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Sonntag, 26. April 2015

1. FC KÖLN BEENDET BAYERS SIEGESSERIE


und nun erwarten die Kölner einen Verein in Müngersdorf, dessen Führung genau so verzweifelt wie vergeblich zu erreichen versucht, in der Öffentlichkeit endlich als Traditionsverein wahrgenommen zu werden. Bayer Leverkusens Chef Michael Schade im Express: „Man kann sicherlich sagen, dass Bayer nicht so viele sichtbare Erfolge hatte, aber Tradition haben wir.“ Hört sich irgendwie an, als ob ein trotziges Kind von einem ganz tollen Spielzeug redet, das es beim Nachbarsjungen gesehen hat, und von dem es seitdem träumt. Aber richtig lauthals lachen musste ich bei Schades anschließender Feststellung: „Außerdem, wir werden in dieser Saison 15 von 17 Heimspielen so gut wie ausverkauft haben.“ Noch nicht mal alle Spiele so gut wie ausverkauft bei einem Stadion mit einer Kapazität von bescheidenen 30.210 Plätzen. Wow, was für ein Zuspruch … beschämend ist das.

 

Bard Finne - Vom Chancentod zum Goaljoker

Serienende, so oder so
Okay, als FC-Fan muss man anerkennen, dass die Betriebssportmannschaft des Bayer-Konzerns seit geraumer Zeit im Tabellenbild ein Stück weiter oben angesiedelt ist. Aber spielt das bei der aktuellen Begegnung eine Rolle? Eindeutig nein! Der FC ist in diesem Jahr in Müngersdorf noch unbesiegt, die Leverkusener halten sieben Siege in Folge dagegen. Mit Serien ist das etwas ganz Besonderes, sie gehen zu Ende oder weiter. Eins steht jedenfalls fest: Egal wie es am Samstagnachmittag nach den 90 Minuten steht, beides wird zutreffen. Mein Tipp für Samstag: Ende der Siegesserie, Bestand der Heimserie, der FC ist stark genug, dafür zu sorgen. Außerdem gibt es noch etwas geradezurücken nach dem Hinspiel, das so ganz und gar bescheiden ausgegangen ist.


Wie einst im Müngersdorfer Stadion

Wow, was für ein Spiel. Nach dem Abpfiff bin ich erst mal auf meinem Sitz stehen geblieben und habe die Stimmung so richtig aufgesogen, als die Mannschaft auf dem Rasen noch eine Fanrunde gedreht hat. Aber der Reihe nach. Vorher war ich auf dem Weg vom Parkplatz zum Stadion bei dem Mistregen so richtig durch und durch nass geworden. T-Shirt, Kapuzenpulli und Stadionjacke, alles pitschnass bis auf die Haut. Da ist mir nichts anderes übrig geblieben als ein Spontankauf am Fan-Shop. Das Kapuzensweatshirt „Braunfelsweg“ hat mich vor einer ernsthaften Erkältung gerettet. Kann ich übrigens echt empfehlen das Teil, richtig knuffelig und warm. Dann in W15 angekommen, die immer wieder spannende Frage nach den Sitznachbarn, die sich Leuten stellt, die wie ich (aus beruflichen Gründen) nur sporadisch ins Stadion gehen können. Rechts ein älterer Herr in meinem Alter, links ein Mann in den besten Jahren mit entsprechendem Wohlstandsbauch. Beide angenehm, da Nichtraucher und keine Dauernörgler, mehr will man ja gar nicht.


Und dann die geniale Stimmung von der ersten Minute an. Das war einfach nur ein Supergefühl, da mitten drin zu stecken. Packend und mitreißend, wie erfrischend mutig der FC die schwere Aufgabe (so hatte Stöger das Spiel vorher in der Pressekonferenz eingestuft) angegangen ist. Da war echt zu erkennen, dass die Mannschaft sich weiterentwickelt hat. Vom reinen Defensivmonster zum Defensivmonster mit zunehmendem Attackehunger. Hört sich vielleicht doof an, aber der Vergleich ist mir wohl eingefallen, weil ich zwischendurch die letzten Kapitel im Buch „Revival“ von Stephen King gelesen habe. Jedenfalls war zu sehen, dass jeder FC Spieler alles gegeben hat, so als ob man beweisen wollte, dass das Hinspiel-Ergebnis einfach nur falsch gewesen ist.


