Wie gut, dass es im
Pressewald auch so etwas wie den Sport-Informations-Dienst (SID)
gibt. Da bekommt man dann auch mal einen Text ohne Stimmungsmache zu
lesen. Aussagen einfach so, wie sie gemeint sind, ohne irgendwelche
hinterlistigen Verdreher. Da wird Peter Stöger zur noch offenen
Vertragsverlängerung von Timo Horn gefragt und antwortet unter
anderem: „Wenn er sich nicht sicher ist, habe ich damit kein
riesiges Problem, wenn er nicht will.“ Mich wundert's, dass noch
keine Bild-Sondermeldung mit der Headline gekommen ist „Stöger
plant ohne U21-Nationalkeeper Horn“, oder dass der Express noch
nicht stänkert: „Stöger vertreibt Horn nach Leipzig“.
Riesengroße
Möglichkeiten
Spätestens dann,
wenn man diesen Interview-Bericht komplett gelesen hat, dann muss man
als Köln-Fan den Pitter einfach lieb haben. Dem Wiener unterstelle
ich ganz einfach Ehrlichkeit sich selbst, seinem Arbeitgeber und den
Fans gegenüber. Wenn Stöger sagt: „Die Möglichkeiten hier sind
riesengroß. Ich fühle mich irrsinnig gut aufgehoben. Es ist Ansporn
für mich, diesen Verein zur fixen Größe in der Bundesliga zu
machen, deshalb habe ich auch meinen Vertrag verlängert“, dann hat
das absolut nichts mit Daumscher Herzfürkölle-Säuselei zu tun.
Peter Stöger, gefragter Interview-Partner |
Und dazu kommt dann
noch diese herrlich trockene Rhetorik. Einen Satz wie „Ich hätte
kein Problem damit, wenn der ein oder andere sich gefühlt verbessern
möchte" muss man einfach genießen. Das kleine Wörtchen
„gefühlt“ sagt in diesem Zusammenhang sooo viel mehr aus, als
ellenlange Beschreibungen. Da fällt mit ganz spontan der Name
Mitchell Weiser ein. Ein junges Talent, das sich gefühlt Richtung
München verbessert hat und schon bald alle Ambitionen drastisch
runterschrauben musste. Nebenbei bemerkt: Diejenigen, die sich heute
über den Jungen lustig machen und hämisch über seine Frisur
lästern oder Sprüche bezüglich seines Vaters klopfen, sollten mal
in einer ruhigen Minute überlegen, ob sie es selbst besser gemacht
hätten. Die jungen Kicker selbst haben doch in dem Vertragspoker
meistens Null Ahnung und laufen Gefahr, von geldgeilen Managern
verheizt zu werden. Wie es bei Sinan Kurt, dem nächsten Kandidaten
aus der Kategorie „hoffnungsvolles Talent mit erhöhter
Absturzgefahr“ abgelaufen ist, können nur die beurteilen, die bei
den Verhandlungen dabei gewesen sind. Aber wenn das stimmt, was man
in diversen Publikationen nachlesen kann, dann wird schon klar, wer
sehr großes Interesse an einem Vereinswechsel hatte. So schreibt
beispielsweise sportal.de am 31. August: „Zuletzt hatte Kurts
Berater Michael Decker angedroht, den Wechsel zur Not mit
juristischer Hilfe durchsetzen zu wollen.“
E Levve lang
Nun denn, freuen wir
uns als FC-Fans, dass unser Trainer es uns gleich getan hat, und dem
1. FC Köln für die nächsten Jahre ohne Wenn und Aber die Treue
geschworen hat. Wobei die Einschränkung „für die nächsten Jahre“
bei uns natürlich ersetzt wird durch „e Levve lang“!
Max Günter Jagodzinska
mail: 1951er@jago1.de
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