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Dienstag, 25. März 2014

Aalen entführt einen Punkt beim 1. FC Köln

Freitag Abend, 20.15 Uhr – auf den Anzeigetafeln in Berlin und Dresden steht 1:1 und 1:1 – mehr als nur ein schöner Start in den 26. Spieltag. Jedenfalls für den 1. FC Köln, weniger für Greuther Fürth, den SC Paderborn und Union Berlin. Die wollen einfach nicht so richtig, die direkten Verfolger der Geißböcke, oder ist es eher so, dass sie es nicht besser können?

Samstag Nachmittag, 14.45 Uhr – auf den Anzeigetafeln in Köln und am Hamburger Millerntor steht 0:0 und 0:0 – ziemlich doofe Fortsetzung des 26. Spieltags. Jedenfalls für den 1. FC Köln und St. Pauli, weniger für Greuther Fürth, den SC Paderborn, Union Berlin und mal wieder für Kaiserslautern. Und die haben dann am Sonntag ihre Chance ausnahmsweise mal genutzt, oder besser gesagt, mit dem nötigen Glück bei den 1860ern den Dreier geholt. Warum der FC nicht gewonnen hat? Antworten habe ich jede Menge gefunden in Presseberichten und diversen Foren. Zufrieden sein kann man mit keiner, weil es einfach keine nachvollziehbare Erklärung dafür gibt, wieso der 1. FC Köln zu Hause vor 45.700 Zuschauern einfach kein Tor gegen eine Mannschaft wie den VfR Aalen schießt. Liebe Aalener, euer VfR soll hier keinesfalls abgewertet werden, ganz im Gegenteil. Respekt vor der Leistung, die eure Mannschaft gezeigt hat, aber ein Team mit dem Potential und dem Anspruch eines 1. FC Köln hat normalerweise mindestens ein Tor gegen einen Zweitligaverein aus der Kategorie „mausgrau“ zu schießen.
 
Mal wieder "zu Null" gespielt.
 

Köln und das Vierpunktepolster

Versuchen wir mal, das Positive in den Blickpunkt zu rücken. An der Tabellenspitze hat sich nichts geändert, der FC hat weiter ein „Zweispielepolster“ auf Fürth. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass ein Konter urplötzlich hinter Timo Horn im Netz gezappelt hätte, hat er aber nicht. Und dann war da noch die Einwechslung von Kazuki Nagasawa. Was der Junge in 35 Minuten gezeigt hat, war einfach Klasse. Da stand auf einmal jemand auf dem Platz, der zielstrebig und sicher nach vorne spielte. Nicht erst den Ball annehmen, mal kurz auftitschen lassen, schauen, abdrehen, zurückspielen … Nee, der hatte den Blick für den Mitspieler, machte das Mittelfeldspiel druckvoll und setzte auf Offensive. Nach dem Kurzeinsatz sollte man Winterneuzugang zwar nicht in den Himmel loben und als den neuen genialen Spielmacher hochjubeln (man erinnere sich an den ersten Auftritt von Sascha Bigalke im FC Trikot), aber die Spielweise des Japaners macht Hoffnung. Gut fürs Selbstbewusstsein wird es auf jeden Fall gewesen sein, und vielleicht gibt eine etwas offensivere Grundausrichtung der Mannschaft den nötigen Kick Richtung gegnerisches Tor. „Wir haben gegen einen sehr spielstarken Gegner einen glücklichen Punkt mitgenommen“, gab Aalens Coach Stefan Ruthenbeck nach dem Spiel unumwunden zu. Zum Teilerfolg beigetragen hat ganz wesentlich seine taktische Vorgabe, die nicht unbedingt darauf ausgerichtet war, einen Treffer erzielen zu müssen. Direkt nach dem Spiel habe ich mir erst mal den Hund geschnappt und bin mit ihm in den Garten gegangen; ein wenig Ablenkungsmanöver, weil ich mir nicht sicher war, ob ich mich über das Ergebnis ärgern sollte oder nicht. Der Hund meinte, es wäre Blödsinn sich zu ärgern, weil der Vierpunkte-Abstand immer noch ein Vierpunkte-Abstand sei. Kluges Tier, dachte ich mir, habe mich nicht geärgert.

