„Die Elf von Peter Stöger hat sich in der vergangenen Saison die
bedingungslose Unterstützung auch in stürmischen Zeiten verdient.“
So schreibt es der FC-Vorstand im Geißbockecho zum Auftaktspiel der
Saison 2014/15. Stimmt, beim 1. FC Köln ist etwas gewachsen, was
Hoffnung macht. Zusammenhalt von der ersten bis zur letzten Minute,
vom ersten bis zum letzten Spieltag. Und dann wird im Mai 2015 der
Klassenerhalt mit einer Riesenfete gefeiert.
Dass der FC
tatsächlich in der ersten Liga angekommen ist, wurde mir so richtig
bewusst, als ich vor knapp drei Wochen die Sky-Konferenz vom ersten
Zweitliga-Spieltag angesehen habe. Bochum gegen Fürth war gerade
dran, als meine Frau um die Ecke kam und wissen wollte, was für ein
Spiel denn da lief. So richtig viel Ahnung hat sie ja eigentlich
nicht vom Fußball, aber über den FC ist meine bessere Hälfte
zwangsläufig immer bestes informiert. Der Dialog in Kurzform:
Frau: „Was
schauste denn da an?“Ich: „Zweite Liga, Konferenz, erster Spieltag.“
Frau: „Aso, da habt ihr ja nix mehr mit zu tun.“
Ich: Keine Antwort. Das breite Grinsen auf meinem Gesicht sagte mehr, als Worte es hätten tun können. Die für die Glücksgefühle zuständige Abteilung im Hirn nahm ihren Job auf, es war ein richtig, richtig supergeiles Gefühl.
Ein ganz
besonderes Fenster - Transferfenster
Ich weiß nicht
wieso, aber irgendwie mag ich die zweite Liga – und jetzt ohne den
FC sogar noch mehr. Ich werde mich weiter über Erfolge vom FC St.
Pauli freuen, werde weiter schadenfroh bei jedem Punktverlust von
Kaiserslautern schmunzeln und lasse mich überraschen, wer diesmal
die Rolle von Paderborn übernehmen wird. Vielleicht liegt es ja
daran, dass in fast jedem Zweitligaspiel einer oder mehrere alte
Bekannte mit FC-Vergangenheit auf dem Rasen stehen. Wie war das
nochmal beim Auftakt in Bochum? 15. Minute - 1:0 für den VfL –
Torschütze Simon Terodde. 18. Minute – Ausgleich Fürth 1:1 –
Torschütze Kacper Przybylko. Wäre übrigens ein guter Moment für
Transferpolitikdauernörgler sich jetzt hier in den Text
reinzuschleichen. Wie kann man nur ein Supertalent wie Schnellhardt
ziehen lassen? Sind die zu dämlich, das Riesenpotential eines Sascha
Bigalke zu erkennen? Das sind nur zwei beliebig gewählte Beispiele,
es ließen sich jede Menge weitere finden. Garantiert versteckt sich
irgendwo auch noch der Fachmann, der einst vor vielen Jahren das
verborgene Talent von Adil Chihi gewittert hat. Leider wurde
versäumt, das eigentliche Talent aus dem Versteck mitzunehmen, als
der Junge die große Bühne Profifußball betrat. Im Lauf der Jahre
wurde es zwar immer wieder mal kurzfristig gesichtet, aber richtig
entdeckt wurde es nie. Eigentlich schade drum, gönnen wir dem
Jungen, dass er sich in Fulham durchsetzt.
Das Transferfenster
heißt wohl Fenster, weil ziemlich viel Geld durch selbiges
hinausgeworfen wird. Dass der FC sich an diesem Spiel seit der neuen
Geißbock-Zeitrechnung sehr zurückhaltend und vorsichtig
kalkulierend beteiligt, ist allgemein sehr wohltuend zur Kenntnis
genommen worden. Nun ja, ich kann mich mit dem Zoller-Einkauf noch
immer nicht anfreunden, aber ich gehe auch davon aus, dass die
Entscheidungsträger beim FC ihre guten Gründe dafür gehabt haben.
Beim Simon Zoller ist das irgend eine Antipathie, die ich gegen ihn
entwickelt habe. Aber damit bin ich freilich nicht in der Lage, den
Fußballer Zoller korrekt einzustufen. Jetzt ist er einer von uns,
und jetzt hoffe ich sehr, dass er das bringt, was man sich von ihm
erhofft: viele Tore.
