Genau
so sieht es aus. Da haben sich neben den an dieser Position
erwarteten Fürthern auf einmal ganz frech und ungefragt Paderborn
und Karlsruhe festgesetzt. Obwohl das gar nicht so „auf einmal“
ist. Das hat sich beständig entwickelt, man hat es anderorts nur
nicht so richtig wahr genommen. Fahrlässig unterschätzt wäre wohl
übertrieben, aber die Tendenz war schon so.
Man of the Match - MVP und was es sonst noch alles gibt: JONAS HECTOR |
In die Spur kommen
In
die Spur gekommen ist der Verein auf jeden Fall beim Rosenmontagszug.
Dass Daniel Halfar das Alaaf fast komplett im Namen trägt, ist mir
zum ersten Mal bewusst geworden, als ich ihn auf dem Wagen gesehen
habe. Deshalb hat er seine ersten beiden Tore für den FC also am
Karnevalssamstag geschossen hat, der Schlingel. Aber jetzt ist
Schluss mit Karneval, finito, vorbei unn am Äng, bess demnähx …
Jawohl Peter, wir haben deine Worte vernommen, am Freitag geht’s
gegen Cottbus hoffentlich so richtig zur Sache: „Wir haben einiges
gutzumachen, und das wollen wir auch am Freitagabend unter Beweis
stellen. Und wenn dann nach dem Spiel die Karnevalsstimmung bei uns
im Stadion wieder aufkommt, dann hab ich nichts dagegen. Aber erst
nach dem Spiel!“
Die letzten Auftritte der Geißböcke waren irgendwie merkwürdig, nicht durchgehend schlecht, nicht durchgehend gut, spielerische Situationen wurden mal auf Top-Level-Niveau gelöst und nur Minuten später wie in der Kreisliga verdaddelt. Dementsprechend fällt die subjektive Wahrnehmung durch die Fans aus, je nachdem welche Momente sie mitbekommen haben. Jemand meinte, dass das Team „zu selbstzufrieden“ auftritt. Habe ich nicht so gesehen. Für mich sieht das so aus, als ob man Angst vor sich selbst habe. Da muss irgend jemand die jungen Burschen jetzt stark reden! Die müssen ja nicht gleich so arrogant-überheblich auftreten wie die ter Stegens und Co aber etwas mehr Frechheit täte denen schon gut. Ein Beispiel: Wieso reklamierte kein einziger beim Drei-Meter-Abseits-Tor der Fürther nach einem zu Unrecht verhängten Freistoß? Schiedsrichter haben ihre erste Entscheidung schon mehr als einmal revidiert, hier hätte es auch so sein können. Aber wenn keiner was sagt … In dem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Szene vor langer Zeit, in der unser damaliger Keeper Mondragon einen gegnerischen Spieler vom Platz komplimentiert hat, als der bei einer Auswechslung elend lang Zeit schinden wollte. Diese Aktion hat damals die ganze Mannschaft wachgerüttelt und dann lief es. So ähnlich sollte jetzt gegen Cottbus auch mal von außen etwas Feuer auf den Platz getragen werden. Neeeeiiiinnn, ich meine keine Pyro-Aktion, sondern verbal von der Trainerbank!
Den Tabellenletzten
besiegen
Letzte Woche habe ich
mir gewünscht: „Da sollte der Trainer eines Tabellenführers
Klartext reden und unmissverständlich einen Sieg einfordern.“ Was
Stöger dann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte, kam der
Sache ja erstaunlich nahe: „Wenn man aufsteigen möchte, sollte man
gegen den Letzten gewinnen zu Hause.“ Alles andere wäre aber auch
Blödsinn gewesen. Also, auf geht's FC!
Die Hymne erklingt und
Wow, was für eine mutige Anfangsformation. Und nun tun wir die
Lausitzer fast ein wenig Leid. Ach so, ja, zwischen den beiden
letzten Sätzen liegen 90+2 Minuten Fußball, inzwischen ist das
Spiel abgepfiffen, der FC hat 2:1 gewonnen und ich versuche, meine
Pulsfrequenz ganz langsam wieder auf normale Geschwindigkeit
gedrosselt zu bekommen. Der Stöger hat der Mannschaft offenbar das
Last-Ten-Minutes-Phantom antrainiert. Fußballtechnisch nicht leicht
erklärbar, aber so verteidigt man die Spitzenposition: Superchancen
auslassen - in Rückstand geraten - so tun, als ob nix passiert wäre
– die Fans fast bekloppt werden lassen – gaaanz viel Glück haben
– in den letzten zehn Minuten zwei Tore schießen. Ob das noch
lange gut geht? Ich muss es noch mal wiederholen: Wenn ich sehe, wie
der Ball immer und immer wieder hin und her und quer und zurück
gespielt wird, dann kann ich wahnsinnig werden. Lieber FC, ich
brauche endlich mal wieder ein Wohlfühlspiel, in dem ihr nicht in
Rückstand geratet, in dem der Sieg deutlich und nie in Gefahr ist.
Am besten direkt am kommenden Montag. Oh, in Kaiserslautern, da sehen
die Geißböcke ja traditionell besonders gut aus, oder wie war das
noch … Da werden wohl alle so einen Sahnetag erwischen müssen, wie
ein laut Stöger „unglaublich talentierter Linksverteidiger“
namens Jonas Hector gegen Cottbus. Ob Bard Finne dazu gehören wird? Eher fraglich, ich hatte deutlich mehr von ihm erwartet, war wohl noch etwas zu früh.
Was macht der Rest?
Nun lehnen wir uns
entspannt zurück und schauen mal, was der Rest der Liga so treibt.
Robbt sich am Samstag Union Berlin wieder ran an Platz drei? Wer wird
am Sonntag Verfolgerqualitäten beweisen beim direkten Duell zwischen
Karlsruhe und Paderborn? Spielt einfach unentschieden, wäre mein
(nicht) ganz uneigennütziger Vorschlag. Die Fürther können dann am
Montag in Bochum zeigen, ob sie dran bleiben wollen am FC. Jetzt beim
Schreiben am Tag nach dem Sieg und im Anblick der Tabelle wird mir
nochmal so richtig bewusst, wie fies die Auswirkungen einer
Niederlage gegen Cottbus wirklich geworden wären in einer Liga, in
der wirklich jeder jeden schlagen kann. „Es wird in den nächsten
Wochen nicht leichter werden“, hat Stöger in der Pressekonferenz
nach dem Spiel betont. Recht hat er.
Glückwunsch zum 60.
Dä Tünn ist 60
geworden am Donnerstag, der alte Dürener Jung, dem seine Mama damals
an der Wiege (nicht belegte Vermutung) schon gesagt hat: „Du musst
zum FC.“ Im Sommer 1972 war es jedenfalls soweit, Toni Schumacher,
genannt Tünn, verabschiedete sich von SW Düren und begann seine
Karriere bei den Geißböcken. Keine Angst, hier kommt jetzt keine
zeilenschindende Endlos-Laudatio – das kann man alles in allen
möglichen Blättern nachlesen, wenn man denn seine Zeit damit vertun
möchte – hier kommt kurz und kölsch: Maach ett joht Tünn unn
alles Johde für die nächste 60 Johr.
copyright Text und Fotos:
Max Günter Jagodzinska
mail: 1951er@jago1.de
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