Karlsruhe ist nicht Aalen, oder doch?

Der Punkt beim Aufsteiger (so hat Ruthenbeck den FC in der PK bezeichnet) war das Ziel der Aalener und genau das wird auch der Karlsruher SC im Visier haben, wenn er am Mittwoch nach Müngersdorf kommt. Viele meinen ja, dass die Karlsruher ganz anders auftreten werden, sich nicht hinten rein stellen und in erster Linie Tore verhindern wollen. Die werden ihre Chance suchen, offensiv auf Sieg spielen. Also setzte ich mich an den PC und wollte in der Facebook-Gruppe „FC-Echo“ meine Meinung verkünden, dass der KSC genau das nicht tun werde. Und siehe da, es gibt andere Fans, die es auch so vermuten. Da hatte der Michael Tuchscherer drei oder vier Minuten vorher geschrieben: „Ich glaube nicht, dass Karlsruhe 'höher springen wird als nötig'. Die haben unsere letzten Heimspielgegner mit Sicherheit gut studiert. Demnach wären sie falsch beraten gegen Köln 'Fussball spielen zu wollen'. Die werden sich auch sagen, warum mehr tun als nötig und gegebenenfalls ins offene Messer laufen. Ich bin mir ganz sicher, dass der KSC den FC kommen lassen wird und es ein ähnliches Spiel wird, wie gegen Cottbus und Aalen. Im Prinzip haben die beiden Mannschaften doch alles richtig gemacht.“ Praktisch, da brauchte ich nur noch zu schreiben: „Sehe ich auch so.“ Der Michael hat mir übrigens erlaubt, dass ich ihn ohne Honorarforderung zitieren darf.

Tore schießen

Es hat sich nichts geändert an der Spitze, weil die Verfolger wieder einmal brav mitgespielt haben. Irgendwann werden die aber auch merken, dass man gewinnen muss, um ganz nach oben zu kommen. Vorher wäre es ratsam, dass auch der FC das tut, was nötig ist, damit man gewinnt : Tore schießen, am besten direkt am Mittwoch damit anfangen.
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Max Günter Jagodzinska
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Mittwoch, 19. März 2014

FC mit verdientem Remis am Betzenberg.


Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist, und ich kämpfe bis zum Schluss.“ Dieses Zitat habe ich am vergangenen Wochenende in einer Sportübertragung aufgeschnappt. Nein, es stammt nicht aus dem näheren oder weiteren Umfeld des 1. FC Köln . Maria Höfl-Riesch gab einem Reporter diese Antwort nach ihrem siebten Platz beim Slalom in Are, mit dem sie sich die Führung im Gesamt-Weltcup zurückerobert hatte. Hätte Jonas Hector diese Aussage nach dem Cottbus-Spiel von sich gegeben, es hätte besser nicht passen können. Wenn alle Geißbock-Profis in den restlichen Zweitligaspielen mit dieser Einstellung 90 plus x Minuten antreten, dann klappt das auch mit dem Aufstieg!

Fangen wir bei der einfachsten der restlichen zehn Partien an, am Montagabend geht es zum Abschluss des 25. Spieltags mal wieder auf den Betzenberg. Es ist ganz einfach das allereinfachste Spiel, weil hier eine Niederlage kein Beinbruch wäre. Wäre blöd, da zu verlieren, aber das Gefühl, von dort ohne Punkte nach Hause zu fahren, kennen die Kölner. Und dann wurde auch noch gleich zum Wochenbeginn bekannt, dass sich beim „dramatischen Heimsieg gegen den FC Energie Cottbus“ Marcel Risse und Thomas Bröker verletzt haben und „auf dem Betzenberg in Kaiserslautern fehlen“. Oh je, die Erfolgsgaranten fallen aus. Blödsinn, dann spielen halt Gerhardt oder Peszko oder Nagasawa oder Exslager, die können auch einen Ball annehmen oder so.

Hört auf zu pfeifen, wenn ihr Kölner seid!

