Ich
habe irgendwo aufgeschnappt, dass der nächste Sieg des 1. FC Köln
sein 600. in der Bundesligageschichte sein soll. Nun verstehe ich
endlich, weshalb zu Hause die letzten Partien Unentschieden
ausgegangen sind. Dieses Jubiläum will man offensichtlich beim Derby
am Niederrhein feiern. Peter Stöger hat jedenfalls in der
Pressekonferenz angedeutet, dass er sich mit seinem Team „auch in
diesem schweren Auswärtsspiel“ einiges zutraue. Wollen die etwa
Tore schießen? Wenn man sich die Reaktion von Stöger auf die
Behauptung von Express-Haubrichs anhört, sieht's danach aus. Der
viel wissende Schreiber meinte: „Es gibt viele, die halten ein 0:0
für die wahrscheinlichste Ausgang <ehe öhe räusper> für den
wahrscheinlichsten Spielausgang. Glaubst du es werden Tore fallen?“
Antwort Stöger (herausfordernder Tonfall): „Wer ist viele?“ Nach
etwas Haubrichs-Gestammel dann weiter Stöger: „Ich könnt mit
einem 0:0 leben, aber das ist nicht das wahrscheinlichste Ergebnis.“
Fehlentscheidung
in der Nachspielzeit
Unser
Trainer hat Recht gehabt, es gab kein 0:0, leider. Ich hatte mich
schon über den glückliche Punktgewinn gefreut, wenigstens keine
Derby-Klatsche. Die wäre nämlich
trotz
einer insgesamt sehr gut organisierten Abwehrleistung auch
drin
gewesen. Zum
Glück stand unser
bester Mann heute
im
Kasten. War schon sensationell, wie Timo Horn einige Bälle geklärt
hat. Und
trotzdem
gibt es wieder
einmal Anlass, sich zu ärgern, sich so richtig zu ärgern. Echt, ich
könnte wirklich kotzen (sorry, aber das anders auszudrücken, würde
es nicht treffen), wie unfair das Gegentor in der Nachspielzeit
zustande gekommen ist. Ich kopiere
einfach mal einen Kommentar aus einer Facebook-Gruppe, weil der so
knapp und zutreffend ist: „Tor durch einen Freistoß, der keiner
war, durch einen Spieler der schon längst hätte mit Gelb-Rot
auf der Bank sitzen müssen... BITTER.“
Ist
der FC jetzt abgestiegen?
Wenn
man die Kommentare ganz vieler Leute liest, wird’s wohl so sein.
Jede,
wirklich jede Aufstellung des Trainerteams wird nach den Spielen
bekrittelt, jede Auswechslung hätte man grundsätzlich anders machen
müssen. Die
restlichen Spiele sind unerheblich, die anderen Abstiegskandidaten
werden ununterbrochen punkten, und der FC gewinnt sowieso kein Spiel
mehr. Leute, Leute, ja, man soll realistisch bleiben und die
Abstiegsgefahr
im Auge behalten. Aber alles schlecht reden ist genau so daneben wie
alles zu optimistisch darzustellen. Der FC ist seit drei Jahren auf
einem guten Weg, in dieser Saison geht es einzig und allein darum,
die Klasse zu halten. Das Ziel ist absolut realistisch, und im
nächsten Jahr kommt der nächste Schritt.
Und
jetzt muss man leider stoppen und ein vielleicht einfügen. Leider
wird die FC-Führung nach
den Vorfällen in der Gästekurve in Mönchengladbach die
geschäftliche Seite schon wieder neu überdenken müssen. Es
wird eine ganz gewaltige Summe fehlen, die man in den Kauf eines
neuen Spielers hätte investieren können, weil das DFB-Gericht
seiner ebenso konsequenten wie falschen Handlungsweise treu bleiben
wird. Der Verein wird für das Verhalten anderer bestraft, auf das
man in letzter Konsequenz nur sehr begrenzt regulierend eingreifen
kann. Man
muss kein Wahrsager sein, um vorherzusehen, dass es als
Strafe neben
einem
voraussichtlich
sechsstelligen
Geldbetrag für
den unter Bewährung stehenden 1. FC Köln einen Zuschauerausschluss
bis hin zum Geisterspiel geben wird.
