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Donnerstag, 30. Oktober 2014

AUF ZUR NÄCHSTEN BURGSTÜRMUNG - FC KÖLN IN FREIBURG


Der FC fährt nach Duisburg, schießt zwei bis drei Törchen, fährt nach Hause und wartet gemütlich am nächsten Tag auf die Auslosung zur nächsten Pokalrunde. So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt. Wer ehrlich ist, gibt zu, dass er ähnlich gedacht hat. Hätte auch ohne weiteres so sein können, wenn, ja wenn Simon Zoller ein Mittelstürmer wäre. Okay, ich hätte genau so gut Anthony Ujah schreiben können, aber den Tony mag ich und den Zoller nicht. Warum das so ist, kann ich nicht rational erklären, aber ich denke, dass im Lauf der Saison deutlich wird, wer von den beiden mehr am Verein hängt und wer nur ein Gehaltskicker ist. Spannend war's auf jeden Fall in Duisburg. Aber hochklassig? Ich weiß nicht, lassen wir mal die anderen zu Wort kommen, zum Beispiel Sky-Kommentator Marcus Lindemann. Sein Fazit nach 90 Minuten: „Ein richtig gutes Pokalspiel.Nach 120 Minuten: „Ein richtig Klasse Fußballspiel.“ Dem widerspreche ich nicht, denn schließlich gab es die Zusatzerklärung für Unbedarfte: „Dass der MSV keine Laufkundschaft ist, ist ja klar, das sind Vollprofis.“
 
Wenn ich mir meine Fingernägel anschaue, dann muss es ein Zitterspiel gewesen sein, das ganz schön Nerven gekostet hat. Selbige hat Slavo Peszko leider kurzfristig verloren, obwohl, wenn man sich die Situation etwas genauer anschaut, die zur Roten Karte geführt hat, dann kann man das auch anders werten. Peszko will den Freistoß schnell ausführen, kommt aber nicht dazu, weil Albutat den Ball wegkickt, und so tritt er halt dem Gegner vors Schienbein, das anstatt des Balls in der Trittbewegungskurve steht. Schiedsrichter Sippel hat's nicht gesehen und der Assistent hat nur mitbekommen, wie da ein Blau-Weißer auf dem Boden lag. So wie der Albutat sich aufgeführt hat, musste man das frühe Karriereende des begnadeten Schauspielers befürchten. Ich will hier nicht über die Rote Karte lamentieren, nur mal so nebenbei anmerken, dass diese von immer mehr Kickern zur Schau gebrachte Theatralik einem ganz gewaltig auf den Senkel gehen kann.
 
Elfmeter - na und
 
Nun denn, ich hatte mir das Weiterkommen sicher etwas einfacher vorgestellt. Aber im Grunde kann man mit der Leistung gegen recht stark auftrumpfende Gastgeber einigermaßen zufrieden sein, zugegeben bis auf ein paar Ausnahmen. Elfmeterschießen wird gerne als Glücksspiel bezeichnet, aber das ist es nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn der lustige Kommentar vom Sky-Man, die Torhüter würden möglicherweise eine große Rolle spielen, so sehr zutrifft, wie diesmal in Duisburg, wenn einer der beiden Torhüter Timo Horn heißt.
 
Schade, Magdeburg
 
Während ich das hier schreibe, schaue ich übrigens so nebenbei die Konferenz-Übertragung der Mittwochs-Pokalspiele an und warte auf die Auslosung. Und da gibt’s doch tatsächlich gerade den „Gipfel der Dramatik“, wieder ein Elfmeterschießen – in Magdeburg! Wer hätte damit gerechnet? Nun war ich eine Viertelstunde Magdeburg Fan, und es hat nix genützt. Schade, aber eine Fanfreundschaft wäre es sowieso nicht geworden. Dann schauen wir mal, wie es auf den anderen Plätzen weitergeht. Die sollen sich beeilen, ich will endlich wissen, wo der FC im März 2015 das Achtelfinale gewinnen wird. Am besten in Müngersdorf gegen Braunschweig.
 
Freiburg, wir kommen
 
Mannomann, so ein blödes Drumherum, bis die endlich zu Potte gekommen sind mit der Auslosung. Die sollen die Kugeln ziehen und fertig und nicht irgendeinen Stuss erzählen, der keinen Fußballfan interessiert, erst Recht nicht um diese Uhrzeit. Halleluja, sie haben es geschafft, die Paarungen zu ziehen. Na klar, mal wieder auswärts – aber wenigstens ist der Gegner machbar. Wird halt nach Duis- auch Freiburg erstürmt.
 