Außer den Verletzungen ist noch eine andere Sache aus dem Cottbus-Spiel mit in nächste Woche geschleppt worden: Pfiffe der eigenen Fans. „Die Leute haben das Recht, ihren Unmut zu äußern. Aber sie dürfen sich schon fragen, ob das einer jungen Mannschaft hilft, in dieser Situation draufzuhauen“, sagte Stöger und traf damit ziemlich genau die Einstellung der meisten Fans. Und wenn Präsident Werner Spinner den Pfeifenköpfen empfiehlt, dass es im Umland genug andere Stadien gäbe, hat das schon eine besondere Qualität. Das Blöde an der Sache ist, dass man bei 45.000 Zuschauern das Gepfeife von sagen wir mal 2.000 unverbesserlichen Dauernörglern sehr wohl hört. Das Nichtpfeifen der anderen 43.000 hört hingegen keine Sau, selbst der Versuch, es hören zu wollen, muss logischerweise kläglich scheitern. Dilemma, das Unhörbare muss hörbar werden. Wie wäre es mit einem riesengroßen Spruchband, mit dem man diesen Typen klar macht „Hört auf zu pfeifen, wenn ihr Kölner seid.“

FC vor einfachem Auswärtsspiel

Was machte die Konkurrenz am Freitag, Samstag, Sonntag? Paderborn legte mit dem schnörkellosen 2:1 gegen Dresden vor und verstärkte den Eindruck, dass man nicht daran denkt, seine Funktion als hartnäckige Klette an den Spitzenplätzen aufzugeben. Die Karlsruher hatten in Cottbus keine Lust auf einen Sieg und die Punkte beim Gastgeber gelassen, obwohl der nicht annähernd so stark auftrumpfte, wie am Wochenende zuvor bei der knappen Niederlage in Köln. St. Pauli nutzte die Chance, auf Platz vier vorbeizuziehen. Wirklich geändert hat sich für den FC dadurch eigentlich gar nichts. Dass die Fürther Platz nur einen Punkt geholt haben, konnte man erwarten, sooo stark sind die auch nicht, und Union will noch mal oben ran. Nun wäre es schon vorteilhaft gewesen, in Kaiserslautern zu punkten, damit der Abstand gesichert wird. Und siehe da, sie haben es gemacht, einen Punkt ergattert.

Das Spiel war stark, da bleibe ich bei, auch wenn jede Menge Leute was rumzumosern hatten. Wer vom jetzigen FC – und das ist der, den wir fast alle wollten – Ballzauber à la Barca erwartet, muss irgend etwas falsch verstanden haben. Diese Mannschaft ist noch nicht (die Betonung liegt auf dem „noch“) in der Lage, einen Gegner wie Kaiserslautern in dessen Stadion zu dominieren. Nein, auch gegen Kaliber wie stark auftrumpfende Abstiegskandidaten muss der Sieg oder zumindest das Unentschieden erkämpft werden. Ein Punkt in Kaiserslautern, da hätten wir voriges Jahr noch „Hurra“ geschrien, also können wir es auch diesmal. Äußerst lustig fand ich nach dem Spiel übrigens den Kommentar vom Lauterer Spieler Zoller, der meinte, dass man einen Sieg verdient gehabt hätte. Sorry, aber der Typ hat ja wohl zu viele Medizinbälle geköpft. Und nun geht’s in die Endphase, ich freue mich auf die kommenden Spiele.

Sonst noch was?

Am Donnerstag gab's eine seltene Konferenz-Übertragung von den Spielen der Europa-League zu sehen. Selten, weil kein einziges deutsches Team mehr dabei war. Recht amüsiert habe ich registriert, wie die Kommentatoren in den diversen Begegnungen krampfhaft nach ehemaligen Bundesliga-Spielern gesucht haben und dabei längst vergessene Ex'ler entdeckte. So in der 66. Minute in Sevilla, da habe ich mich richtig erschreckt, als jemand eingewechselt worden ist, der nicht nur mir als kleiner mit weit ausgebreiteten Armen und weit aufgerissenem Mund fliegender Mann im Bewusstsein hängen geblieben ist. Richtig, Marco Marin, das zarte Umfallpflänzchen. Das Thema muss ich später unbedingt noch mal aufgreifen. Nein, nicht Marin, die grassierende Hinfallsucht nervt mich immer mehr. Eine Minute später kam dann auf einem anderem Platz ein ganz anderer Typ zum Einsatz. Mario Gomez konnte nach langer Verletzungspause mal wieder ran. Der ist mir zwar eigentlich auch recht egal, aber immerhin traf der Bursche schon zehn Minuten später ins Schwarze. Da wird der Jogi sich aber freuen...

