Reden wir über
Daniel Halfar. Es war nicht sein Tag, er hat mindestens zweimal dumm
ausgesehen. Schande über ihn, das ewige Talent, so habe ich es
jedenfalls in vielen Kommentaren gelesen. Was für ein Blödsinn. Ein
schwacher Daniel Halfar hat mit dem Rest des 1. FC Köln gegen mehr
als deutlich überlegene Bayern 0:2 verloren. Der Rest des 1. FC Köln
hätte mit einem stark aufspielenden Daniel Halfar ebenfalls 0:2
verloren.
Dann eben in Frankfurt ... |
Nein, das ist nicht
beweisbar, aber es stimmt – behaupte ich einfach. Wollen wir
wirklich über einzelne Spieler reden? Über Marcel Risse, der die
„Vorarbeit“ zum 2:0 leistete? Oder über Patrick Helmes? Ach so,
der hat ja gar nicht gespielt. Wär aber auch egal gewesen. Nun
kommen wir langsam zum Wesentlichen, zur Angst vor der eigenen
Courage. Wo war er hin, der Schwung, mit dem am Mittwoch die
Heimmannschaft in Hannover zumindest in der zweiten Halbzeit an die
Wand gespielt worden ist? Geopfert auf dem Altar der defensiven
defensiven defensiven (die Wiederholung ist Absicht) Defensive. Nein,
man durfte nicht erwarten, dass eine freche Kölner Doppelspitze in
der Startelf für Verblüffung beim Gegner sorgen würde. Falls
jemand die zwei kurzzeitig erscheinenden Sorgenfalten im Gesicht von
Josep Guardiola bemerkt haben sollte, dem sei gesagt, dass die rein
überhaupt nichts mit übermäßigen Sorgen vor der Stärke des
Gegners zu tun hatten. Das war lediglich der Ausdruck der
Überlegungen, an welcher Position er seinen Kapitän auflaufen
lassen würde. Und Matthias Sammer zappelt und labert sowieso sofort
und immer drauflos, sobald ein Mikrofon in seiner Nähe auftaucht.
Fans sinnentleerter Sätze ohne Ende werden ihre Freude daran haben,
ebenso wie um Zeilen ringende Kommentatoren.
Testspiel
gegen den 1. FC Köln
Sehen wir es
realistisch: Eine Mannschaft, die zu den weltweit besten zählt,
macht auf dem Weg zum Champions League Spiel in Moskau Station zu
einem Testspiel gegen den 1. FC Köln. Das ist jetzt weder ironisch
noch sonst was gemeint, sondern genau so wie es dasteht, eine
Momentaufnahme der aktuellen Realität. Zwei Jahre in der zweiten
Liga wurde Geduld bewahrt, damit der Neuaufbau keine Seifenblase
wird. Es ist in etwa die Hälfte des Weges geschafft, da sollte man
nach dem Spiel gegen die Bayern nicht auf einmal ungeduldig werden
und etwas verlangen, was zur Zeit einfach noch nicht drin ist. Es ist
kontraproduktiv, nun verbal auf die Mannschaft einzuschlagen. Genau
so falsch wäre es aber auch, die Probleme kleinzureden und einfach
so zu tun, als ob alles okay wäre. Es ist nicht in Ordnung, wenn
nach sechs Spielen lediglich zwei mickrige Tore erzielt worden sind,
noch weniger, wenn so ein elementarer Mannschaftsteil wie ein
„kreatives Mittelfeld“ bisher einfach nicht stattfindet. Ich
setze da große Hoffnungen in die lang ersehnte Rückkehr von Kazuki
Nagasawa. Ein kleiner Halbsatz Stögers nach dem Spiel verrät die
Einstellung mit der er seine Mannschaft in das Spiel geschickt hat:
„Wir haben versucht, zu verhindern ...“ War schon okay so, besser
als die Jungs mit Hurra zu verheizen.
Saison
nimmt Fahrt auf
Im Grunde genommen
beginnt für den FC die Saison jetzt erst richtig. Die ersten sechs
Spiele haben klar erkennen lassen, dass das Ziel Klassenerhalt zu
schaffen ist. Das Auftaktmatch gegen den HSV hat einen Punkt
gebracht, Erkenntnisse daraus – Fehlanzeige. Der Sieg beim VfB war
einfach nur herrlich, ein Wochenende zum Genießen. Die Nullnummer in
Paderborn von beiden eine kleine Reminiszenz an die letzte
Zweitligasaison. Der hart erkämpfte Punkt gegen den aktuellen
Tabellenzweiten zumindest ein Trostpflaster nach den Erfahrungen aus
den letzten Jahren. „Seelische Schmerzen haben wir davon getragen“,
hat Peter Stöger auf der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel
rückblickend auf Hannover gesagt. Ansonsten ist über diese Partie
alles gesagt, da haben wir 45 Minuten lang den FC gesehen, der das
Potential hat, gegen Vereine dieser Kategorie zu punkten, aber auch
den, der noch zu wenig Tore schießt. Interessant ist Stögers
Sichtweise auf die Torflaute, die mit zunehmender Dauer immer
beliebter als Schlagzeile wird: „Irgend wann beschäftigt man sich
immer weniger damit … irgendwann wird der Knoten platzen.“
Jetzt
geht’s los. In Frankfurt muss über 90 Minuten gezeigt werden, dass
man zumindest phasenweise
Druck aufbauen will und
kann, dass man einem Gegner sein Spiel aufzwingen kann, wenn man nur
mutig genug auftritt. Apropos
mutig. Da fällt mir die
Szene vom Samstag ein,
als Schiri Kircher
gerade zur Halbzeit gepfiffen hat. Schmadtke und Stöger hocken in
ihrer Trainerbank-Ecke und diskutieren ziemlich
lange. Ob da darüber geredet wurde, ob man offensiver werden und
eine Klatsche riskieren solle? Aber
zurück zum kommenden Spiel. „Da hoffen wir, dass wir ein positives
Ergebnis mitnehmen werden“, hat der Trainer verkündet. Also darf
man davon ausgehen, dass in der Woche der Weg zum Torerfolg intensiv
geübt und die nächste Stufe der Weiterentwicklung erreicht wird.
Timo Horn, Kevin Wimmer und
Adam Matuschzyk haben auf jeden Fall zugesagt, in Frankfurt alles zu
geben. Ob's diesmal reichen wird???