„Es
ist erst vorbei, wenn es vorbei ist, und ich kämpfe bis zum
Schluss.“ Dieses Zitat habe ich am vergangenen Wochenende in einer
Sportübertragung aufgeschnappt. Nein, es stammt nicht aus dem
näheren oder weiteren Umfeld des 1. FC Köln . Maria Höfl-Riesch
gab einem Reporter diese Antwort nach ihrem siebten Platz beim Slalom
in Are, mit dem sie sich die Führung im Gesamt-Weltcup zurückerobert
hatte. Hätte Jonas Hector diese Aussage nach dem Cottbus-Spiel von
sich gegeben, es hätte besser nicht passen können. Wenn alle
Geißbock-Profis in den restlichen Zweitligaspielen mit dieser
Einstellung 90 plus x Minuten antreten, dann klappt das auch mit dem
Aufstieg!
Fangen
wir bei der einfachsten der restlichen zehn Partien an, am
Montagabend geht es zum Abschluss des 25. Spieltags mal wieder auf
den Betzenberg. Es ist ganz einfach das allereinfachste Spiel, weil
hier eine Niederlage kein Beinbruch wäre. Wäre blöd, da zu
verlieren, aber das Gefühl, von dort ohne Punkte nach Hause zu
fahren, kennen die Kölner. Und dann wurde auch noch gleich zum
Wochenbeginn bekannt, dass sich beim „dramatischen Heimsieg gegen
den FC Energie Cottbus“ Marcel Risse und Thomas Bröker verletzt
haben und „auf dem Betzenberg in Kaiserslautern fehlen“. Oh je,
die Erfolgsgaranten fallen aus. Blödsinn, dann spielen halt Gerhardt
oder Peszko oder Nagasawa oder Exslager, die können auch einen Ball
annehmen oder so.
Hört
auf zu pfeifen, wenn ihr Kölner seid!
Außer den Verletzungen ist noch eine andere Sache aus dem Cottbus-Spiel mit in nächste Woche geschleppt worden: Pfiffe der eigenen Fans. „Die Leute haben das Recht, ihren Unmut zu äußern. Aber sie dürfen sich schon fragen, ob das einer jungen Mannschaft hilft, in dieser Situation draufzuhauen“, sagte Stöger und traf damit ziemlich genau die Einstellung der meisten Fans. Und wenn Präsident Werner Spinner den Pfeifenköpfen empfiehlt, dass es im Umland genug andere Stadien gäbe, hat das schon eine besondere Qualität. Das Blöde an der Sache ist, dass man bei 45.000 Zuschauern das Gepfeife von sagen wir mal 2.000 unverbesserlichen Dauernörglern sehr wohl hört. Das Nichtpfeifen der anderen 43.000 hört hingegen keine Sau, selbst der Versuch, es hören zu wollen, muss logischerweise kläglich scheitern. Dilemma, das Unhörbare muss hörbar werden. Wie wäre es mit einem riesengroßen Spruchband, mit dem man diesen Typen klar macht „Hört auf zu pfeifen, wenn ihr Kölner seid.“
FC vor
einfachem Auswärtsspiel
Was
machte die Konkurrenz am Freitag, Samstag, Sonntag? Paderborn legte
mit dem schnörkellosen 2:1 gegen Dresden vor und verstärkte den
Eindruck, dass man nicht daran denkt, seine Funktion als hartnäckige
Klette an den Spitzenplätzen aufzugeben. Die Karlsruher hatten in
Cottbus keine Lust auf einen Sieg und die Punkte beim Gastgeber
gelassen, obwohl der nicht annähernd so stark auftrumpfte, wie am
Wochenende zuvor bei der knappen Niederlage in Köln. St. Pauli
nutzte die Chance, auf Platz vier vorbeizuziehen. Wirklich geändert
hat sich für den FC dadurch eigentlich gar nichts. Dass die Fürther
Platz nur
einen Punkt geholt haben, konnte man erwarten, sooo stark sind die
auch nicht, und Union will noch mal oben ran.
Nun wäre es schon vorteilhaft gewesen, in Kaiserslautern zu punkten,
damit der Abstand gesichert
wird. Und siehe da, sie haben es gemacht, einen Punkt ergattert.
Das
Spiel war stark, da bleibe ich bei, auch wenn jede Menge Leute was
rumzumosern hatten. Wer vom jetzigen FC – und das ist der, den wir
fast alle wollten – Ballzauber à la Barca erwartet, muss irgend
etwas falsch verstanden haben. Diese Mannschaft ist noch nicht (die
Betonung liegt auf dem „noch“) in der Lage, einen Gegner wie
Kaiserslautern in dessen Stadion zu dominieren. Nein, auch gegen
Kaliber wie stark auftrumpfende Abstiegskandidaten muss der Sieg oder
zumindest das Unentschieden erkämpft werden. Ein Punkt in
Kaiserslautern, da hätten wir voriges Jahr noch „Hurra“
geschrien, also können wir es auch diesmal. Äußerst lustig fand
ich nach dem Spiel übrigens den Kommentar vom Lauterer Spieler
Zoller, der meinte, dass man einen Sieg verdient gehabt hätte.
Sorry, aber der Typ hat ja wohl zu viele Medizinbälle geköpft. Und
nun geht’s in die Endphase, ich freue mich auf die kommenden
Spiele.
Sonst
noch was?
Am
Donnerstag gab's eine seltene Konferenz-Übertragung von den Spielen
der Europa-League zu sehen. Selten, weil kein einziges deutsches Team
mehr dabei war. Recht amüsiert habe ich registriert, wie die
Kommentatoren in den diversen Begegnungen krampfhaft nach ehemaligen
Bundesliga-Spielern gesucht haben und dabei längst vergessene Ex'ler
entdeckte. So in der 66. Minute in Sevilla, da habe ich mich richtig
erschreckt, als jemand eingewechselt worden ist, der nicht nur mir
als kleiner mit weit ausgebreiteten Armen und weit aufgerissenem Mund
fliegender Mann im Bewusstsein hängen geblieben ist. Richtig, Marco
Marin, das zarte Umfallpflänzchen. Das Thema muss ich später
unbedingt noch mal aufgreifen. Nein, nicht Marin, die grassierende
Hinfallsucht nervt mich immer mehr. Eine Minute später kam dann auf
einem anderem Platz ein ganz anderer Typ zum Einsatz. Mario Gomez
konnte nach langer Verletzungspause mal wieder ran. Der ist mir zwar
eigentlich auch recht egal, aber immerhin traf der Bursche schon zehn
Minuten später ins Schwarze. Da wird der Jogi sich aber freuen...
Zum
Schluss noch eine Randbeobachtung. Also, Matze Lehmann stand in
Kaiserslautern am Spielfeldrand, musste kurz behandelt werden.
Kommentar von Sky-Kommentator Roland Evers: „Das Sprunggelenk ist
seine Achillesferse.“ Ob die Docs die Teile bei der Behadlung wohl
wieder an den richtigen Platz gebracht haben?
copyright Text und Fotos:
Max Günter Jagodzinska
mail: 1951er@jago1.de
Alle Fotosund Texte dieses Blogs sind urheberrechtlich geschützt.
Jegliche Verwendung ohne vorherige schriftliche Freigabe ist untersagt