Zum Schluss noch eine Randbeobachtung. Also, Matze Lehmann stand in Kaiserslautern am Spielfeldrand, musste kurz behandelt werden. Kommentar von Sky-Kommentator Roland Evers: „Das Sprunggelenk ist seine Achillesferse.“ Ob die Docs die Teile bei der Behadlung wohl wieder an den richtigen Platz gebracht haben?
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Samstag, 8. März 2014

„Last Ten Minutes Phantom“ - 1. FC Köln

Nach dem mühsamen Unentschieden des FC in Aue war ich nicht ganz so glücklich mit der Tendenz der Aussagen von Peter Stöger und Jörg Schmadtke. Die „betonten jedenfalls nach dem Spiel den Einsatz und die Leidenschaft der zweiten 45 Minuten und nahmen letztlich insgesamt einen positiven Eindruck mit“. Irgend jemand muss Schmadtke das zu Ohren gebracht haben, oder er hat's im Internet entdeckt. Jedenfalls war am Montag nachzulesen, dass es mit der Zufriedenheit doch nicht so richtig passen würde: „Ich bin dagegen, alles schlecht zu machen, wir haben immer noch vier Punkte Vorsprung. Aber es muss hier auch jedem klar sein, dass es so nicht weitergeht. Und da hilft der Blick auf den vermeintlichen großen Konkurrenten Kaiserslautern wenig. Unsere Konkurrenten heißen jetzt Fürth, Paderborn und Karlsruhe. Es wird Zeit, dass wir wieder in die Spur kommen.“

Genau so sieht es aus. Da haben sich neben den an dieser Position erwarteten Fürthern auf einmal ganz frech und ungefragt Paderborn und Karlsruhe festgesetzt. Obwohl das gar nicht so „auf einmal“ ist. Das hat sich beständig entwickelt, man hat es anderorts nur nicht so richtig wahr genommen. Fahrlässig unterschätzt wäre wohl übertrieben, aber die Tendenz war schon so.
 
Man of the Match - MVP und was es sonst noch alles gibt:
JONAS HECTOR
 

In die Spur kommen

In die Spur gekommen ist der Verein auf jeden Fall beim Rosenmontagszug. Dass Daniel Halfar das Alaaf fast komplett im Namen trägt, ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, als ich ihn auf dem Wagen gesehen habe. Deshalb hat er seine ersten beiden Tore für den FC also am Karnevalssamstag geschossen hat, der Schlingel. Aber jetzt ist Schluss mit Karneval, finito, vorbei unn am Äng, bess demnähx … Jawohl Peter, wir haben deine Worte vernommen, am Freitag geht’s gegen Cottbus hoffentlich so richtig zur Sache: „Wir haben einiges gutzumachen, und das wollen wir auch am Freitagabend unter Beweis stellen. Und wenn dann nach dem Spiel die Karnevalsstimmung bei uns im Stadion wieder aufkommt, dann hab ich nichts dagegen. Aber erst nach dem Spiel!“

Die letzten Auftritte der Geißböcke waren irgendwie merkwürdig, nicht durchgehend schlecht, nicht durchgehend gut, spielerische Situationen wurden mal auf Top-Level-Niveau gelöst und nur Minuten später wie in der Kreisliga verdaddelt. Dementsprechend fällt die subjektive Wahrnehmung durch die Fans aus, je nachdem welche Momente sie mitbekommen haben. Jemand meinte, dass das Team „zu selbstzufrieden“ auftritt. Habe ich nicht so gesehen. Für mich sieht das so aus, als ob man Angst vor sich selbst habe. Da muss irgend jemand die jungen Burschen jetzt stark reden! Die müssen ja nicht gleich so arrogant-überheblich auftreten wie die ter Stegens und Co aber etwas mehr Frechheit täte denen schon gut. Ein Beispiel: Wieso reklamierte kein einziger beim Drei-Meter-Abseits-Tor der Fürther nach einem zu Unrecht verhängten Freistoß? Schiedsrichter haben ihre erste Entscheidung schon mehr als einmal revidiert, hier hätte es auch so sein können. Aber wenn keiner was sagt … In dem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Szene vor langer Zeit, in der unser damaliger Keeper Mondragon einen gegnerischen Spieler vom Platz komplimentiert hat, als der bei einer Auswechslung elend lang Zeit schinden wollte. Diese Aktion hat damals die ganze Mannschaft wachgerüttelt und dann lief es. So ähnlich sollte jetzt gegen Cottbus auch mal von außen etwas Feuer auf den Platz getragen werden. Neeeeiiiinnn, ich meine keine Pyro-Aktion, sondern verbal von der Trainerbank!