 
Max Günter Jagodzinska
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Dienstag, 28. Oktober 2014

BUNDESLIGAKICKER UND "KICKER"-NOTEN


"Da kann ich nur den Kopf schütteln. Wer vergibt eigentlich die Noten?", fragte jemand kürzlich als die Elf des 9. Spieltags des Kicker in einer Facebook-Gruppe diskutiert wurde.Es ist zwar schon ein Zeit lang her, dass ich zu diesem Thema einen Beitrag veröffentlicht habe, aber eigentlich stimmt der Inhalt noch immer. Schaut bzw. lest einfach mal:
 
 
Fachmagazine bewerten die Profikicker der Bundesligen nach jedem Spieltag mit Noten. Wie diese zustande kommen, verrät Jörg Jakob vom "kicker".
 



Ob der Lieblingsspieler einen guten Tag erwischt hat, ob die Lieblingsmannschaft den Sieg verdient hat oder die Niederlage berechtigt einstecken musste, ob der Schiedsrichter wirklich grottenschlecht war oder souverän gepfiffen hat - all das lesen Fußballfans in der Berichterstattung der Fachmedien oder den Grafiken der Sportsendungen im TV aus den Spielernoten heraus. Über Sinn oder Unsinn der individuellen Bewertung nach Schulnoten mögen intellektuelle Theoretiker streiten, Fußballfans jedenfalls lieben die Noten, die je nach dem Abschneiden der eigenen Mannschaft leidenschaftlich diskutiert werden.

Der "kicker" steht Rede und Antwort

"Wie kommen die Noten zustande?", lautete die Frage, die sechs Fachpublikationen in der Print- und Onlineberichterstattung gestellt wurde. Einzig das führende Sportmagazin "Kicker" gewährte einen Blick hinter die Kulissen; der stellvertretende Chefredakteur Jörg Jakob gab bei einem Telefongespräch bereitwillig Auskunft. In der Regel hat der kicker zwei oder drei Beobachter vor Ort, also im Stadion.


Am Anfang steht die Drei

Als Basis startet jeder Aktive mit der Note drei, von der ausgehend Plus- oder Minuspunkte im Verlauf des Spiels registriert werden. Bewertet werden beispielsweise Spielsituationen, das Zweikampfverhalten, die Spielübersicht oder die Einsatzbereitschaft. Dabei spielt die taktische Position des Spielers eine wichtige Rolle. Ein Stürmer wird bei mangelnder Torgefährlichkeit naturgemäß deutlicher abgewertet als ein Abwehrspieler. Bei einem Torwart moderner Prägung zählt nicht nur, dass er seinen Kasten sauber hält. Pluspunkte gibt es für das Mitspielen, das Eröffnen von Spielzügen nach vorne.


Neutralität ist das Maß der Bewertungen

"Das höchstmögliche Maß an Neutralität ist das Ziel eines jeden kicker-Beobachters", sagt Jörg Jakob, auch wenn jeder Mensch in seinen Einschätzungen in gewisser Weise subjektiv sei. Beim kicker hat der Leser ein Anrecht auf faire und objektive Berichterstattung, so Jakob. "Als Fachmagazin würden wir mit einer tendenziellen Benotung unweigerlich Totalschaden erleiden", ist er sich der der emotionalen Reaktion der Fußballfans bewusst. Als funktionierendes Regulativ führt Jakob die "wunderbare Eigenkontrolle unter Kollegen" an: "Beim Redaktionsgespräch nach den Spielen kommt alles auf den Tisch, da sagt jeder seine Meinung. Wenn es weit auseinander gehende Bewertungen geben sollte, dann wird das nochmals abgecheckt und neu bewertet."
Keine kollektiven Rundumschläge

Bei schlechten Leistungen einer Mannschaft ist relativ häufig zu beobachten, dass besonders die Sportressorts von Boulevardzeitungen dazu neigen, den Kollektivhammer auszupacken. Gnadenlos wird jeder Spieler mit einer fünf abgestraft, egal wie dessen individuelle Leistung auf dem Platz tatsächlich war. Auch in der Berichterstattung über die schönste Nebensache der Welt hat der Leser Anspruch auf Seriösität, der Sportler auf eine fairen Umgang. So versichert Jörg Jakob, dass es beim kicker dabei bleibt, dass die individuelle Benotung eines jeden einzelnen Fußballers nicht dem populistischen Fallbeil zum Opfer fällt.


