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Dienstag, 16. September 2014

Der Auftrag: Im Derby den Punkt aus Paderborn veredeln


… auch wenn es eigentlich gar kein richtiges Derby ist.

Schwierig, schwierig, da feiert der Nachbar, mit dem man sehr gut befreundet ist, am Spieltag Silberhochzeit und lädt einen dazu ein. Was tun? Silberhochzeit ist nur einmal, aber eine Erstligapremiere des 1. FC Köln in Paderborn gibt es auch nur ein Mal. Rein theoretisch könnte man eine Silberhochzeit auch ein zweites Mal feiern, 25 Jahre später halt, aber eine Premiere ist eine Premiere und die gibt es nie mehr. Um 15.30 Uhr habe ich mich dann ganz kurz von der Feier weggeschlichen und das entscheidende Tor von Ujah gerade noch in der Wiederholung mitbekommen … und erst mit Verzögerung registriert, dass es doch kein Treffer war nach 16 Sekunden. Und dann kam meine Frau mit Jan rüber. Jan ist der zehnjährige Sohn eines anderen Gastes auf der Feier und Fußballfan und ihm war gaaanz langweilig, und sein Vater hat ihm erlaubt, nebenan (also bei mir) Fußball zu schauen. Meiner vollen Verantwortung für einen Zehnjährigen bewusst, musste ich das Kind dann natürlich das ganze Spiel über beaufsichtigen. Außerdem galt es, in die Erziehung korrigierend einzugreifen, da der Kleine Bayern-Fan ist, da müssen die Eltern etwas falsch gemacht haben.
 
 
Defensive - Das Recht des Aufsteigers
 
 
Es war sicher nicht das beste Spiel des 1. FC Köln unter Stöger, aber Kommentare wie „das war das schlechteste, was ich bis jetzt gesehen habe“ sind wohl ziemlich daneben. Da wird wohl die Enttäuschung über zwei liegengelassene Punkte oder die zu hoch geschraubte Erwartungshaltung Vater des Spruchs gewesen sein. Man konnte ja kaum erwarten, dass der FC in der Benteler-Arena volle Pulle auf Angriff spielt, um den klassischen Paderborn-Konter einzufangen. Mir ist dieses 0:0 tausend Mal lieber als eine Heimreise mit ganz viel Lob für den Offensivfußball aber ansonsten mit leeren Händen. Irgendwie unterschätzen sehr viele Leute den SCP immer noch, der FC hat es zum Glück nicht getan. Der Sky-Moderator hat übrigens, als eine Viertelstunde im Aufsteiger-Duell gespielt war, ein lustiges neues Gesetz zum Besten gegeben: „Es ist das grundsätzliche Recht des Aufsteigers, auch zu Hause defensiv anzutreten.“ Mal schauen, ob man mit dem FC auch so verständnisvoll umgeht, wenn man in Müngersdorf nicht gleich nach dem Anpfiff Yippiyeah schreit und ununterbrochen Attacke bläst.
Warum sollten die Mannschaften was Anderes probieren, wenn sowieso fast alle davon ausgegangen waren, dass das Spiel keinen Sieger haben würde. Das torlose Unentschieden ist doch das, was die Leute haben wollten, da braucht man danach nicht zu heulen. Direkt abgesprochen wird es sicher nicht gewesen sein, aber die Vorab-Zufriedenheit mit einem Punkt hat sicher die Taktik beider Trainer beeinflusst – und wenn es genau dieser eine Punkt ist, den beide am Ende brauchen, dann war's clever. Spätestens als Timo Horn in der 55. Minute mit einem Irrsinns-Reflex gegen Kachunga Sieger blieb, war ich nicht mehr nervös. Da waren alle Ängste vor einer unglücklichen Niederlage ebenso verflogen wie die Hoffnung auf einen Last-Minute-Siegtreffer. Das Einzige was mich weiter aufgeregt hat, waren die Versuche des Herrn Stoppelkamp, so hinzufallen, dass es aussah, als ob er gefoult worden wäre. In manchen Situationen war's einfach nur noch peinlich. Oh, wie ich sie hasse, diese Marco-Marin-Imitatoren.
Den Ball im Visier - jetzt fehlt nur noch, dass Simon Zoller trifft ...
 
Stögers Vorgabe: Offensiv die Null halten
 
 
Ob das jetzt ein gelungener Übergang zum Spiel am kommenden Sonntag ist? Kann sein, aber egal, schauen wir mal, was der Trainer so sagt. Laut Peter Stöger wird es schwer, die Null zu halten. „Deshalb wollen wir sehen, dass wir etwas nach vorne machen“. Das ist doch mal eine Ansage. Ich sehe im Geiste schon vom Oberrang Ost aus, wie die Startelf bekannt gegeben wird – mit Ujah, Osako und Zoller .. ähm, nee, das wäre dann wohl doch ein bisschen zuviel des Offensivdrangs. Offensivdrang … Zoller, Simon Zoller? Als bekennender Zoller-Nichtfan würde es wohl ins Unfaire abdriften, wenn ich seine (Nicht)Leistung in Paderborn hier jetzt kritisch betrachten würde. Brauche ich auch nicht, der Kicker hat ihm eine 5 verpasst, das passt. Es gab beim FC so manchen Torjäger, der alles Mögliche jagte, aber leider nur ganz selten das Tor. Hallo Holger Gaißmayer, Rostock war dennoch geil. Beim Abstecher in die Vergangenheit denke ich an das erste Jahr von Novakovic in Kölle. Schlechte Kritiken, wenig Tore, aber bei Nova war ich immer davon überzeugt, dass er dem FC mal richtig gut tun würde. Und das hat er, auch wenn es am Ende nicht mehr ganz so harmonisch war. Bei Zoller habe ich eher das Gefühl, dass es einer der wenigen nicht so glücklichen Transfers der Ära Schmadkte / Jakobs werden wird. Als fairer Sportler sollte man ihm dennoch auf jeden Fall die noch etwas Zeit geben, um sich beim FC als Torjäger zu etablieren. Ich lasse mich gerne überzeugen … am Liebsten schon am Sonntag in Müngersdorf.
Eine Bitte zum Schluss: Es sollte langsam damit aufgehört werden, die Mannschaft, die 2011 vom FC vor dem Absturz in die zweite Liga bewahrt worden ist, als Ostholländer zu bezeichnen. Man mag ja zu unseren Nachbarn stehen wie man will, aber das haben die Holländer wirklich nicht verdient.
 
 
Max Günter Jagodzinska
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