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Jupiterstatue mit Ganymed, gefunden im Römerbrunnen |
Höllen.
Gefunden, dokumentiert, zerstört. So könnte die letzte Station im
Daseinsrhythmus einer hochmittelalterlichen Siedlung (13./14.
Jahrhundert) beschrieben werden, die die Archäologen der LVR
Stiftung „Archäologie im Rheinischen Braunkohlerevier“ im
Indener Tagebau entdeckt haben. Markantestes Objekt darin ist ein aus
Steinen von einem Meter Stärke errichteter massiver Wehrturm mit den
Außenmaßen sieben mal sieben Meter. Die letzte Chance, diese
geschichtlich hochinteressante Siedlung zu besichtigen, bevor sie in
Kürze von den Baggern aus dem Weg geräumt wird, besteht am
kommenden Samstag. Als eine Hauptattraktion bietet der LVR Rheinland
an seinem Tag der Archäologie Busfahrten zur Ausgrabungsstelle und
zu einer etwa 200 Meter entfernt liegenden weiteren an. Dort versucht
ein Team von der Uni Bonn bei der einstigen Kapelle Vilvenich zu
ergründen, inwieweit der romanische Bau auf älteren Anlagen,
vielleicht sogar auf einer Holzkirche der Karolingerzeit (9.
Jahrhundert), errichtet wurde. Zweite Säule des Archäologietags
sind das bewährte Rahmenprogramm und diverse Präsentationen auf dem
Gelände der Außenstelle Titz des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege
in Titz-Höllen. Dort wird ein römischer Steinbrunnen mit einer
erhaltenen Höhe von sechs Metern ab Podest in einem Viertelkreis
wieder aufgebaut. Eine Jupitersäule, besonders selten durch die
Darstellung des angelehnten Hirtenknaben Ganymed, lässt durch ihre
Beschädigungen auf die barbarische Zerstörung religiöser Symbole
schließen.
Ganz besonders gespannt sein darf man auf die Öffnung
einer 2800 Jahre alten Urne durch Restauratorin Stella Oppl. Neben
Leichenbrand könnten eventuell spektakuläre Beigaben freigelegt
werden. (jago)
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