Max Günter Jagodzinska
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Sonntag, 26. Oktober 2014

FC KÖLN FINDET GEFALLEN AM GEWINNEN


Mein Sohn ist jünger als ich. Alles andere wäre auch komisch, momentan bin ich etwas mehr als doppelt so wie er. Um das als Außenstehender irgendwie einsortieren zu können, fehlt noch die Information, dass er bald 30 Jahre wird. Schön, und warum sollte das irgend jemanden interessieren? Ganz einfach: Weil das alles im Zusammenhang mit dem Satz zu sehen ist, den mein Sohn mir direkt nach dem Sieg in Bremen ins ICQ-Fensterchen geschrieben hat: „Das ist der beste FC, den ich je gesehen habe.“ Ein kurzes Zögern, ein schnelles gedankliches Zurückrattern durch die einzelnen Jahre bis 1985, und die Erkenntnis … ja, da ist was dran. Wir alten Säcke müssen uns das echt ins Bewusstsein rufen, dass die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen den FC nie als Pokalsieger, nie als Deutschen Meister, geschweige denn als Double-Gewinner live erleben durften. Um so bemerkenswerter ist es, dass diese jungen Fans dem FC die Treue geschworen haben und sich durch nichts vom Geißbock abbringen lassen. Während die Oldies in schweren Tagen immer noch die Chance hatten, sich durchs Hintertürchen ins glorreiche Reich der Erinnerungen zu flüchten, hatten die Youngies (gibt’s da eigentlich kein echtes Wort als Gegenteil zu den Oldies?) in den 1990er und 2000er-Jahren nichts Anderes als ihre never ending Hoffnung auf bessere Zeiten. Respekt, Leute!

Der Beginn ist gemacht, wird es eine Serie ... ?
 

Eingewechselt - Tor geschossen - Auftrag erfüllt :-)

Über den Einstieg des Kölner Stadt-Anzeigers in seinen Bericht über den Auswärtserfolg des FC musste ich echt schmunzeln. „Der 1. FC Köln hat den zweiten Sieg in Serie eingefahren“, schreiben die. Zwei in Folge, die kleinstmögliche Einheit einer Serie, das birgt ungeahntes Potential, hat sich der Verfasser bestimmt gedacht. „In Serie“ liest sich aber auch irgendwie gewaltiger als einfach nur den „zweiten Sieg hintereinander“. Dabei haben die unseren Peter Stöger gar nicht Ernst genommen, als er nach der Pleite in Frankfurt genau das angekündigt hat: Den Beginn einer Serie mit dem BVB als erstem Serienopfer. Schön, so kann's weitergehen.
Mit einer echt starken Leistung hat der FC in Bremen bewiesen, dass man in der Abwehr auch Beton anrühren kann, ohne in di-Matteo-Schalke-Manier einfach alles nur abzublocken. Das Kölner Bollwerk funktioniert inzwischen nicht nur bei der Torverhinderung, die Umschaltaktionen Richtung Offensive werden kontinuierlich besser, das sah an der Weser schon richtig gut aus. Gefallen hat mir die Formulierung des Sky-Reporters, der zur Kölner Abwehr meinte: „Das ist weißes Granit“. Klar hatte der FC das nötige Glück, als nach dem Führungstreffer der Ball gegen den Pfosten knallte, aber ... nee, dass man sich das Glück verdient hat, schreibe ich jetzt nicht. Das ganze Spiel lässt sich im Grunde in zwei nach dem Abpfiff eingefangenen Sprüchen zusammenfassen. Clemens Fritz: „Wir haben uns bemüht.“ Anthony Ujah: „Ich kam rein für das Tor.“


