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Sonntag, 23. Dezember 2018

Adventszeit



„Wir sagen euch an den lieben Advent, siehe die zweite Kerze brennt“, singt die versammelte Gemeinde. Es sind die hier, die immer hier sind – die Bänke in der Pfarrkirche sind knapp zur Hälfte besetzt. Viele ältere Damen, einige ältere Herren, zwei junge Frauen mit ihrem Nachwuchs, der noch zu klein ist, um sich abzusetzen. Die hohen Stimmen zittern ein wenig, sind nicht mehr so fest, wie die der in der Flut der vorweihnachtlichen Konzerte aktiven Chorsängerinnen. Wen wundert es? Nein, der Glaube leidet nicht durch die zitternden Stimmen, der ist felsenfest wie seit Jahrzehnten. Ist ein Hauch von Glauben zu finden, in den anderen, den festen Stimmen, die Beifall heischend erklingen?

„Worauf kommt es an?“, fragt der Pastor in seiner Predigt. Die heute hier sind, werden es wissen, sie haben Vertrauen auf den, der da kommt - Immanuel.“ Vertrauen werden die vielen Besucher der Christmette in wenigen Tagen auch haben, jede Menge Vertrauen sogar. Darauf, dass Mutters Essen wieder einmal hervorragend sein wird, dass die vom Herr des Hauses persönlich ausgesuchte Edeltanne die schönste aller Zeiten sein wird – wie jedes Jahr. Immanuel? Wer ist das? Um Gottes willen, hoffentlich kein Asylant ....

Der Pastor ist alt, vergisst hin und wieder eine Passage, lässt die Kommunion von Helfern austeilen. „Geht hin in Frieden.“ Nur wenige Minuten später trifft man sich auf der Straße wieder, schimpft, dass die alte Frau mit dem Rollator mitten auf der Straße geht. Man regt sich auf, dass eine Mutter mit zwei kleinen Kindern die Durchfahrt blockiert. Friede sei mit dir.



Max Günter Jagodzinska
mail: 1951er@jago1.de

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