Vom
Hinspiel in Hannover ist mir besonders das erste Bundesliga-Gegentor
gegen Timo Horn in Erinnerung geblieben, und zwar in ganz schlechter.
Der frühe Treffer von Joselu resultierte aus der ersten und einzig
echten Chance der Niedersachsen und besiegelte eine Niederlage, wie
sie ungerechter kaum sein kann . Selbst der Kicker schrieb „Köln
haushoch überlegen“ und „ … Bis zum Schlusspfiff blieb es ein
einziges Powerplay des Aufsteigers ...“. Inzwischen wissen wir,
dass es nicht das einzige sieglose Spiel geblieben ist, das der FC
hätte gewinnen können oder sogar müssen. Im
Lauf einer Saison gleicht sich alles aus, so
lautet doch eine alte Weisheit, am Samstag würde ich die beim zum
„Topspiel
der Woche“ erkorenen
Partie
gerne bestätigt sehen.
Was
sagt die Tabelle?
TV-Topspiel,
das heißt, dass die anderen Partien dann gerade abgepfiffen sein
werden, die Auswirkungen des nun gleich beginnenden Spiels auf die
Tabelle können in aller Breite und Flachheit hin und her diskutiert
werden und … natürlich, im Vorlauf gibt’s schön viel Zeit für
Befindlichkeitsbekundungen von vorschlagsweise dem Platzwart aus
Buxtehunde bis hin zum Oligarchen-Freund Beckenbauer, die alle mit
„Auch wir distanzieren uns ...“ beginnen. Den Rest ersparen wir
uns, und verfolgen das schwebende Verfahren mal lauthals lachend ob
der Dummheit einiger irre
geleiteter Sprücheklopfer,
mal kopfschüttelnd ob
der bornierten Sturheit uneinsichtiger Vereinsschädiger,
und
immer öfter
sehr besorgt ob der Zerstrittenheit
der inflationär abgegebenen unüberlegten
Hin-und Herschuldzuweisungen und unnötiger
Besserer-Fan-Sein-Argumentationen.
Es
geht um den 1. FC Köln, der im Heimspiel gegen Hannover 96 mit einem
Sieg dem Erreichen des Saisonziels ein gutes Stück näher kommen
kann. Peter
Stöger hat nach der Teilnahme am Rosenmontagszug richtig erkannt,
dass es ein Privileg ist,
diesen Club zu repräsentieren und gesagt: „Und ich bin sicher,
dass die weit überwiegende Zahl unserer Fans umgekehrt genauso weiß,
für was sie ins Stadion gehen: Nämlich für den 1. FC Köln und für
seine Mannschaft. Nur darum geht es, und das würden wir auch am
Samstag gerne spüren. Wir werden unseren Teil dazu beitragen.“
5.
Minute – déjà vue
Hannover
96 + Joselu + fünfte Minute = 0:1. Kopfball – Latte –
Torwartschulter und
da war es,
das
Gegentor,
wie es
blöder kaum
fallen kann. Ein
Musterbeispiel
für die Außerkraftsetzung der ausgleichenden Gerechtigkeit.
Na wenigstens kam das Glück ein Stückchen weit zurück, als sich
gleich zwei Hannoveraner als Passgeber für das verdiente
Ausgleichstor durch Anthony Ujah hervortaten. Auch
wenn es wieder nicht zu einem Heimsieg reichte, war die Leistung
schon um
einiges besser
als bei den
Nullnummern
gegen
Stuttgart und Paderborn. Ein Punkt gewonnen, das ist kein Grund zur
Freude;
zwei Punkte liegen gelassen, das ist kein Grund zur Trauer. Es bleibt
dabei, der Abstand zum Relegationsplatz bleibt
auch nach diesem Spieltag bei
drei Punkten. Am
kommenden Wochenende wird viel darauf ankommen, wie die anderen
Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte spielen, damit zumindest
das Abrutschen auf Platz 16 verhindert wird. Es mögen viele
Fachleute stur behaupten, man schaue nicht auf die anderen, sondern
nur auf sich selbst. Blödsinn ist das, natürlich schauen die auf
die Ergebnisse der direkten Konkurrenten.
Drei
Punkte Abstand
Schauen
wir einfach mal auf die Partien der Mannschaften, die momentan hinter
dem FC liegen: Der HSV gewinnt nicht in Frankfurt, Paderborn verliert
in Mönchengladbach, Freiburg verliert in Leverkusen, Berlin gewinnt
gegen Augsburg, Stuttgart spielt Unentschieden in Hannover. Selbst
wenn der FC in München verlieren sollte, bleibt es bei drei Punkten
Abstand. Und nicht zu vergessen: In
den letzten zehn Jahren hat der 1. FC Köln
bereits
zwei Mal gegen die Bayern gewonnen, träumen ist erlaubt. Und nun
realistisch, in erster
Linie sollte es darauf ankommen, das relativ gute Torverhältnis, das
einen Punkt wert sein kann, nicht kaputt schießen zu lassen.
Die
Stimmung leidet ...
Zum
Abschluss ein kleiner Blick auf die Stimmungslage. „Es tut mir für
Fans und Zuschauer und Mannschaft leid, denn dieses Theater belastet,
bewusst oder unbewusst. Es sind Nebenkriegsschauplätze, die den
Verein viel Kraft kosten und die nicht so leicht zu organisieren sind
wie andere Entscheidungen.“ Nein, nicht von FC-Seite gesagt, dieses
Statement stammt von Hannovers Clubchef Martin Kind. Schade, schade,
dass auch in Köln viel zu viel über Dinge geredet werden muss, die
dem Verein, der Mannschaft und letztlich auch jedem Fan schaden. Auf
den DFB braucht man nicht zu zählen bei der Bewältigung der Krise,
die im Grunde genommen eine gesellschaftliche ist und im Fußball ein
Ventil gefunden hat. Der DFB macht es sich zu einfach, indem er
Strafgelder einsackt und den Vereinen mit allen möglichen Sanktionen
ihre Arbeit erschwert. Hier wäre von der Führung her eine
gründliche Aufarbeitung angesagt, aber dazu gehört Solidarität
unter den Vereinen und den Fans. Gibt es so etwas noch? Schön wär's
...
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