Am Samstag wurde dann auch meine spekulative Frage beantwortet, ob der 1. FC Köln am Freitag in Bremen Robin Dutt vom Trainerstühlchen verdrängen würde. Nun denn, er hat, der Dutt ist weg. Ob man sich in Freiburg am kommenden Sonntag nach einer erneuten Pleite in Müngersdorf ähnliche Gedanken machen wird? Hmm, wohl eher nicht, auch wenn im Dezember 2011 die Sensation Gestalt annahm, als im Breisgau mit Marcus Sorg erstmals ein Trainer entlassen wurde. Sorg hatte das Amt übrigens von Robin Dutt übernommen, sein Nachfolger war ein gewisser Christian Streich. Den mag ich nicht, weil der immer wie ein Verrückter an der Linie rumturnt und bei jedem Schiripfiff gegen Freiburg am Rad dreht und die Leute hektisch macht. Andere mögen das vollen Einsatz oder Mitleben-des-Spiels nennen, aber für mich bleibt's, was es ist. Ablenkung vom eigenen Versagen und unsportliche Aufhetzerei der Zuschauer. Nichts gegen Begeisterung an der Seitenauslinie, nichts gegen engagiertes Auftreten und Pushen des eigenen Teams, aber wenn dabei der Respekt vor dem Gegner auf der Strecke bleibt, wird es unschön.
 
Die Erkenntnis setzt sich fort
 
Zum Abschluss bin ich diesmal verblüfft. Liest man bei den Männern in Schwarz etwa meine Berichte? Ich hatte letzte Woche den „Preis der Erkenntnis“ an Schiedsrichter Marco Fritz aus Korb verliehen, weil er Mkhitaryans Schwalbe erkannt und mit Gelb „belohnt“ hatte. Dass das viel öfter so sein müsste, habe ich verlangt und siehe da: Der „Preis der Erkenntnis“ wird zum Wanderpokal und geht weiter an Schiri Dr. Felix Brych. Erfreulich, dass Bremens Fallobst namens Junuzoviv nicht einfach so davonkam mit seiner Unsportlichkeit und ebenfalls den gelben Verwarnungskarton vor die Nase gehalten bekommen hat.
 
Freuen wir uns nun auf den Abstecher zum Auswärts-Heimspiel in Duisburg. Bitte siegen, FC, egal wie. Wir wollen doch alle bei der Auslosung zur nächsten Pokalrunde fingernägelkauend vor dem Fernseher sitzen und mit Spannung darauf warten, welche Zwischenstation dem FC auf dem Weg ins Finale nach Berlin präsentiert wird.
 
Max Günter Jagodzinska
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Dienstag, 21. Oktober 2014

EIN SEHR GUTER TAG ...


wäre die Voraussetzung für einen Sieg des FC gegen den BVB, meinte Kölns Trainer Peter Stöger vor dem Heimspiel gegen den Tabellennachbarn aus Dortmund. Was sind die Zutaten für einen solchen guten Tag, wenn man zuletzt drei Mal in Folge verloren hat? Da wäre zum Beispiel die Aufforderung von Matthias Lehmann: "Wir müssen im letzten Angriffsdrittel auch Mut zu Torschüssen entwickeln, den Abschluss suchen, statt nur zu passen." Der alte Matthias hat offensichtlich seinem Trainer brav zugehört, der gefordert hatte, dass die Mannschaft aktiver sein müsse.
 
Aktiver wollen auch die Dortmunder sein, ganz besonders beim Punktesammeln. Ganz schön kess von Klopp, das Gastspiel in Köln nach dem ziemlich dürftigen Saisonauftakt zum „Neustart in die Saison“ auszurufen. Neustart kann nichts anderes als Sieg heißen. Möchte mal wissen, wo der die Gewissheit her nimmt, dass Müngersdorf zur Wiege der gelb-schwarzen Erfolgsserie wird. Der gute Mann hat wohl noch nicht mitbekommen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen der FC für jeden angezählten Verein automatisch ein willkommener Aufbaugegner war. Außerdem hat Stöger direkt nach der bitteren Niederlage in Frankfurt das Match nach der Länderspielpause als Auftakt einer Kölner Siegesserie angekündigt.
 
