Der FC ist auf Platz 12, hat nichts mit Abstieg
oder Europa League zu tun, die Wolfsburger haben die Champions League
Teilnahme in der Tasche, also ein Spiel, in dem es um nichts geht.
Wie bitte? Vor allen Dingen geht es um nichts mehr. Ich denke, dass
es jedem Fan so geht wie mir: Ich kann Niederlagen nicht ab und
schlechte Spiele vermiesen mir die Laune, egal ob mitten in der
Saison, oder am letzten Spieltag. Sieg oder Niederlage hinterlassen
Spuren, fragt mal die Leute, die mich nach dem Abpfiff ertragen
dürfen oder müssen. Fußballfans ticken anders, egal für welche
Farben ihr Herz schlägt.
Was geht denn da ab? Die legen los, als ob es um
die Deutsche Meisterschaft ginge. Ich bin gerade mal fertig mit dem
Hymne-Singen und da zaubert der FC schon einen prima Spielzug auf den
Rasen und die Chancenauswertung ist nach drei Minuten 100 %. Geiles
Tor, geile Stimmung, so kann's weiter gehen. Yannick Gerhardt für
Kevin Vogt in der Startaufstellung, hat Stöger gut gemacht. Der
Junge sorgt für Druck aus dem Mittelfeld, sucht immer wieder den Weg
nach vorne. Das halten wir schon mal fest für die neue Saison.
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Was für ein Start - Yuya Osako macht das 1:0 |
Hmm, ja so schnell geht das mit dem Wegschenken
des Vorsprungs. Mal wieder nach einer Ecke ein Tor kassiert, das
wievielte ist das eigentlich? Da muss sich was tun, gibt’s nicht
irgendwo einen Standardsituationen-Trainer? Und dann passiert kurz
danach dem armen Dominic Maroh dieser blöde Fehlpass. Ich finde das
irgendwie ganz schön unsportlich, dass die Wolfsburger das direkt zu
einem Tor ausnutzen. Hinter mir sitzen zwei Typen, etwas älter,
jeder einen Bierbecher in der Hand und einen zweiten und dritten auf
dem Boden in Reserve. Jedem das Seine, ich spreche das auch nur an,
weil die bei jeder Aktion, die über die rechte Seite läuft, über
unseren Kapitän zu zetern anfangen: „Klar, Brecko, Ball weg“
oder „Der hat nix in der Bundesliga verloren“ oder „Boh,
Brecko, du kannst es nicht“. War der wirklich so schlecht? Ich weiß
nicht, war wohl nicht sein bestes Spiel, aber die eigenen Leute
während des Spiels niederzumachen, geht überhaupt nicht.
Heimserie gerettet
Ich stehe hier mitten zwischen fremden Leuten, die
ganz plötzlich schreiend aufgesprungen sind, sich in die Arme
fallen, mich freudestrahlend anspringen und das Trömmelche-Lied
grölen. Ist wohl klar, dass ich genau dasselbe mache. Natürlich
springe ich nicht mich selbst an, sondern jeden, der sich nicht
schnell genug in Sicherheit bringen kann. Aber die wollen gar nicht
in Sicherheit kommen, die machen alle mit, was für eine geniale
Stimmung. Es steht 2:2, ganz sicher verdient. Nicht ganz sicher bin
ich, ob Slavo Peszko das Tor gemacht hat oder ob doch eher der Knoche
den Ball ins eigene Tor bugsiert hat. Egal, als Kölner sage ich:
Peszko war's.
In der Rückrunde zu Hause ungeschlagen.
Heimstärke, das war der Schlüssel zum Klassenerhalt, Punkt um
Punkt, bis es 40 waren. Es gibt ja nicht wenige, die immer geschimpft
haben, wenn der FC mal wieder 0:0 gespielt hat, aber insgesamt 13
Unentschieden sind 13 Punkte, die dazu beigetragen haben, dass das
Ziel mehr als erreicht worden ist.
Ach Marcel Risse, warum spielst du nicht immer so
stark auf wie heute? Aggressives Vorpressing, immer hellwach und
drauf auf den ballführenden, dazu Spielübersicht und tolle Pässe,
ich bin begeistert. Wenn man noch jemanden besonders erwähnen soll,
dann auf jeden Fall Matze Lehmann, auch eine ganz ganz starke
Vorstellung heute. Soll ich's erwähnen? Ach ja, eigentlich wollte
ich ihn in Ruhe lassen, aber die Leistung von Ujah schreit geradezu
danach: Er war in seinen 46 Minuten Spielzeit ein Fremdkörper. Damit
wir uns nicht falsch verstehen, diese Wertung hat nichts mit seinem
Wechsel zu tun, in seinem letzten Spiel für den FC hat er einfach
eine unglückliche Figur gemacht.
Tschööö ...
Tschööö Kevin Wimmer, tschöö Anthony Ujah,
tschööö Adam Matuschyk, tschööö Thomas Bröker, tschö
Deyverson, tschööö … nee, auf Wiedersehen Herr Gagelmann, lustig
dass der auch noch vom FC verabschiedet worden ist. Ich glaube fast,
dass der die Pfiffe als Kompliment empfunden hat, ganz im Gegnsatz zu
Ujah. Die Verabschiedung von Kevin Wimmer war übrigens beispielhaft,
so geht man mit einem verdienten Spieler um, der viel für den FC
geleistet hat. Mit ein wenig Abstand sollte jeder einsehen, dass
Anthony Ujah mit seinem Vereinswechsel im Prinzip nichts anderes
gemacht hat als Wimmer, nur anders hat er's gemacht, das ist das
„Problem“, weshalb der Abschied dann auch so zwiespältig zum
Ausdruck gekommen ist.
So, nun hat die Zeit der Spekulationen begonnen –
wer kütt noh Kölle. Ach das wird schön, wer da alles gehandelt
wird. Fußball macht richtig Spaß!
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