Derby
am Karnevalssamstag – warum?
Eins
voraus: Es geht nicht darum, für das Verhalten einiger Leute, die
mit aller Gewalt alles daran setzen, dem 1. FC Köln zu schaden, auch
nur ansatzweise Verständnis aufzubringen. Wenn aber die
Verantwortlichen des DFB keine andere Idee haben, als dieses Spiel in
der Saisonplanung auf den Karnevalssamstag zu terminieren, dann haben
diese Herren eine gewaltige Mitschuld daran, dass Vermummte sich
Zugang zu den Besucherrängen verschaffen können. Bei soviel
Naivität drängt sich einem fast schon der Gedanke auf, dass diese
Spielansetzung sogar beabsichtigt gewesen ist.
Nutznießer
der Ansetzung waren die Leute, die den Fußball missbrauchen, um ihre
krankhafte Selbstdarstellung zu inszenieren. Selten war es leichter,
Pyro-Material ins Stadion zu schmuggeln. Auch wenn eine klare Rote
Karte für die Mönchengladbacher Eingangskontrolle angesagt ist,
wäre es immer noch möglich gewesen, die Drahtzieher und Zündler im
Block rechtzeitig auszumachen und den ganzen Mist zu verhindern.
Wurde aber nicht. Die Pyro-Befürworter argumentieren ja immer so
gerne, dass ohne ihre ach so wunderbaren Choreos im Stadion überhaupt
nix los wäre, Stimmung gleich tote Hose und so. Ja toll, ihr könnt
mir mit euren netten Riesenbannern und all dem Drum und Dran genau so
gestohlen bleiben, wie damals die rund um das Spielfeld
marschierenden Bundeswehr-Tschingderassa-Bumm-Kapellen. War zeitweise
richtig nervend, wie die manchmal sogar den Anpfiff verzögert haben,
weil sie ihre Formation noch zu Ende marschieren mussten. Und genau
so nervend sind heute für den größten Teil der Zuschauer im
Stadion, für die FC-Mitglieder und Fans selbst ernannte
Stimmungsmacher, die als Preis für die Stimmung das Recht auf den
Verstoß gegen Auflagen einfordern. Es ist prima, wenn Fangruppen wie
die WH Spenden sammeln oder sich (um die Weihnachtszeit herum) sozial
engagieren. Soziales Engagement ist normalerweise uneigennützig, es
dann bei Bedarf gegen Straftaten von Mitgliedern aufzurechnen, das
ist mehr als peinlich.
Freuen
wir uns also auf das DFB-Urteil. Freuen wir uns darauf, dass die
Chaoten sich für das kommende Heimspiel gegen Hannover eine
Beleidigt-sein-Choreo ausdenken werden. Es ist ja so schön, wenn
man sich als armes benachteiligtes Schmuddelkind darstellen kann.
Oder sollten sich tatsächlich die mit etwas mehr Vernunft und Hirn
Beschenkten durchsetzen und in irgend einer Form in der Kurve
demonstrieren, dass sie sich von den Chaoten und Tätern dieses
Samstags distanzieren?
Deniz
und die Karten
Ich
habe nix gegen Deniz Aytekin, der gute Mann wird oft viel schlechter
gemacht, als er ist. Aber heute schließe ich mich Peter Stöger an,
der beim Anschauen des Nichtfouls und des Über-die
eigenen-Füße-Stolperers Hrgota nach dem Spiel auf Sky anmerkte:
„Dann schließt sich da der Kreis bei einigen merkwürdigen
Entscheidungen.“ Aytekin wird wohl eingefallen sein, dass
Valentinstag ist, und da schickt man den armen Xhaka nicht vom Platz,
auch wenn es die Regel so verlangt hätte ... und da schenkt man
einem wie wild winkenden Linienrichter in der Nachspielzeit einen
Moment der vollen Zuneigung der hinter ihm stehenden Gladbach-Fans
und stimmt seiner Fehlentscheidung zu. Bravo, jetzt hatte ich mich
ein wenig beruhigt und jetzt bin ich stimmungsmäßig wieder da, wo
ich am Anfang des Schreibens war. Es ist sowas von Sch****.
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