Nachdem sich das Lazarett auf beiden Seiten lichtet, darf man mit Spannung erwarten, wie die Startformationen aussehen werden. Dortmund mit Reus oder Gündogan oder … Moment, muss mal gerade im aktuellen Geißbock-Echo nachsehen, wie der geschrieben wird … oder Mkhitaryan, oder zwei davon, oder alle drei? Wird ganz schön knifflig für Stöger, die richtige Taktik für alle Varianten in der Hinterhand zu halten. Der FC mit Kazuki Nagasawa oder Dusan Svento oder Tomas Kalas? Wenn ich mir mal ganz in Ruhe betrachte, welche Alternativen sich im FC-Kader inzwischen bieten, setzt spontanes Staunen ein. Und zwar darüber, dass ich überhaupt nicht mehr nervös werde, wenn ich mir vorstelle, dass ein Stammspieler ausfällt. Gutes Gefühl. Klingt gut, wenn der Chefcoach in der Spieltags-Pressekonferenz selbstbewusst feststellt: „Wir können punkten, auch wenn es schwer fällt.“ Ich lasse es noch ein wenig besser klingen und sage: „Wir werden punkten.“
 
Start der Siegesserie
 
Ist das schön, wenn man als Fan vor dem Spiel den Mund ziemlich voll genommen hat und nach dem Abpfiff damit angeben kann. Nun ja, das sind halt die kleinen Freuden, die das Fansein so großartig machen können. Hab' ich doch gleich gesagt, dass wir punkten werden … Okay, hätte genau so gut in die Hose gehen können, isses aber nicht! Der Kölner Stadt-Anzeiger schrieb kurz nach dem Spiel: „Der 1. FC Köln beendet mit einem knappen 2:1-Heimerfolg gegen Borussia Dortmund die Talfahrt“ und „Simon Zoller war der Matchwinner“. Ich weiß nicht, aber „Talfahrt“ kommt mir stark übertrieben vor. Davon könnte man sprechen, wenn als Saisonziel ein Platz in den Top 5 ausgegeben worden wäre, liebe Stadt-Anzeigers – aber dass dem nicht so ist, habt ihr doch bestimmt realisiert, oder? Und Simon Zoller als Matchwinner zu bezeichnen nur weil er den Ball aus vier Metern nicht neben das leere Tor, sondern zwischen die Pfosten geschossen hat, na ja das hat schon was von verbalem Slapstick.
 
Damit hätten wir eine schöne Überleitung zu Roman Weidenfeller. Der Bewegungsablauf des BVB-Keepers vor dem 2:1 war eine bemerkenswert gelungene Kombination aus Kung-Fu-Kahn-Sprung und Tai-Chi-Entspannungsdrache. Das Problem war lediglich, dass just in diesem Moment bei aller Schönheit der Körperstudie eine gänzlich andere Aktion angesagt gewesen wäre. Aber das weiß Nationalkeeper Nummer drei selbst am Besten. Fakt ist, dass diesmal der eine spielentscheidende Fehler, anders als bei den Kölner Auswärtsspielen in Hannover und Frankfurt, nicht vom FC gemacht worden ist, sondern vom Gegner. Hinweise über eine angebliche Dortmunder Feldüberlegenheit, mehr Torchancen oder was weiß ich sonst noch für statistisch ermittelte Vorteile der Gäste nehme ich schmunzelnd hin und antworte mit einem kaum wahrnehmbaren Fingerzeig auf das Endergebnis.
 
Selbstbelohnung
 
Was mir nebenbei bei Kurzinterviews mit irgendwelchen Spielern egal welchen Vereins nach egal welchen Spielen aufgefallen ist, ist eine ganz bestimmte Aussage, die man wohl einmal im Leben unbedingt vor laufenden TV-Kameras gesagt haben muss. „Heute haben wir uns für unser Spiel selbst belohnt“ oder „Wir müssen dafür sorgen, dass wir uns selbst belohnen“. Je nach Spielausgang ist eine der beiden Phrasen so oder leicht abgewandelt zu hören. Damit wäre also „Am Ende des Tages blabla ...“ vom Spitzenplatz der coolsten Ansagen verdrängt. Bleibt die Frage offen, ob der 1. FC Köln am Freitag in Bremen Robin Dutt vom Trainerstühlchen verdrängt.
 
Diesmal gibt’s zum Abschluss eine Preisverleihung: Der „Preis der Erkenntnis“ geht an Schiedsrichter Marco Fritz aus Korb dafür, dass er die fiese Schwalbe von Henrikh Mkhitaryan erkannt und mit Gelb „belohnt“ hat. Endlich mal ein Schiri, der etwas gegen diese Seuche unternommen hat, müsste viel öfter so sein.
 