Den Tabellenletzten besiegen

Letzte Woche habe ich mir gewünscht: „Da sollte der Trainer eines Tabellenführers Klartext reden und unmissverständlich einen Sieg einfordern.“ Was Stöger dann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte, kam der Sache ja erstaunlich nahe: „Wenn man aufsteigen möchte, sollte man gegen den Letzten gewinnen zu Hause.“ Alles andere wäre aber auch Blödsinn gewesen. Also, auf geht's FC!

Die Hymne erklingt und Wow, was für eine mutige Anfangsformation. Und nun tun wir die Lausitzer fast ein wenig Leid. Ach so, ja, zwischen den beiden letzten Sätzen liegen 90+2 Minuten Fußball, inzwischen ist das Spiel abgepfiffen, der FC hat 2:1 gewonnen und ich versuche, meine Pulsfrequenz ganz langsam wieder auf normale Geschwindigkeit gedrosselt zu bekommen. Der Stöger hat der Mannschaft offenbar das Last-Ten-Minutes-Phantom antrainiert. Fußballtechnisch nicht leicht erklärbar, aber so verteidigt man die Spitzenposition: Superchancen auslassen - in Rückstand geraten - so tun, als ob nix passiert wäre – die Fans fast bekloppt werden lassen – gaaanz viel Glück haben – in den letzten zehn Minuten zwei Tore schießen. Ob das noch lange gut geht? Ich muss es noch mal wiederholen: Wenn ich sehe, wie der Ball immer und immer wieder hin und her und quer und zurück gespielt wird, dann kann ich wahnsinnig werden. Lieber FC, ich brauche endlich mal wieder ein Wohlfühlspiel, in dem ihr nicht in Rückstand geratet, in dem der Sieg deutlich und nie in Gefahr ist. Am besten direkt am kommenden Montag. Oh, in Kaiserslautern, da sehen die Geißböcke ja traditionell besonders gut aus, oder wie war das noch … Da werden wohl alle so einen Sahnetag erwischen müssen, wie ein laut Stöger „unglaublich talentierter Linksverteidiger“ namens Jonas Hector gegen Cottbus. Ob Bard Finne dazu gehören wird? Eher fraglich, ich hatte deutlich mehr von ihm erwartet, war wohl noch etwas zu früh.

Was macht der Rest?

Nun lehnen wir uns entspannt zurück und schauen mal, was der Rest der Liga so treibt. Robbt sich am Samstag Union Berlin wieder ran an Platz drei? Wer wird am Sonntag Verfolgerqualitäten beweisen beim direkten Duell zwischen Karlsruhe und Paderborn? Spielt einfach unentschieden, wäre mein (nicht) ganz uneigennütziger Vorschlag. Die Fürther können dann am Montag in Bochum zeigen, ob sie dran bleiben wollen am FC. Jetzt beim Schreiben am Tag nach dem Sieg und im Anblick der Tabelle wird mir nochmal so richtig bewusst, wie fies die Auswirkungen einer Niederlage gegen Cottbus wirklich geworden wären in einer Liga, in der wirklich jeder jeden schlagen kann. „Es wird in den nächsten Wochen nicht leichter werden“, hat Stöger in der Pressekonferenz nach dem Spiel betont. Recht hat er.

Glückwunsch zum 60.

