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Samstag, 14. Februar 2015

FC COACH PETER STÖGER: „DAS IST BITTER.“

Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass der nächste Sieg des 1. FC Köln sein 600. in der Bundesligageschichte sein soll. Nun verstehe ich endlich, weshalb zu Hause die letzten Partien Unentschieden ausgegangen sind. Dieses Jubiläum will man offensichtlich beim Derby am Niederrhein feiern. Peter Stöger hat jedenfalls in der Pressekonferenz angedeutet, dass er sich mit seinem Team „auch in diesem schweren Auswärtsspiel“ einiges zutraue. Wollen die etwa Tore schießen? Wenn man sich die Reaktion von Stöger auf die Behauptung von Express-Haubrichs anhört, sieht's danach aus. Der viel wissende Schreiber meinte: „Es gibt viele, die halten ein 0:0 für die wahrscheinlichste Ausgang <ehe öhe räusper> für den wahrscheinlichsten Spielausgang. Glaubst du es werden Tore fallen?“ Antwort Stöger (herausfordernder Tonfall): „Wer ist viele?“ Nach etwas Haubrichs-Gestammel dann weiter Stöger: „Ich könnt mit einem 0:0 leben, aber das ist nicht das wahrscheinlichste Ergebnis.“
 
Fehlentscheidung in der Nachspielzeit
Unser Trainer hat Recht gehabt, es gab kein 0:0, leider. Ich hatte mich schon über den glückliche Punktgewinn gefreut, wenigstens keine Derby-Klatsche. Die wäre nämlich trotz einer insgesamt sehr gut organisierten Abwehrleistung auch drin gewesen. Zum Glück stand unser bester Mann heute im Kasten. War schon sensationell, wie Timo Horn einige Bälle geklärt hat. Und trotzdem gibt es wieder einmal Anlass, sich zu ärgern, sich so richtig zu ärgern. Echt, ich könnte wirklich kotzen (sorry, aber das anders auszudrücken, würde es nicht treffen), wie unfair das Gegentor in der Nachspielzeit zustande gekommen ist. Ich kopiere einfach mal einen Kommentar aus einer Facebook-Gruppe, weil der so knapp und zutreffend ist: „Tor durch einen Freistoß, der keiner war, durch einen Spieler der schon längst hätte mit Gelb-Rot auf der Bank sitzen müssen... BITTER.“
 
Ist der FC jetzt abgestiegen?
Wenn man die Kommentare ganz vieler Leute liest, wird’s wohl so sein. Jede, wirklich jede Aufstellung des Trainerteams wird nach den Spielen bekrittelt, jede Auswechslung hätte man grundsätzlich anders machen müssen. Die restlichen Spiele sind unerheblich, die anderen Abstiegskandidaten werden ununterbrochen punkten, und der FC gewinnt sowieso kein Spiel mehr. Leute, Leute, ja, man soll realistisch bleiben und die Abstiegsgefahr im Auge behalten. Aber alles schlecht reden ist genau so daneben wie alles zu optimistisch darzustellen. Der FC ist seit drei Jahren auf einem guten Weg, in dieser Saison geht es einzig und allein darum, die Klasse zu halten. Das Ziel ist absolut realistisch, und im nächsten Jahr kommt der nächste Schritt.
 
Und jetzt muss man leider stoppen und ein vielleicht einfügen. Leider wird die FC-Führung nach den Vorfällen in der Gästekurve in Mönchengladbach die geschäftliche Seite schon wieder neu überdenken müssen. Es wird eine ganz gewaltige Summe fehlen, die man in den Kauf eines neuen Spielers hätte investieren können, weil das DFB-Gericht seiner ebenso konsequenten wie falschen Handlungsweise treu bleiben wird. Der Verein wird für das Verhalten anderer bestraft, auf das man in letzter Konsequenz nur sehr begrenzt regulierend eingreifen kann. Man muss kein Wahrsager sein, um vorherzusehen, dass es als Strafe neben einem voraussichtlich sechsstelligen Geldbetrag für den unter Bewährung stehenden 1. FC Köln einen Zuschauerausschluss bis hin zum Geisterspiel geben wird.
 