 
Max Günter Jagodzinska
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Dienstag, 14. Oktober 2014

"RIGOR MORTIS" UND LÖW SIEHT GUTE ANSÄTZE


Ich lese gerade den Thriller „Rigor Mortis“ von Peter James. Und was hat das mit dem FC zu tun? Berechtigte Frage. Die Antwort: Zunächst mal wenig bis nichts. Wäre da nicht ein alter Polizeiinspektor, der zwar ziemlich beknackte Ansichten hat, aber Fußballfan ist und ein schönes Zitat liefert. Es fängt an mit seiner Feststellung: „Was ist nur mit dem Fußball in dieser Stadt los?“1 Die Story spielt in Brighton – Kenner denken da sofort an Brighton & Hove Albion - also hat diese Frage durchaus Berechtigung. Weiter geht’s im Text mit: „Manchester hat ManU, London hat die Gunners. Und was hat Brighton? Die größte Schwuchtelkolonie [deshalb das Adjektiv beknackt] Englands.“2 Ich hätte das nicht abgetippt, wenn ich nicht ähnlich beknackte Typen live in voller Blödheit in diversen Stadien der Republik erlebt hätte. Zudem ginge ohne diese Vorgeschichte der Zusammenhang verloren. Nun denn, kommen wir zu der eigentlichen Passage, die den direkten Bezug zum FC herstellt. Es passt generell, immer wieder und ganz besonders nach den letzten beiden Auswärtsspielen, wie besagter Inspektor den guten alten Winston Churchill zitiert: „Wissen Sie, was er gesagt hat? Erfolg ist die Fähigkeit von einem Misserfolg zum anderen zu gehen, ohne die Begeisterung zu verlieren.“3 Genau Winston Churchill, Du wirst zwar von Historikern gerne als rauchender Alkoholliebhaber beschrieben, aber mit diesem Gedanken können wir uns identifizieren – unsere Begeisterung für den FC lebt und wird immer leben. So Schluss mit Pathos, jedenfalls für den Moment. Denn: Trotz aller Begeisterung führt kein Weg daran vorbei, dass diese allein nicht zum Klassenerhalt reicht, es müssen Punkte her. Am besten bald und viele.


Das Ziel - Platz 15
 
Es soll ja erst Mal nur dazu reichen, am Ende des 34. Spieltags auf Platz 15 durchatmen zu können. Schön, dass Jörg Schmadtke eben das Anfang letzter Woche im TV-Gespräch wiederholt und dabei den Großteil der FC-Anhänger richtig eingeschätzt hat: „Ich habe den Eindruck, dass die Menschen dankbar sind über die Zielvorgabe Platz 15. Man tut den Kölner Fans Unrecht, wenn man ihnen immer noch unterstellt, nach zwei Siegen in Euphorie auszubrechen und auszurufen, Deutscher Meister werden zu wollen.“ Ich kann dieses dämliche Bild der verrückten Kölner, die angeblich nach jedem Punktgewinn immer direkt nach Champions League schreien, echt nicht mehr hören. Das wird auch durch die ständige Wiederholung nicht richtiger, bestätigt aber, dass bei den entsprechenden Meinungsmachern diesbezüglich irgendeine Schublade klemmen muss.

Interessant in diesem Gespräch war Schmadtkes Antwort auf die Frage nach eventuellen Absichten der FC-Führung, einen Investor ins Boot zu holen, wenn er sich denn anböte. Es ist nicht so, dass man in Köln morgen oder übermorgen diese Option ernsthaft in Betracht ziehen würde, weil der FC sich dann unter Wert verkaufen würde, meinte Schmadtke dazu und zeigte sich überzeugt, dass der Verein in drei oder vier Jahren wertvoller sein wird. Gut möglich bis sehr wahrscheinlich, ist meine unmaßgebliche Stimmungstendenz dazu.


Löws Suche

Die Erkenntnis der Woche kommt von Joachim Löw. Nach der Niederlage gegen Polen meinte der Bundestrainer im TV-Interview: „Ich sehe bei Erik Durm schon gute Ansätze.“ Da stellt sich automatisch die Frage, warum keiner dem Bundestrainer vor dem Spiel verraten hat, dass es sich in Warschau um ein Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft handelte und nicht um einen Testkick zur Sichtung möglicher Nachfolger für Philipp Lahm oder Per Mertesacker. Zur Klärung dieser Frage wäre es nicht schlecht, wenn der DFB-Trainerstab auch Mal einen Blick Richtung Köln riskieren würde.