Dä Tünn ist 60 geworden am Donnerstag, der alte Dürener Jung, dem seine Mama damals an der Wiege (nicht belegte Vermutung) schon gesagt hat: „Du musst zum FC.“ Im Sommer 1972 war es jedenfalls soweit, Toni Schumacher, genannt Tünn, verabschiedete sich von SW Düren und begann seine Karriere bei den Geißböcken. Keine Angst, hier kommt jetzt keine zeilenschindende Endlos-Laudatio – das kann man alles in allen möglichen Blättern nachlesen, wenn man denn seine Zeit damit vertun möchte – hier kommt kurz und kölsch: Maach ett joht Tünn unn alles Johde für die nächste 60 Johr.
 
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Montag, 3. März 2014

Halfar Alaaf oder die zwei Gesichter des 1. FC Köln


Ob der FC Kaiserslautern mit seiner Pleite beim Tabellenschlusslicht Cottbus am Freitagabend die Karnevalsstimmung in Kölle noch weiter anheizen wollte, ist aus der Pfalz nicht bestätigt worden. Ist aber auch egal, jedenfalls hat das Team um den vor nicht allzu langer Zeit noch als Zauberer bezeichneten Kosta Runjaic sich erstmal aus dem Kreis der Aufstiegskandidaten verabschiedet. Gut so.

Beim FC selbst war der Endspurt in die Session mit der Kostümsitzung am Dienstag nach dem Topspiel gegen Fürth gestartet worden. Unbestätigten Berichten zufolge wurden am frühen Mittwochmorgen rund um das Maritim-Hotel und am Heumarkt frierende und vollkommen frustriert heulende Bildreporter diverser Boulevardblätter gesichtet. Alle Hoffnungen auf schlagzeilenträchtige Abbildungen von aus der Bahn oder auf die Schienen gekommenen Profis mussten begraben werden. Die Aussprache des Mottos „Hennes spingks watt kütt“ stellte einige der FC-Profis zwar auf eine harte Probe, aber während und nach der Sitzung hatten die Jungs alles im Griff. Vor allem aber war es für die Fans eine echt geile Einstimmung auf das längste Wochenende des Jahres von Wieverfastelovend bis Äschermettwoch.

Karneval in Aue

Da die Planer der DFL Panik vor dem Zusammentreffen kölschseliger Karnevalsjecken und ebenfalls obergärig beschwingter FC-Fans in Köln haben - wobei die meisten Domstädter eh beides gleichzeitig sind -, schickten sie den FC mal wieder auf eine weite Reise. Auf ins Erzgebirge nach Aue zum Kräftemessen mit der Mannschaft des kölnerfahrenen Falko Götz. Wer glaubt, dass es einfach ist, sich dort die Punkte abzuholen, sollte mal nachfragen bei ... Na, bei wem? Richtig, unser Freund Kosta (siehe oben) hatte zwei Wochen vorher erfahren müssen, dass das verdammt schwer werden kann.

FC-Coach Stöger ist nicht unbedingt als jemand bekannt, der auf den Pressekonferenzen die Leichtigkeit der kommenden Aufgabe und die Stärke seiner Truppe bejubelt. Ab und zu könnte er zwar etwas deutlicher machen, dass der FC der FC ist. Also, mindestens Mitfavorit auf den Aufstieg und Spielfavorit, wenn es gegen einen Gegner aus dem Tabellenkeller geht, aber so ist er halt, unser Pitter. Er warnt lieber : „ Aue hat ... nach der Winterpause in allen drei Spielen gepunktet. Sie haben vor allem durch kämpferische Elemente gewonnen, phasenweise aber auch richtig guten Fußball gespielt.“ Die meisten Beobachter, die das untere Tabellendrittel ansonsten nicht so sehr im Blickfeld haben, werden sich sicher ein wenig verwundert die Augen gerieben haben angesichts des überraschend kompakten und kombinationsstarken Auftritts der Gastgeber. Eine Spitzenmannschaft sind sie dennoch nicht, und mit nur einem gaaanz klein wenig mehr an Selbstbewusstsein und forscherem Druckaufbau wäre die Götz-Truppe schnell in arge Nöte geraten. Ich wage die Prognose, dass dieses dumme Gegentor dann gar nicht erst gefallen wäre. Wie kann so ein Ball reingehen? Das wird jetzt hoffentlich nicht zur Murmeltier-Frage in der FC-Abwehr.