Kießling fällt mal wieder

Als dann der Aytekin den Elfer gepfiffen hat, war die Kulisse aber sowas von da, dass der Calhanoglu Muffen bekommen hat. Alleine der kollektive Jubel bei Timo Horns Rettungstat war das Kommen wert gewesen. Dass der Kießling sich übrigens mal wieder bei einer harmlosen Berührung hingeschmissen hat, macht ihn nicht nur mir noch unsympathischer, als er eh schon lange ist. Auch wenn ich ansonsten vom Bundestrainer Löw nicht viel halte, gefällt mir seine konsequente Nichtnominierung diesen Unsympathen. Der Löw wird schon seine Gründe dafür haben. Wie der FC sich nach dem Rückstand gegen die Niederlage gewehrt hat, musste einfach mit dem Ausgleich belohnt werden. Macht da tatsächlich der Finne, ich wollte es zuerst nicht glauben, der Bard Finne macht sein erstes Tor. Schade, schade, dass kurz danach die freche Bogenlampe von Marcel Risse nicht in den Winkel eingeschlagen ist, das wäre mehr als die Krönung gewesen. Aber gut, dieser Punkt besiegelt zu 97,5 % den Klassenerhalt. Wenn ich daran denke, dass der HSV in der letzten Saison mit 27 Punkten drin geblieben ist, dass Stuttgart mit 32 auf Platz 15 gelandet ist, dann bleibe ich dennoch vorsichtig. Aber sehr zuversichtlich vorsichtig, denn der HSV müsste bei jetzt 28 Punkten als 16. die nächsten drei Spiele gewinnen, um am FC vorbeizuziehen. Dass der FC vor vielen, vielen Jahren mal in einer Saison aus den letzten fünf Spielen nur einen Sieg zum Klassenerhalt gebraucht hätte und die alle vergeigt hat, das ist nur gaaanz weit hinten im Bewusstsein als allerletztes Warnsignal noch vorhanden.


Perfekter Schiri? - Gibt's nicht!

Schiedsrichter Aytekin pfeift Köln gegen Leverkusen was sagt ihr dazu? Gut oder schlecht?“, hat jemand vor dem Spiel in einer Facebook-Gruppe gefragt. Neben Kommentaren wie „dann brauchen wir gar nicht spielen“ bis zu derben Beleidigungen gab es einen Beitrag, den ich sehr gut finde. Uwe Weiler schrieb: „Ich bin auch nicht immer mit den Entscheidungen einverstanden und manchmal einfach nur zum Kotzen, aber hat jemand von den hier selbst ernannten Schiri-Fachleuten, schon mal ein Spiel gepfiffen ?? ( im Amateur oder Jugendbereich ) Glaubt mir, das ist schon nicht einfach, und in der Bundesliga geht das allen ein Tacken schneller. Und dann nutzt der Fiesling Wimmers (Korrektur: Es war Marohs Hintern) Hüfte als Abflugrampe, und der Schiri muss das im Bruchteil einer Sekunde entscheiden. Und dann noch mal eine Situation, wo wir profitieren, wo Bellarabi Brecko wegläuft und der hinfällt und einen Freistoß bekommt, lächerlich aber Glück für uns, also das hebt sich meistens auf.“

Kleines Banner etwas vergrößert - Bildmontage zum Nachdenken

Ganz nah dran am Klassenerhalt

Jetzt heißt es noch Augsburg, Schalke, Mainz und Wolfsburg, bin mal gespannt, wann der Klassenerhalt besiegelt wird. Könnte schon am kommenden Spieltag klappen: Der 1. FC Köln gewinnt in Augsburg, Paderborn verliert in Freiburg und Hamburg in Mainz und Stuttgart holt maximal einen Punkt in Schalke, das wär's schon!
 
Max Günter Jagodzinska
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Montag, 6. April 2015

VERLIER KNAPP- NUMMER 3


Freiburg, da war doch noch was – Anfang November in Müngersdorf – Anfang März im Breisgau. Im Nachhinein und mit zeitlichem Abstand betrachtet ist es schon merkwürdig, dass man sich gegen eine so einfach ausrechenbare Mannschaft gleich zweimal auskontern lässt. Nein nein, da ist nichts von wegen gleicher Augenhöhe und ähnlichen Feststellungen aus dem Lehrbuch der am meisten angewandten Phrasen. Die Freiburger werden in der Bundesliga bei allem Respekt niemals eine Rolle spielen, wie sie der FC einmal gespielt hat und irgendwann mal wieder spielen könnte (Achtung: Da steht „könnte“ nicht „wird“). Das hat jetzt nix mit Größenwahn oder Überheblichkeit zu tun, es ist ganz einfach eine logische Konsequenz auf Basis der vollkommen unterschiedlichen Möglichkeiten. Das viel beschriebene und in jüngerer Vergangenheit überwiegend beschrieene (gibt’s das so als Ableitung von „schreien“?) Umfeld macht den entscheidenden Unterschied bzw könnte ihn machen.

