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Montag, 3. März 2014

Halfar Alaaf oder die zwei Gesichter des 1. FC Köln


Ob der FC Kaiserslautern mit seiner Pleite beim Tabellenschlusslicht Cottbus am Freitagabend die Karnevalsstimmung in Kölle noch weiter anheizen wollte, ist aus der Pfalz nicht bestätigt worden. Ist aber auch egal, jedenfalls hat das Team um den vor nicht allzu langer Zeit noch als Zauberer bezeichneten Kosta Runjaic sich erstmal aus dem Kreis der Aufstiegskandidaten verabschiedet. Gut so.

Beim FC selbst war der Endspurt in die Session mit der Kostümsitzung am Dienstag nach dem Topspiel gegen Fürth gestartet worden. Unbestätigten Berichten zufolge wurden am frühen Mittwochmorgen rund um das Maritim-Hotel und am Heumarkt frierende und vollkommen frustriert heulende Bildreporter diverser Boulevardblätter gesichtet. Alle Hoffnungen auf schlagzeilenträchtige Abbildungen von aus der Bahn oder auf die Schienen gekommenen Profis mussten begraben werden. Die Aussprache des Mottos „Hennes spingks watt kütt“ stellte einige der FC-Profis zwar auf eine harte Probe, aber während und nach der Sitzung hatten die Jungs alles im Griff. Vor allem aber war es für die Fans eine echt geile Einstimmung auf das längste Wochenende des Jahres von Wieverfastelovend bis Äschermettwoch.

Karneval in Aue

Da die Planer der DFL Panik vor dem Zusammentreffen kölschseliger Karnevalsjecken und ebenfalls obergärig beschwingter FC-Fans in Köln haben - wobei die meisten Domstädter eh beides gleichzeitig sind -, schickten sie den FC mal wieder auf eine weite Reise. Auf ins Erzgebirge nach Aue zum Kräftemessen mit der Mannschaft des kölnerfahrenen Falko Götz. Wer glaubt, dass es einfach ist, sich dort die Punkte abzuholen, sollte mal nachfragen bei ... Na, bei wem? Richtig, unser Freund Kosta (siehe oben) hatte zwei Wochen vorher erfahren müssen, dass das verdammt schwer werden kann.

FC-Coach Stöger ist nicht unbedingt als jemand bekannt, der auf den Pressekonferenzen die Leichtigkeit der kommenden Aufgabe und die Stärke seiner Truppe bejubelt. Ab und zu könnte er zwar etwas deutlicher machen, dass der FC der FC ist. Also, mindestens Mitfavorit auf den Aufstieg und Spielfavorit, wenn es gegen einen Gegner aus dem Tabellenkeller geht, aber so ist er halt, unser Pitter. Er warnt lieber : „ Aue hat ... nach der Winterpause in allen drei Spielen gepunktet. Sie haben vor allem durch kämpferische Elemente gewonnen, phasenweise aber auch richtig guten Fußball gespielt.“ Die meisten Beobachter, die das untere Tabellendrittel ansonsten nicht so sehr im Blickfeld haben, werden sich sicher ein wenig verwundert die Augen gerieben haben angesichts des überraschend kompakten und kombinationsstarken Auftritts der Gastgeber. Eine Spitzenmannschaft sind sie dennoch nicht, und mit nur einem gaaanz klein wenig mehr an Selbstbewusstsein und forscherem Druckaufbau wäre die Götz-Truppe schnell in arge Nöte geraten. Ich wage die Prognose, dass dieses dumme Gegentor dann gar nicht erst gefallen wäre. Wie kann so ein Ball reingehen? Das wird jetzt hoffentlich nicht zur Murmeltier-Frage in der FC-Abwehr.