Psychologiczne wazny

Zu einem psychologisch wertvollen Zeitpunkt hätte der quirlige Slavomir Peszko den Ausgleich in der 43. Minute machen müssen. Wieso quirlig? Weiß ich auch nicht, aber manchmal passt's zu seiner Fortbewegungsart. Die wichtigere Frage ist natürlich, wieso er scheiterte. Die Antwort liegt auf der Hand: Slavo hat keine Ahnung von Psychologie. Und wäre da ganz zufällig eine zufällig sehr ähnliche Situation zufällig einem Spieler in einem ganz bestimmten Trikot geschehen, dann hätte man über einen Elfmeter berichten müssen. Wieso wäre und hätte, die Situation gab es doch real in München. Ja, man hat eine Berührung irgendwo an irgendeinem Körperteil nachweisen können, und so gab's den Elfmeter für Bayerns Mandzukic und die rote Karte für Papadopoulos. Dafür liebe ich unsere bundesdeutschen Schiris, für ihren unbedingten Willen zur Gleichbehandlung aller Teams – und wenn manche gleicher sind, dann hat das schon seine Gründe.

Zurück zum Spiel. Halbzeit zwei hat gezeigt, dass es auch anders geht. Zum Beispiel dem Gegner ausnahmsweise mal eine Standardsituation zu schenken, bei der man als FC-Fan keine Angst vor dem Freistoß haben muss. Oh ja, das war nun Ironie, aber nach den lustigen Toren der Ingolstädter und der Fürther gegen den FC ist so etwas erlaubt. Diesmal gab's also direkt einen Elfmeter. Kann man pfeifen, muss man pfeifen . Wenn man einen neuen Rutschrekord über die Auer Wiese hinlegt wie Maroh und ein Gegner weniger als einen Meter entfernt ist, dann fällt der! Dann fällt der auch hin, wenn ihn nur der Windhauch oder der heiße Atem des Gegners im Nacken berührt. Sollte so ein erfahrener Spieler eigentlich wissen.

Punkt ist Punkt – Punkt!

Schön, dass sich der FC auch nach dem 2:0 als Mannschaft nicht hängen ließ und endlich spielerische Qualitäten aufblitzten. Stöger und Schmadtke betonten jedenfalls nach dem Spiel den Einsatz und die Leidenschaft der zweiten 45 Minuten und nahmen letztlich insgesamt einen positiven Eindruck mit. Na ja, wenn es denn der Weiterentwicklung einer Siegermentalität dienen sollte, dann nehmen wir das mal so hin. Verdient war der Ausgleich allemal, besonders gefreut hat mich, dass der Spielverzögerer im Tor der Auer nicht für sein elendes Zeitschinden belohnt worden ist und dass Daniel Halfar mit seinen Schüssen endlich mal das nötige Glück gehabt hat. „Dem Spielverlauf nach muss man mit dem Punkt zufrieden sein – es könnte noch ein ganz wichtiger sein, bei der Ausgeglichenheit dieser Liga“, hat Peter Stöger später erzählt. Einspruch, ist doch Quatsch, der Punkt ist einen Punkt wert, genau wie jeder andere auch – am Ende zählt die Summe und nichts anderes. Ob du mit einem wertvollen oder einem billigen Punkt vor den anderen Vereinen stehst ist sowas von egal.

Und deswegen ist es mir auch egal, wie wertvoll die drei Punkte am Freitag gegen Cottbus sein werden, sie müssen einfach nur den bisher 44 geschafften hinzugefügt werden. Und vorher will ich auf der Pressekonferenz vom Trainer nicht hören, dass er den Gegner stark redet als Mannschaft der Stunde … immerhin Kaiserslautern bezwungen … mehr Qualität, als es der Tabellenplatz aussagt. Die Freundschaftsstadionkicker haben auswärts noch kein einziges Spiel gewonnen, da sollte der Trainer eines Tabellenführers Klartext reden und unmissverständlich einen Sieg einfordern. Vielleicht überrascht Stöger er ja mit einer offensiven Aufstellung, könnte mir vorstellen, dass Neuzugang Bard Finne ein paar Spielminuten von Beginn an erhält. Dann könnte der Jüngling auf dem Platz zeigen, was der Trainer meinte, als er ihn kürzlich angepriesen hat: „ Bard ist quirlig und hat viel Tiefgang in der gegnerischen Hälfte“.