FC-Trainingslager
im Winter in Orlando im Sonnenstaat Florida, hurra. Orlando, die
Touristen-Hauptstadt der USA mit Attraktionen für die ganze Familie.
Das war doch mal ein gefundenes Fressen für jede Menge Berichte, die
mit Fußball so viel zu tun haben wie der HSV mit der Deutschen
Meisterschaft 2015. Und dann wird der 1. FC Köln auch noch Sieger im
„Florida Cup“. Ich habe eine Zeit lang überlegt, welche Themen
in der Winterpause nicht den Status des leicht überflüssigen bis
stark nervenden Beitrags à la „Kevin Vogt hat im Training einen
leichten Schlag auf den Knöchel bekommen“ haben würden. Den
Quatsch zu lesen macht ja ab und zu sogar Spaß, aber selbst
schreiben??? Ne, kein Bock auf Spekulationen über mögliche
Transfers und unmögliche Stadionerweiterungen?
Zoller
fort – kein Verlust
Keine
Spekulation mehr ist die etwas überraschend kommende Ausleihe von
Zweitliga-Torjäger Simon Zoller dorthin, wo er hingehört. Ich
könnte ja jetzt darauf hinweisen, dass ich diesen Einkauf von Anfang
an irgendwo zwischen ziemlich überflüssig und sinnlos eingeordnet
habe – oft genug geschrieben habe ich es jedenfalls in den letzten
Monaten. Ich bin mir relativ sicher, dass er am Ende der Saison nicht
zurück zum FC will. Man kann Wetten darauf abschließen, zu welchem
Zeitpunkt dann irgendwo zu lesen sein wird, dass Zoller irgend jemand
anderem die Schuld für seine Nichtleistung in Köln geben wird.
Topfit
nach Hamburg
„Wir
sind topfit“, hat Kevin Vogt vor dem Rückrunden-Auftaktspiel beim
HSV verkündet. Das hört sich schon mal gut an. Besser noch Peter
Stöger auf der Pressekonferenz: „Ich sehe uns stärker, als das im
Herbst war.“ Zu der ganzen Aufregung um den Eduardo-Transfer
übrigens meinte er, auf das Platzen des Deals angesprochen: „Dann
wird es eben nix.“ Das war mal ne richtig gute Ansage, aber zurück
zum Hamburg-Spiel. Die waren auch in einem Trainingslager und haben
sich laut Trainer Josef Zinnbauer in Dubai unter Traumbedingungen
vorbereitet und brennen darauf, so schnell wie möglich aus der
Abstiegsregion raus zu kommen.
Mit
meiner Prognose nach dem Saisonauftakt in Müngersdorf habe ich ja so
ziemlich daneben gelegen. Nach dem 0:0 habe ich die Hamburger als
„eine ganz andere Truppe, die diesmal mit dem Abstieg nichts zu tun
haben wird“ eingestuft. Meine damalige Fehleinschätzung gefällt
mir allerdings heute recht gut, sollen die ruhig da unten drin
bleiben. Beide wollen nun also direkt mit dem Punktesammeln loslegen.
Sehr schwierig einzuschätzen, ob in Hamburg für den FC mehr drin
ist als eine Punkteteilung. Bin echt gespannt, ob die
Verletztenmisere der Gastgeber wirklich so dramatisch ist, wie es aus
deren Statements herauszuhören war. Bin echt gespannt, ob sich der
FC ohne Personalsorgen als bärenstarker Gast präsentieren und die
Punkte mitnehmen wird.
Rudelgucken
im „Quetsch“
Auf
geht’s – nach Rodenkirchen ins Brauhaus Quetsch. Rudelgucken mit
den Mädels und Jungs vom Fan-Club FC Echo ist angesagt. Zum Auftakt
der Rückrunde sind wir (mein Sohn und ich) zum ersten Mal dabei.
Dies an sich ist für die meisten uninteressant, aber eine so geile
Stimmung muss einfach erwähnt werden. Es hat einfach Spaß gemacht,
mit der bunt zusammen gewürfelten Fangruppe das Spiel auf der
Großleinwand zu verfolgen. Im Stadion gibt’s ja diese 57 kleinen
Zimmer namens Loge, manche sogar mit einem VIP davor. Irgendwie hat
so ein Rudelgucken eines Auswärtsspiels in einer kölschen Kneipe
etwas davon, und zwar im positiven Sinn. Das sind Stadion-externe
Logenbereiche mit der geballten Stimmung der Südkurve, mit einer
ganz, ganz packenden Atmosphäre, in der das Fansein für 90 Minuten
und etwas mehr zur Lebenseinstellung wird. Kollektiver Stolz macht
sich breit, als die mitgereisten 5000 FC-Fans im Volksparkstadion
sich lautstark bemerkbar machen. „Hörste datt, datt sind unsere
Jungs.“
Marcel
Risse Doppelpack
Die
Auswärtsstärke des FC scheint noch stärker zu sein als in der
Hinrunde. Der Sieg beim HSV war mehr als verdient. Spielbericht
brauchen wir hier nicht, wir haben alle selbst gesehen, dass Risse
zwei eiskalte Tore gemacht hat, Chancenauswertung Note 1+. Wir haben
auch gesehen, dass Olkowski diesmal mehr neben sich her gelaufen und
Timo Horn auf der Linie Weltklasse ist, dass Tony Ujah seinen
Killerinstinkt für Stuttgart aufbewahrt hat - und dass die
Mannschaftsleistung so gut ist, dass wir auch ohne einen Neuzugang
auskommen können.
Wird
Zeit, dass das langsam aber sicher ziemlich nervige Transferfenster
geschlossen wird. Wenn dann in den nächsten paar Stunden noch ein
Knaller dadurch springen und beim FC landen würde, auch gut. Wenn
nicht, dann wird Yuya Osako uns wie eine aufgehende Lotosblüte im
japanischen Frühling mit Schönheit in Spielkultur verzaubern und
Tore ohne Ende auflegen und Patrick Helmes unter den Händen eines
Wunderheilers aus dem Reich der Vulkanier … is gut, hör auf zu
spinnen, Alter. Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal darauf, unser
Team am Mittwoch gegen Stuttgart zu supporten und darauf zu hoffen,
dass endlich, wirklich endlich, der Auswärtserfolg zu Hause, am
besten gleich im Doppelpack gegen Paderborn, so richtig veredelt
wird.
Wer
jetzt noch Lust hat, weiterzulesen, kann sich meine Erkenntnisse über
Wintersport-Kommentatoren zu Gemüte führen: Sport in der
Winterpause – Wintersport. Da gab's ja ein ziemlich großes Angebot
wie Skispringen oder Biathlon, richtig gute Sportarten eigentlich,
mit richtig guten Typen. Aber Leute, wenn wir uns immer wieder
(meistens zu Recht, siehe Torsten Kunde am Samstag) über
Fußball-Kommentatoren aufregen, dann empfehle ich, sich mal die
Herren anzutun, die an den Sprungschanzen und Schießständen geredet
haben. Das war teils wirklich nicht mehr zum Aushalten, wie die
„unsere deutschen Sportler“ hochgejubelt haben. Es wurde nicht
direkt ausgesprochen, dass man den Konkurrenten aus Nichtdeutschland
beim Skispringen den Sturz bei der Landung, den Schützen beim
Biathlon das Verfehlen der Schießscheiben an den Hals wünschte,
aber es war mehr als einmal und mehr als deutlich herauszuhören.
Peinlich bis oberpeinlich, das haben die Sportler weder nötig noch
verdient.
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