Überhaupt, wenn man
so manche Diskussion über die Neuzugänge des FC verfolgt hat, kann
man nur staunen, wie gut einige Experten die Spieler kennen. Da gibts
Leute, die wissen echt alles über sagen wir mal Dusan Svento oder
Pawel Olkowski. Die müssen die schon seit Jahren Woche für Woche
beobachtet haben. Oder … müssten sie jedenfalls, wenn man deren
Statements auch nur ansatzweise ernst nehmen will. Ich halte mich da
lieber bedeckt, bevor ich beispielsweise Tomas Kalas in den Himmel
hebe, mit dem Argument, dass er ja schließlich vom CL-Teilnehmer
Chelsea kommt. Da muss der ja eine Granate sein. Nee, ich vertraue
auf Peter Stöger, Jörg Schmadtke, Jörg Jakobs und Alexander
Wehrle. Die wissen schon, weshalb sie so und nicht anders entschieden
haben.
Pokalauftakt
gelungen
Wer hat gesagt, dass
die Freie Turnerschaft Braunschweig ein leichtes Los in der
Auftaktrunde des DFB-Pokals sei? Ehrlich gesagt, ich schon. Ich habe
direkt gesagt, dass das Erreichen der zweiten Runde ohne wenn und
aber und trotz eigener Pokalgesetze und
David-besiegt-Goliath-Fantasie eine Pflichtaufgabe sei. Jaja, aber
die Erfahrung zeigt … Stop! Ist mir so etwas von egal, was die
Erfahrung zeigt. Mit einer konzentrierten Leistung einen ganz
normalen Sieg einspielen – nur das konnte die Vorgabe sein. Ich
mache mal eine ganz kleine Änderung am tatsächlichen Spielverlauf:
In der zweiten Minute titscht ein Lattenkopfball des kommenden
Torschützenkönigs Anthony Ujah kurz hinter der Torlinie auf, der FC
geht 1:0 in Führung und siegt am Ende erwartungsgemäß 5:0. Ich
glaube, die kleine Änderung macht deutlich, wie unnötig das ganze
Geunke über das 0:0 gewesen ist, als es torlos in die Kabinen ging,
wie dämlich die ersten Schimpftiraden waren, die manch ein
Spezialist voreilig via Twitter oder Facebook oder sonst ein
Kommunikationsmedium los werden musste. „So einen Gegner musste
zweistellig vom Platz hauen,“ ist auch eine beliebte
Thekenweisheit. An der Theke mag der Spruch wohl analog zum
jeweiligen Abfüllungsgrad des Gesprächspartners ein gewisses Maß
an Zustimmung finden, aber damit ist's auch gut. Ich hoffe nun, dass
das Los uns jetzt nicht ein Auswärtsspiel bei einem Ligakonkurrenten
beschert, wundern würde es mich allerdings nicht. Wehe, wir müssen
nach Wolfsburg, dann war's das mit meinen Sympathien für Maurice
Exslager, den ich bis zu seinem verschossenen Elfer gegen die
Hecking-Elf ganz nett fand.
Ett jeht widder
loss
Dass unser
Auftaktgegner in Müngersdorf mit seinen schlappen 27 Punkten
tatsächlich nur auf Grund der Dreipunkte-Regel in der Liga geblieben
ist, sollte uns genau so egal sein, wie der Sieg in Braunschweig
keine Argumente dafür liefert, den FC nun in der Favoritenrolle zu
sehen. Aber Angst braucht der FC vor diesem Gegner auch nicht zu
haben, es geht für alle bei Null los. „Die Kölner Mannschaft ist
für die erste Bundesliga ein Gewinn“, sagte Mirko Slomka auf der
Pressekonferenz vor dem Spiel. Der Mann hat Ahnung. Bleibt zu hoffen,
dass ihn eine gnadenlos offensiv auftrumpfende Geißbock-Truppe in
seiner Meinung bestärken wird und er auf der Heimreise ohne Punkte
im Gepäck seinen Jungs dann sagen kann: „Ich hab's euch doch
gesagt, dass die Kölner bärenstark sind.“ Nur noch wenige
Stunden, dann geht es endlich los. Ich freue mich schon tierisch auf
unsere Hymne im ausverkauften Müngersdorfer Stadion und darauf,
endlich wieder beim Erstligafußball in Kölle mitfiebern zu können.