Psychologiczne wazny

Zu einem psychologisch wertvollen Zeitpunkt hätte der quirlige Slavomir Peszko den Ausgleich in der 43. Minute machen müssen. Wieso quirlig? Weiß ich auch nicht, aber manchmal passt's zu seiner Fortbewegungsart. Die wichtigere Frage ist natürlich, wieso er scheiterte. Die Antwort liegt auf der Hand: Slavo hat keine Ahnung von Psychologie. Und wäre da ganz zufällig eine zufällig sehr ähnliche Situation zufällig einem Spieler in einem ganz bestimmten Trikot geschehen, dann hätte man über einen Elfmeter berichten müssen. Wieso wäre und hätte, die Situation gab es doch real in München. Ja, man hat eine Berührung irgendwo an irgendeinem Körperteil nachweisen können, und so gab's den Elfmeter für Bayerns Mandzukic und die rote Karte für Papadopoulos. Dafür liebe ich unsere bundesdeutschen Schiris, für ihren unbedingten Willen zur Gleichbehandlung aller Teams – und wenn manche gleicher sind, dann hat das schon seine Gründe.

Zurück zum Spiel. Halbzeit zwei hat gezeigt, dass es auch anders geht. Zum Beispiel dem Gegner ausnahmsweise mal eine Standardsituation zu schenken, bei der man als FC-Fan keine Angst vor dem Freistoß haben muss. Oh ja, das war nun Ironie, aber nach den lustigen Toren der Ingolstädter und der Fürther gegen den FC ist so etwas erlaubt. Diesmal gab's also direkt einen Elfmeter. Kann man pfeifen, muss man pfeifen . Wenn man einen neuen Rutschrekord über die Auer Wiese hinlegt wie Maroh und ein Gegner weniger als einen Meter entfernt ist, dann fällt der! Dann fällt der auch hin, wenn ihn nur der Windhauch oder der heiße Atem des Gegners im Nacken berührt. Sollte so ein erfahrener Spieler eigentlich wissen.

Punkt ist Punkt – Punkt!

Schön, dass sich der FC auch nach dem 2:0 als Mannschaft nicht hängen ließ und endlich spielerische Qualitäten aufblitzten. Stöger und Schmadtke betonten jedenfalls nach dem Spiel den Einsatz und die Leidenschaft der zweiten 45 Minuten und nahmen letztlich insgesamt einen positiven Eindruck mit. Na ja, wenn es denn der Weiterentwicklung einer Siegermentalität dienen sollte, dann nehmen wir das mal so hin. Verdient war der Ausgleich allemal, besonders gefreut hat mich, dass der Spielverzögerer im Tor der Auer nicht für sein elendes Zeitschinden belohnt worden ist und dass Daniel Halfar mit seinen Schüssen endlich mal das nötige Glück gehabt hat. „Dem Spielverlauf nach muss man mit dem Punkt zufrieden sein – es könnte noch ein ganz wichtiger sein, bei der Ausgeglichenheit dieser Liga“, hat Peter Stöger später erzählt. Einspruch, ist doch Quatsch, der Punkt ist einen Punkt wert, genau wie jeder andere auch – am Ende zählt die Summe und nichts anderes. Ob du mit einem wertvollen oder einem billigen Punkt vor den anderen Vereinen stehst ist sowas von egal.

Und deswegen ist es mir auch egal, wie wertvoll die drei Punkte am Freitag gegen Cottbus sein werden, sie müssen einfach nur den bisher 44 geschafften hinzugefügt werden. Und vorher will ich auf der Pressekonferenz vom Trainer nicht hören, dass er den Gegner stark redet als Mannschaft der Stunde … immerhin Kaiserslautern bezwungen … mehr Qualität, als es der Tabellenplatz aussagt. Die Freundschaftsstadionkicker haben auswärts noch kein einziges Spiel gewonnen, da sollte der Trainer eines Tabellenführers Klartext reden und unmissverständlich einen Sieg einfordern. Vielleicht überrascht Stöger er ja mit einer offensiven Aufstellung, könnte mir vorstellen, dass Neuzugang Bard Finne ein paar Spielminuten von Beginn an erhält. Dann könnte der Jüngling auf dem Platz zeigen, was der Trainer meinte, als er ihn kürzlich angepriesen hat: „ Bard ist quirlig und hat viel Tiefgang in der gegnerischen Hälfte“.