Zitat: Rigor Mortis, Peter James, Fischer Taschenbuch Verlag Nr. 19467, 2014, Seite73

Max Günter Jagodzinska
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Montag, 6. Oktober 2014

SCHUSS - EIGENTOR - AUSWÄRTSNIEDERLAGE

Frankfurt – Teil zwei ...

Die erste Version des Textes hatte ich direkt nach dem Spiel geschrieben und dann erst Mal auf dem Rechner ruhen lassen. War auf jeden Fall besser so, da er jetzt jugendfrei ist. Aber dennoch bleibt der Einstieg wie im Original, da steckt die ganze emotionale Enttäuschung drin. Mann, was geht der mir auf den Senkel, dieser elende Knoten, wieso will der einfach nicht platzen? Fehlentscheidung zum Eckball und daraus resultiert dann auch noch das Eigentor. Was haben wir eigentlich verbrochen, dass solche Dinger immer gegen den FC laufen? Wieso passiert das nicht dem Frankfurter Anderson, als er in Peszkos Flanke reinrutscht, bevor Ujah das Ding zum Ausgleich versenken kann? Der hat das Glück und der Ball geht neben das Tor. Fragen, Fragen, Fragen … Wie sagte unser Trainer dierekt nach dem Spiel: „Es ist schon bitter, dass man so einfache Tore kriegt.“ Stimmt, verdammt bitter, Pitter (jaja, der musste jetzt sein). Und dann meinte er noch, dass das fahrlässig gewesen sei, wie man nach der Führung die Chancen liegen gelassen habe. Naja, ich fand es diesmal viel fahrlässiger, dass man in der Abwehr dem Meier zweimal so richtig schön Spalier gestanden hat. Wenn da so gearbeitet worden wäre, wie in den ersten fünf Saisonspielen, hätte es am Ende zu einem 2:1 Auswärtssieg gereicht. Schade, schade … Schluss mit hätte, wenn und wäre. Meldung an die Minutenzähler: Ihr könnt aufhören, der 1. FC Köln hat zwei Tore geschossen, eins davon sogar in der zweiten Halbzeit. Dazu fällt mir die alles erklärende Weisheit von Dietmar Hamann ein, die er als Sky-Experte vor dem Spiel zum Nichttoreschießen beim FC von sich gegeben hat: „Es ist nicht in ihrer DNA.“ Der hat das ernst gemeint, dieser „Experte“.


Und nun mal ganz ehrlich sein, wer hätte mit dieser Startelf gerechnet, mit beiden Verbannten der Vorwoche in der Spitze? Ich nicht. Simon Zoller hatte nun seine Chance, zu zeigen, dass er wirklich so gut ist, wie er es selbst von sich meint. Wenn der in Frankfurt gebotene Leistungsnachweis alles war, dann „Nacht Matthes, Simon“ (für Nichtkölner: dann reicht das nicht für die Bundesliga). Ganz anders sieht es, leider ohne das nötige Quäntchen Glück im Spiel, mit der Mannschaftsleistung aus. Die war am Samstag bis auf die Aussetzer in der Abwehr okay. Außer in der Partie gegen die Bayern hat man deutlich sehen können, dass der FC gegen jeden Gegner mehr als nur mithalten kann. Sieben Spieltage haben wir nun hinter uns, soll man jetzt wegen des Abrutschens in der Tabelle in Panik verfallen und so langsam beginnen, sich mit dem Abstieg abzufinden? Bei manchen Sprüchen, die nach Frankfurt zu lesen waren, hatte man echt den Eindruck, als wäre sowieso alles schon besiegelt. Support sieht anders aus, aber die meisten Anhänger stehen zum Glück zu ihrem FC. Die Nörgler gab's schon damals, als ich das erste Mal in der Kurve gestanden habe. Kann mich gut dran erinnern, an das Spiel gegen Panathinaikos Athen im November 1964. Da haben meine zarten Öhrchen Schimpfwörter aufgenommen, die ich bis dahin noch gar nicht gekannt hatte, als der Komianidis in der 5. Minute zum 1:0 für die Gäste getroffen hat. Auch das Motzen hat Tradition in Kölle.


Es soll kein Motzen sein, nur eine ganz vorsichtige Frage, die mich den ganzen Sonntag lang beschäftigt hat (war vorige Saison schon mal mein Thema): Hätte unser Timo Horn nicht irgendwie was machen können? Warum knallt der sich nicht im Fünfmeterraum mal etwas körperbetonter dazwischen? Soll er halt auch den eigenen Verteidiger mit abräumen, Hauptsache der Ball ist weg und wird nicht zum unkontollierbaren niederlagenbringenden Flugobjekt.


