In
Köln gibt es viele Baustellen, und wenn es in Köln eine Baustelle
gibt, dann gibt es auch Pannen, das ist einfach kölsch und nicht
weiter schlimm. Nur eine Baustelle ist zum Erfolg verdammt, und die
heißt: 1. FC KÖLN
Kürzlich
habe ich einen Mitgliederbrief bekommen. Eine ganz feine Sache
übrigens, die das neue Präsidium da initiiert hat, das die schwere
finanzielle Erbschaft aus der Ära Sonnengott W.O. in den Griff
bekommen muss. Also, im neuesten Brief schreiben Werner Spinner,
Markus Ritterbach und Toni Schumacher: „ Wir werden uns nicht damit
abfinden, dass der FC langfristig in der 2. Bundesliga spielt“ und
geben das neue Ziel vor „Nächste Saison greift der FC an!“
Jawohl,
genau so wollte ich das hören oder lesen. Alles andere wäre eine
Bankrotterklärung. Und da kommt dann völlig überraschend ein
Statement, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe, ausgerechnet
von unserem Cheftrainer. Nun frage ich ernsthaft: „Was um alles in
der Welt hat Holger Stanislawski dazu bewogen, das Handtuch zu
schmeißen?“ Nein, es hat sich bewahrheitet, dass es kein Gag zum
Saisonabschluss ist. Hätte mir durchaus vorstellen können, dass
Stani in der Kabine nach dem letzten Match einem Spieler ein Handtuch
zugeworfen hat und das nun als Witz für die Presse so erzählt
hätte. Nein, er hat tatsächlich um die Vertragsauflösung gebeten.
Ich
bin enttäuscht, fühle mich verarscht! Die Begründung, die auf der
FC-Homepage veröffentlicht wurde, ist so dünn wie Filterkaffee ohne
Kaffeepulver: „Durch meine Entscheidung mache ich den Weg frei für
jemanden, der am Standort Köln unbelastet die Aufgabe Aufstieg
angehen kann.“ Tut mir leid, aber das kann es nicht sein, das ist
für mich die Umschreibung irgend einer anderen Sache, mit der
Stanislawski nicht rausrückt.
Beim
Spiel in Ingolstadt saß er nun also zum letzten Mal als FC-Coach auf
der Trainerbank, merklich ruhig, bemüht unbeteiligt. Erst in der 73.
Minute fiel auf, dass Stanislawski noch im Amt war. Mit dem Wechsel
von Jajalo für Bigalke bewies er noch einmal sein Händchen für
taktisch gewitzte Schachzüge, der Einsatz von Maierhofer für Ujah
war wohl eher eine Trotzreaktion, etwas später durfte dann auch noch
Strobl für Clemens ran. Wenn man ehrlich ist, war es im Lauf der
Saison häufiger so, dass nicht nur die Fans über die Aus- und
Einwechslungen des Trainers irritiert waren. Nicht nur die
Wechselspielchen, auch die seltsamen Rotationen und
Systemveränderungen blieben häufig das Geheimnis des Trainers.
Genau so ein Geheimnis wird wohl bleiben, was ihn in der Winterpause
bewogen hat, sein persönliches Saisonziel und seine weitere
Tätigkeit in Köln vom Erreichen des dritten Platzes abhängig zu
machen.
Selten
hat ein Trainer in Köln einen so großen Vertrauensvorschuss
bekommen und ihn am Ende so schmählich verschenkt. Die nächsten
Tage bleibt es spannend in Köln. Wer gesellt sich zu den schon
bekannten Abgängen, wer kommt neu ans Geißbockheim, wer wird
Cheftrainer, wie lange dauert es bis zur Verkündigung von
Stanislawskis neuem Arbeitgeber …?
copyright Text und Fotos:
Max Günter Jagodzinska
mail: 1951er@jago1.de
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