Versuch Nummer drei

Okay, nun hat der FC noch einen Versuch, aus dem in beiden vorherigen Spielen möglichen Sieg einen realen zu machen. Als Nebeneffekt würde man sich damit ein feines Punktepölsterchen auf die Region der Tabelle basteln, in der das ganze Drama des Absturzes spielt. Das Wort „Drama“ würde ich nicht verwenden, wenn nur Paderborn-ähnliche Truppen (das soll jetzt nicht abwertend sein) dort versammelt wären, aber wenn sich dort solche als Größen wahrgenommene Clubs wie der VfB Stuttgart und der HSV tummeln, kann man es schon mal strapazieren (andere tun das ja auch). Freiburg will da raus, das ist verständlich - aber wir FC-Fans wollen da nicht rein, und das ist für mich mehr als verständlich. Also, bitte bitte liebe FC-Spieler, man kann gegen Freiburg gewinnen, wirklich, das geht. Zwei Tore schießen, das sollte doch im Bereich des Möglichen liegen. Dann entscheidet auch nicht wieder ein Elfmeter (Hinspiel) oder ein Selbsttor (Pokal) das Match.

Nein, nein, nein – drei Mal nein

Am Boden zerstört, echt – ich kann es nicht fassen, schon wieder mit einem Tor Unterschied verloren. „Schon wieder so ein dämliches Ding“, möchte ich rausschreien. Das Gegentor war etwa fünf bis sechs Mal in der Entstehung zu verhindern, aber nein, es muss ja wieder rein. Und wieder muss ich mich selbst überreden, auf den Tabellenplatz zu schauen, muss mir einreden, dass es ja immer noch fünf Punkte Abstand nach unten sind, dass die anderen ja auch noch verlieren werden. Boh, wie ich das hasse. Aber dennoch, die Spiele werden weniger, der Abstand bleibt. Wenn es doch nur so weitergehen würde, dann kommt das rettende Ufer immer näher.

FC war bessere Mannschaft

Wir waren nicht schlechter, habe ich an allen Ecken nach dem Spiel gehört. Toll, da kann man sich das Osternest mit auspolstern mit so einer Feststellung. Freiburgs Coach Christian Streich wird mir ein ganz klein wenig sympathischer, immerhin hat er ohne Not erzählt, der FC wäre besser gewesen. Viel lieber hätte ich ihn wie so oft an der Seitenlinie rumtoben gesehen, weil seine Spieler einem Rückstand hinterhergehechelt wären – war aber nicht so. Das ganze Gekicke lässt sich in zwei Statements aus der Pressekonferenz nach dem Spiel festhalten, mehr braucht man nicht. Peter Stöger mal wieder: „Das ist bitter, es wäre mehr drin gewesen.“ Christian Streich: „Heute haben wir Glück gehabt.“

Gefreut habe ich mich über die prima Leistung von Yuya Osako, der nach seiner Einwechslung (hmm, vorher hätte er es eh nicht gekonnt, aber jetzt lass ich es so stehen) für einigen Wirbel gesorgt hat. Geärgert habe ich mich mal wieder über Kevin Vogt. Wenn ich sehe, wie orientierungslos der über den Rasen läuft und dann noch ständig seine Mitspieler dafür verantwortlich macht, dass er einen Ball nicht sauber annehmen kann, dann … Ach nee, ich wollte ja nur Positives schreiben. Ist gar nicht so einfach.

Muss das sein?

Auch an diesem Spieltag gab es wieder unglaublich viele Szenen, wie die in der 74. Minute. Freiburgs Joker Philipp machte einen echten Joke und fiel hin, als er Maroh im Strafraum in seiner Nähe witterte. Die Zeitlupe zeigte mehr als deutlich, wie albern dieser Elfmeterschinde-Versuch war. Traurig, traurig, wie da eine ganze Generation von Kickern das Spiel mit solchen Aktionen kaputt macht. Ein Zitat von Gertjan Verbeek passt ganz gut dazu. In seinen Nürnberger Zeiten brach er eine Lanze für die Spielleiter: „Sie haben einen ungemein schweren Job. Heute wälzen sich schon die U17-Spieler auf dem Boden, ohne dass sie berührt worden sind. Als Trainer müsste man sie auswechseln und fragen, ob sie lieber zum Theater wollen...“