PETRA HAMMESFAHR
Ein Interview mit der Bestseller-Autorin aus Titz
Der Lebenslauf von
Petra Hammesfahr, einer der erfolgreichsten deutschen
Krimi-Autorinnen, ist der einer Kämpferin. Das 1951 in Titz geborene
Mädchen hat schon in der Volksschule über eine ausgeprägte
Vorstellungsgabe und Phantasie verfügt, die bis auf den heutigen Tag
unerschöpfbar zu sein scheinen. Einfach hatte sie es dabei am Anfang
wahrlich nicht. Aber so mancher Weggenosse wunderte sich, wie ein
derart zierliches Persönchen mit einer so goßen Willenskraft und
zähen Ausdauer für seine Ziele kämpfen konnte. Die aufgezwungene
Lehre zur Einzelhandelskauffrau, der dramatische Alltag mit einem
alkoholkranken Ehemann, der aufopferungsvolle Einsatz für ihre
beiden Töchter und andere harte Situationen vor dem großen
Durchbruch hätten durchaus das Potential, das narrative Gerüst in
einem Krimi zu bilden.
Foto entstanden bei einer Lesung von Petra Hammesfahr in Titz im Juli 2004.
copyright: Günter Jagodzinska (jago) |
Frage: Wer Ihren
Lebenslauf kennt, hätte großes Verständnis dafür, wenn Sie dem
einen oder anderen mißliebigen Zeitgenossen in einem Ihrer Krimis
die Rolle des Mordopfers zugeteilt hätten. Wieviele reale Personen
haben Sie literarisch ermordet?
Hammesfahr:
Bisher noch keine. Die realen Personen sind bei mir stets unter den
Übeltätern zu finden, aber so umgeschrieben, dass sie sich selbst
nicht wiedererkennen, wenn sie denn mal einen meiner Romane in die
Hand nehmen würden, woran ich aber nicht glaube. Solche Leute lesen
keine Bücher.
Frage: Ganz in
der Nähe Ihres Geburtsorts Titz liegt ein verträumtes Dörfchen
namens Grottenherten. Dort spielen sich einige Begebenheiten in Ihrem
1991 erschienenen Buch "Das Geheimnis der Puppe" ab. Ist es
lediglich der geheimnisvolle Klang des Wortes "Grottenherten"
, der Sie dazu veranlasst hat, diese Lokalität zu wählen, oder gibt
es andere, eventuell persönliche Gründe?
Hammesfahr: Ein
persönlicher Grund war meine „Ortskenntnis“. Ich habe einige
Jahre im Nachbarort Kirchherten gelebt und fand, dass eine Geschichte
wie diese gut dorthin passt.
Frage: In einer
Kritk schreibt eine Leserin zu diesem Buch: "Emotionen waren so
real, sozusagen greifbar geschrieben, dass ich zum Schluss sogar
weinen musste". Was bedeuten Ihnen solche Aussagen?
Hammesfahr: Es
ist mir sehr wichtig, so real wie nur möglich zu schreiben, auch und
vor allem, wenn es um Emotion geht. Das macht Romanfiguren so
authentisch, dass man glaubt, die Leute zu kennen.
Frage: Ihr
Schreibstil erinnert in gewissen Werken an den von V.C. Andrews, wie
man ihn aus der "Blumen der Nacht"-Trilogie um die Kinder
von Foxworth Hall kennt. Haben Sie literarische Vorbilder, deren
Romane Sie selbst gerne lesen?
Hammesfahr:
Vorbilder habe ich nicht, nur Romane, die ich selbst gerne lese. Aber
die möchte ich nicht kopieren. Ich kopiere nicht einmal mich selbst,
deshalb gibt es bei mir keine Serienfigur, nur einen Kommissar, der
in mehreren Romanen auftaucht, allerdings nicht als Hauptfigur. Mich
reizt einfach die Herausforderung, mit jedem neuen Buch wieder bei
null anfangen zu müssen.
Frage: In einem
Interview sagten Sie vor einigen Jahren, dass Ihr Sohn immer sage
"Schreib doch mal einen Liebesroman", aber dass Sie dieses
Genre nicht interessiere. Ist es nicht so, dass in Ihren meisten
Büchern dennoch das Thema Liebe, Lust und Leidenschaft mit all
seinen Facetten eine enorm große Rolle spielt?
Hammesfahr:
Natürlich, Liebe und Leidenschaft sind neben Habgier nun mal die
Hauptmotive für Mord und Todschlag. Ich habe einige Bücher
geschrieben, die man durchaus als Liebesromane bezeichnen könnte –
mit tragischem Ende, das unterscheidet sie von dem, was in diesem
Genre sonst üblich ist.
Frage:
Abschließende eine Frage zu Ihrem Verhältnis zu Ihrer
Heimatgemeinde Titz. Vor einigen Jahren waren Sie der Einladung nach
Jackerath zum Jubiläumstreffen Ihrer ehemaligen Klassenkameraden
gefolgt. Haben Sie, heute in Kerpen wohnend, immer noch Bindungen an
die alte Heimat und welche Erinnerungen sind Ihnen präsent
geblieben?
Hammesfahr:
Meine Tante lebt in Titz, das ist für mich eine starke Bindung, von
ihr habe ich als Kind nämlich das erste Buch und viele weitere
geschenkt bekommen. Ich erinnere mich auch gerne an meine Schulzeit
in Titz. Es waren unbeschwerte Jahre, wenn ich all die netten oder
heiteren Episoden aufzählen wollte, die mir noch im Gedächtnis
sind, käme wahrscheinlich ein Buch heraus.
copyright Text
und Fotos:
Max Günter
Jagodzinska
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