Und zum Abschluss präsentiere ich meinen „Drecksack des Spieltags“: Die Auszeichnung geht diesmal an … Tusch … den Bremer di Santo für seine Schauspieleinlage etwa in der 60. Minute, als er beim „hohen Bein“ des Freiburger Abwehrspielers überhaupt nicht getroffen wurde, sich dafür aber um so dramatischer mit beiden Händen an den Kopf fasste und zu Boden ging. Solche Szenen sind es, die für Aggressionen auf dem Spielfeld und auf den Rängen sorgen – „Fair geht vor“ kannste bei solchen Aktionen in die Tonne klopfen.
 
Max Günter Jagodzinska
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Donnerstag, 2. Oktober 2014

SCHUSS - TOR - AUSWÄRTSSIEG


Nachdem die mediale FC-Haue sich nach dem Bayern-Spiel mehr und mehr auf die Minutenzählerei ohne Torerfolg konzentrierte, hat Peter Stöger den Stoppuhrfetischisten am Dienstagmorgen den Gefallen getan, ein spezielles Torschusstraining anzusetzen. Schön anzusehen war's auf jeden Fall, wie die Jungs sich an vier Stationen in Torlaune ballerten. Schade, dass in einem Bundesligamatch leider meistens ein paar gegnerische Verteidiger im Weg stehen und einem die Laune verderben wollen. Aber man darf beruhigt davon ausgehen, dass diese elementare Weisheit dem Kölner Trainerstab auch schon vor dem Torlos-Rauschen im Blätterwald bekannt war, und so lassen wir die Minutenzähler einfach im Glauben, diese Trainingseinheit sei eine Folge ihrer inspirierenden Schlagzeilen gewesen. Beenden wir dieses Thema mit einem Blick in die Kristallkugel, der mit zwei erstaunlichen Visionen belohnt wird: Am Ende des Tages (irgend eines Tages) wird der FC mehr als zwei Tore geschossen haben und sechs Punkte reichen nicht zum Klassenerhalt.

Hoffnungsträger Kazu
Ein tatsächlich erfreuliches Ergebnis bringt der Blick auf die geschrumpfte Verletztenliste. Watt iss mit Paddy? Diese Frage wird leider noch länger gestellt werden müssen, aber ansonsten sind alle an Bord. Dusan Svento wird spätestens gegen den BVB eine Option im Mittelfeld sein, Kazuki Nagaswa scheint bereits in Frankfurt für eine Einwechslung bereit zu stehen. Oh ja, auf unseren japanischen Mittelfeldstrategen setze ich große Hoffnungen, seine kreativen Impulse im Spiel nach vorne haben und ganz schön gefehlt.


Bemerkenswert desinteressiert - Lanig, Martin.
Das waren noch Zeiten, damals im Mai - Gott sei Dank, lange vorbei



Frankfurt, wie sieht es eigentlich aus mit den Erfolgschancen des FC beim Verein am Main. Der Verein, der so großherzig jenen Spieler aufgenommen hat, der es wirklich so sagen muss „Das war eine Art und Weise, die nicht in Ordnung ist“ und damit seinen Rausschmiss beim FC meint, damals im Mai 2012. Recht hat er, der Martin Lanig, das war nicht in Ordnung. Die haben nämlich vergessen, ihm einen heftigen Tritt in den Allerwertesten mitzugeben zur Würdigung seiner Leistung.

Erfolgschancen? Seh' ich noch etwas größer als unser Trainer, der auf der Pressekonferenz meinte: „Es ist schon realistisch, gegen Frankfurt auch auswärts zu punkten, als gegen Bayern zu Hause“. Wenn alles passt, ein wenig Glück hinzukommt, der Lanig ein Eigentor schießt und Trapp-Ersatz Hildebrand im Tor der Hessen mal wieder einen Patzer-Tag erwischt, gibt’s noch einen Elfer für den FC, der dann mit einem hoch verdienten 4:2 Sieg im Gepäck die fröhliche Heimfahrt antritt.

Teil zwei folgt dann nach dem Spiel ...
 
 
Max Günter Jagodzinska
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