Start zum Königsrennen |
„Die unwiderrufliche
Deadline ist 16.15 Uhr“, verkündete besorgt Wolfgang Sieben,
Moderator des traditionellen Schubkarrenrennes am Jackerather
Kirmesmontag. Es war bereits kurz nach 16 Uhr, und es hatten sich
immer noch keine Bewerber für das letzte Rennen des Tages gefunden,
in dem die Klompenkönigswürde 2017 ausgelaufen werden sollte.
Drohte nach langen Jahren mit klompenfesten Königinnen und Königen
ein königsloses Jahr? Sollte der amtierende König Renee Weißen die
Königskette keinem Nachfolger umhängen können? Angst machte sich
breit … aber nein, nicht doch in Jackerath. Es waren noch zwölf
Minuten bis zum Ablauf des Ultimatums. Sieben schlug vor, man könne
sich so lange auf der Straße mit tanzen, singen und Blödsinn machen
die Zeit vertreiben. Spontan machte man sich zur Überbrückung der
Zeit den Spaß, die längste rekordverdächtige Jackerather
Ruderkette auf die Straße zu setzen.
Am frühen
Nachmittag war der Festzug mit Marschmusik des Marine-Spielmannszugs
unter lautem Klompen-Klappern zum Schubkarrenrennenstartplatz
marschiert. Dort herrschte bei optimalen spätsommerlichen
Temperaturen beste Stimmung, Wolfgang Sieben übernahm das Mikrofon
und sorgte mit viel Umsicht und lockeren Sprüchen dafür, dass der
Ablauf der Team- und Kinderrennen planmäßig über die Bühne ging.
Dass es nicht so einfach ist, wie es bei Klompenrennenkönnern
aussieht, war an der Zahl der vielen Kugelabroller von den
Schubkarren zu erkennen. Der Spaß stand im Vordergrund, aber
verlieren wollte keiner, auch wenn jeder Teilnehmer eine Siegprämie
in Form von Schokolade oder Getränkebons bekam. Zur besonders
anstrengenden „Großen Dorfrunde auf Zeit“ sollte man nur
antreten, wenn man halbwegs fit ist. In Top-Form fühlten sich Lars
Eggebrecht, Basti Faulhammer, Stefan Mülheims, Adalbert Schößer
und Dirk Schößer, die sich den Strapazen der Berg- und Talstrecke
stellten. Nach eher gemütlichen neun Minuten und 45 Sekunden schob
Stefan Mülheims seine Schubkarre als erster über die Ziellinie.
„Noch
120 Sekunden und wir haben keinen König“, klang es drohend aus den
Lautsprechern. Nicht mit den Jackerather Gepflogenheiten vertraute
Besucher fanden sich mit einer königslosen Zeit ab. Ein junger Mann,
der das Geschehen seit Jahren mit dem Fotoapparat verfolgt,
schmunzelte wissend: „Klar haben die Teilnehmer.“ Man begann
herunterzuzählen und ganz plötzlich, etwa zehn Sekunden vor Ablauf
der Meldefrist, hatte Wolfgang Sieben einen kleinen Zettel mit vier
Kandidatennamen in der Hand, die zum Königslauf antraten. Josef
Peter in Stellvertretung seiner verletzten Frau Heike, Dirk Schößel,
Peter Stock und Michael Waßen packten die Kugel auf die Karre,
nahmen die Schubkarrengriffe in die Hand und legten einen furiosen
Start hin. Für seine Frau legte Josef Peter sich mächtig ins Zeug,
ging unter dem Jubel der Klompenfans nach der Kehrtwende in Führung
und gab diese bis zum Ziel nicht mehr ab. Die Klompenkönigin 2017
heißt somit Heike Peter. Nach dem spannenden Finale ging es zurück
zum Festzelt, in dem unter Anderem die schönsten Klompen prämiert
wurden. Als Anreiz gab es für den Gewinner einige Stunden Freifahrt
mit einem von der Firma MG Fahrzeuge zur Verfügung gestellten 430 PS
starken Audi R8, der vorab neben dem Zelt zu bewundern war. Dieses
Geschoss fährt der Sieger dann besser nicht mit Klompen.
Zieleinlauf: Der Königinnen-Läufer Josef Peter |
Eine große Bildergalerie mit 50 Aufnahmen findet ihr hier:
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