Derby am Karnevalssamstag – warum?
Eins voraus: Es geht nicht darum, für das Verhalten einiger Leute, die mit aller Gewalt alles daran setzen, dem 1. FC Köln zu schaden, auch nur ansatzweise Verständnis aufzubringen. Wenn aber die Verantwortlichen des DFB keine andere Idee haben, als dieses Spiel in der Saisonplanung auf den Karnevalssamstag zu terminieren, dann haben diese Herren eine gewaltige Mitschuld daran, dass Vermummte sich Zugang zu den Besucherrängen verschaffen können. Bei soviel Naivität drängt sich einem fast schon der Gedanke auf, dass diese Spielansetzung sogar beabsichtigt gewesen ist.
 
Nutznießer der Ansetzung waren die Leute, die den Fußball missbrauchen, um ihre krankhafte Selbstdarstellung zu inszenieren. Selten war es leichter, Pyro-Material ins Stadion zu schmuggeln. Auch wenn eine klare Rote Karte für die Mönchengladbacher Eingangskontrolle angesagt ist, wäre es immer noch möglich gewesen, die Drahtzieher und Zündler im Block rechtzeitig auszumachen und den ganzen Mist zu verhindern. Wurde aber nicht. Die Pyro-Befürworter argumentieren ja immer so gerne, dass ohne ihre ach so wunderbaren Choreos im Stadion überhaupt nix los wäre, Stimmung gleich tote Hose und so. Ja toll, ihr könnt mir mit euren netten Riesenbannern und all dem Drum und Dran genau so gestohlen bleiben, wie damals die rund um das Spielfeld marschierenden Bundeswehr-Tschingderassa-Bumm-Kapellen. War zeitweise richtig nervend, wie die manchmal sogar den Anpfiff verzögert haben, weil sie ihre Formation noch zu Ende marschieren mussten. Und genau so nervend sind heute für den größten Teil der Zuschauer im Stadion, für die FC-Mitglieder und Fans selbst ernannte Stimmungsmacher, die als Preis für die Stimmung das Recht auf den Verstoß gegen Auflagen einfordern. Es ist prima, wenn Fangruppen wie die WH Spenden sammeln oder sich (um die Weihnachtszeit herum) sozial engagieren. Soziales Engagement ist normalerweise uneigennützig, es dann bei Bedarf gegen Straftaten von Mitgliedern aufzurechnen, das ist mehr als peinlich.
 
Freuen wir uns also auf das DFB-Urteil. Freuen wir uns darauf, dass die Chaoten sich für das kommende Heimspiel gegen Hannover eine Beleidigt-sein-Choreo ausdenken werden. Es ist ja so schön, wenn man sich als armes benachteiligtes Schmuddelkind darstellen kann. Oder sollten sich tatsächlich die mit etwas mehr Vernunft und Hirn Beschenkten durchsetzen und in irgend einer Form in der Kurve demonstrieren, dass sie sich von den Chaoten und Tätern dieses Samstags distanzieren?
 
Deniz und die Karten
Ich habe nix gegen Deniz Aytekin, der gute Mann wird oft viel schlechter gemacht, als er ist. Aber heute schließe ich mich Peter Stöger an, der beim Anschauen des Nichtfouls und des Über-die eigenen-Füße-Stolperers Hrgota nach dem Spiel auf Sky anmerkte: „Dann schließt sich da der Kreis bei einigen merkwürdigen Entscheidungen.“ Aytekin wird wohl eingefallen sein, dass Valentinstag ist, und da schickt man den armen Xhaka nicht vom Platz, auch wenn es die Regel so verlangt hätte ... und da schenkt man einem wie wild winkenden Linienrichter in der Nachspielzeit einen Moment der vollen Zuneigung der hinter ihm stehenden Gladbach-Fans und stimmt seiner Fehlentscheidung zu. Bravo, jetzt hatte ich mich ein wenig beruhigt und jetzt bin ich stimmungsmäßig wieder da, wo ich am Anfang des Schreibens war. Es ist sowas von Sch****.
 
Max Günter Jagodzinska
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