Seiten

Sonntag, 28. September 2014

JETZT KANN DIE SAISON BEGINNEN


Reden wir über Daniel Halfar. Es war nicht sein Tag, er hat mindestens zweimal dumm ausgesehen. Schande über ihn, das ewige Talent, so habe ich es jedenfalls in vielen Kommentaren gelesen. Was für ein Blödsinn. Ein schwacher Daniel Halfar hat mit dem Rest des 1. FC Köln gegen mehr als deutlich überlegene Bayern 0:2 verloren. Der Rest des 1. FC Köln hätte mit einem stark aufspielenden Daniel Halfar ebenfalls 0:2 verloren.
 
Dann eben in Frankfurt ...
 
Nein, das ist nicht beweisbar, aber es stimmt – behaupte ich einfach. Wollen wir wirklich über einzelne Spieler reden? Über Marcel Risse, der die „Vorarbeit“ zum 2:0 leistete? Oder über Patrick Helmes? Ach so, der hat ja gar nicht gespielt. Wär aber auch egal gewesen. Nun kommen wir langsam zum Wesentlichen, zur Angst vor der eigenen Courage. Wo war er hin, der Schwung, mit dem am Mittwoch die Heimmannschaft in Hannover zumindest in der zweiten Halbzeit an die Wand gespielt worden ist? Geopfert auf dem Altar der defensiven defensiven defensiven (die Wiederholung ist Absicht) Defensive. Nein, man durfte nicht erwarten, dass eine freche Kölner Doppelspitze in der Startelf für Verblüffung beim Gegner sorgen würde. Falls jemand die zwei kurzzeitig erscheinenden Sorgenfalten im Gesicht von Josep Guardiola bemerkt haben sollte, dem sei gesagt, dass die rein überhaupt nichts mit übermäßigen Sorgen vor der Stärke des Gegners zu tun hatten. Das war lediglich der Ausdruck der Überlegungen, an welcher Position er seinen Kapitän auflaufen lassen würde. Und Matthias Sammer zappelt und labert sowieso sofort und immer drauflos, sobald ein Mikrofon in seiner Nähe auftaucht. Fans sinnentleerter Sätze ohne Ende werden ihre Freude daran haben, ebenso wie um Zeilen ringende Kommentatoren.
 
Testspiel gegen den 1. FC Köln
 
Sehen wir es realistisch: Eine Mannschaft, die zu den weltweit besten zählt, macht auf dem Weg zum Champions League Spiel in Moskau Station zu einem Testspiel gegen den 1. FC Köln. Das ist jetzt weder ironisch noch sonst was gemeint, sondern genau so wie es dasteht, eine Momentaufnahme der aktuellen Realität. Zwei Jahre in der zweiten Liga wurde Geduld bewahrt, damit der Neuaufbau keine Seifenblase wird. Es ist in etwa die Hälfte des Weges geschafft, da sollte man nach dem Spiel gegen die Bayern nicht auf einmal ungeduldig werden und etwas verlangen, was zur Zeit einfach noch nicht drin ist. Es ist kontraproduktiv, nun verbal auf die Mannschaft einzuschlagen. Genau so falsch wäre es aber auch, die Probleme kleinzureden und einfach so zu tun, als ob alles okay wäre. Es ist nicht in Ordnung, wenn nach sechs Spielen lediglich zwei mickrige Tore erzielt worden sind, noch weniger, wenn so ein elementarer Mannschaftsteil wie ein „kreatives Mittelfeld“ bisher einfach nicht stattfindet. Ich setze da große Hoffnungen in die lang ersehnte Rückkehr von Kazuki Nagasawa. Ein kleiner Halbsatz Stögers nach dem Spiel verrät die Einstellung mit der er seine Mannschaft in das Spiel geschickt hat: „Wir haben versucht, zu verhindern ...“ War schon okay so, besser als die Jungs mit Hurra zu verheizen.
 
Saison nimmt Fahrt auf
 
Im Grunde genommen beginnt für den FC die Saison jetzt erst richtig. Die ersten sechs Spiele haben klar erkennen lassen, dass das Ziel Klassenerhalt zu schaffen ist. Das Auftaktmatch gegen den HSV hat einen Punkt gebracht, Erkenntnisse daraus – Fehlanzeige. Der Sieg beim VfB war einfach nur herrlich, ein Wochenende zum Genießen. Die Nullnummer in Paderborn von beiden eine kleine Reminiszenz an die letzte Zweitligasaison. Der hart erkämpfte Punkt gegen den aktuellen Tabellenzweiten zumindest ein Trostpflaster nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren. „Seelische Schmerzen haben wir davon getragen“, hat Peter Stöger auf der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel rückblickend auf Hannover gesagt. Ansonsten ist über diese Partie alles gesagt, da haben wir 45 Minuten lang den FC gesehen, der das Potential hat, gegen Vereine dieser Kategorie zu punkten, aber auch den, der noch zu wenig Tore schießt. Interessant ist Stögers Sichtweise auf die Torflaute, die mit zunehmender Dauer immer beliebter als Schlagzeile wird: „Irgend wann beschäftigt man sich immer weniger damit … irgendwann wird der Knoten platzen.“
Jetzt geht’s los. In Frankfurt muss über 90 Minuten gezeigt werden, dass man zumindest phasenweise Druck aufbauen will und kann, dass man einem Gegner sein Spiel aufzwingen kann, wenn man nur mutig genug auftritt. Apropos mutig. Da fällt mir die Szene vom Samstag ein, als Schiri Kircher gerade zur Halbzeit gepfiffen hat. Schmadtke und Stöger hocken in ihrer Trainerbank-Ecke und diskutieren ziemlich lange. Ob da darüber geredet wurde, ob man offensiver werden und eine Klatsche riskieren solle? Aber zurück zum kommenden Spiel. „Da hoffen wir, dass wir ein positives Ergebnis mitnehmen werden“, hat der Trainer verkündet. Also darf man davon ausgehen, dass in der Woche der Weg zum Torerfolg intensiv geübt und die nächste Stufe der Weiterentwicklung erreicht wird. Timo Horn, Kevin Wimmer und Adam Matuschzyk haben auf jeden Fall zugesagt, in Frankfurt alles zu geben. Ob's diesmal reichen wird???