“ eingestuft. Meine damalige Fehleinschätzung gefällt mir allerdings heute recht gut, sollen die ruhig da unten drin bleiben. Beide wollen nun also direkt mit dem Punktesammeln loslegen. Sehr schwierig einzuschätzen, ob in Hamburg für den FC mehr drin ist als eine Punkteteilung. Bin echt gespannt, ob die Verletztenmisere der Gastgeber wirklich so dramatisch ist, wie es aus deren Statements herauszuhören war. Bin echt gespannt, ob sich der FC ohne Personalsorgen als bärenstarker Gast präsentieren und die Punkte mitnehmen wird.

Rudelgucken im „Quetsch“
 
 

Auf geht’s – nach Rodenkirchen ins Brauhaus Quetsch. Rudelgucken mit den Mädels und Jungs vom Fan-Club FC Echo ist angesagt. Zum Auftakt der Rückrunde sind wir (mein Sohn und ich) zum ersten Mal dabei. Dies an sich ist für die meisten uninteressant, aber eine so geile Stimmung muss einfach erwähnt werden. Es hat einfach Spaß gemacht, mit der bunt zusammen gewürfelten Fangruppe das Spiel auf der Großleinwand zu verfolgen. Im Stadion gibt’s ja diese 57 kleinen Zimmer namens Loge, manche sogar mit einem VIP davor. Irgendwie hat so ein Rudelgucken eines Auswärtsspiels in einer kölschen Kneipe etwas davon, und zwar im positiven Sinn. Das sind Stadion-externe Logenbereiche mit der geballten Stimmung der Südkurve, mit einer ganz, ganz packenden Atmosphäre, in der das Fansein für 90 Minuten und etwas mehr zur Lebenseinstellung wird. Kollektiver Stolz macht sich breit, als die mitgereisten 5000 FC-Fans im Volksparkstadion sich lautstark bemerkbar machen. „Hörste datt, datt sind unsere Jungs.“

Marcel Risse Doppelpack

Die Auswärtsstärke des FC scheint noch stärker zu sein als in der Hinrunde. Der Sieg beim HSV war mehr als verdient. Spielbericht brauchen wir hier nicht, wir haben alle selbst gesehen, dass Risse zwei eiskalte Tore gemacht hat, Chancenauswertung Note 1+. Wir haben auch gesehen, dass Olkowski diesmal mehr neben sich her gelaufen und Timo Horn auf der Linie Weltklasse ist, dass Tony Ujah seinen Killerinstinkt für Stuttgart aufbewahrt hat - und dass die Mannschaftsleistung so gut ist, dass wir auch ohne einen Neuzugang auskommen können.

Wird Zeit, dass das langsam aber sicher ziemlich nervige Transferfenster geschlossen wird. Wenn dann in den nächsten paar Stunden noch ein Knaller dadurch springen und beim FC landen würde, auch gut. Wenn nicht, dann wird Yuya Osako uns wie eine aufgehende Lotosblüte im japanischen Frühling mit Schönheit in Spielkultur verzaubern und Tore ohne Ende auflegen und Patrick Helmes unter den Händen eines Wunderheilers aus dem Reich der Vulkanier … is gut, hör auf zu spinnen, Alter. Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal darauf, unser Team am Mittwoch gegen Stuttgart zu supporten und darauf zu hoffen, dass endlich, wirklich endlich, der Auswärtserfolg zu Hause, am besten gleich im Doppelpack gegen Paderborn, so richtig veredelt wird.

Wer jetzt noch Lust hat, weiterzulesen, kann sich meine Erkenntnisse über Wintersport-Kommentatoren zu Gemüte führen: Sport in der Winterpause – Wintersport. Da gab's ja ein ziemlich großes Angebot wie Skispringen oder Biathlon, richtig gute Sportarten eigentlich, mit richtig guten Typen. Aber Leute, wenn wir uns immer wieder (meistens zu Recht, siehe Torsten Kunde am Samstag) über Fußball-Kommentatoren aufregen, dann empfehle ich, sich mal die Herren anzutun, die an den Sprungschanzen und Schießständen geredet haben. Das war teils wirklich nicht mehr zum Aushalten, wie die „unsere deutschen Sportler“ hochgejubelt haben. Es wurde nicht direkt ausgesprochen, dass man den Konkurrenten aus Nichtdeutschland beim Skispringen den Sturz bei der Landung, den Schützen beim Biathlon das Verfehlen der Schießscheiben an den Hals wünschte, aber es war mehr als einmal und mehr als deutlich herauszuhören. Peinlich bis oberpeinlich, das haben die Sportler weder nötig noch verdient.
 
 Max Günter Jagodzinska
mail: 1951er@jago1.de
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