Wenn
eine Mannschaft die Räume eng macht, muss man einfach schneller
durchspielen, und das hat der FC ab der 60. Minute in der ein oder
anderen Situation ganz gut gemacht. So hat es jedenfalls Timo Horn
nach dem erneuten Heim-Unentschieden gegen den VfB Stuttgart gesehen.
Die „ein oder andere Situation“ täuscht zwar nicht darüber
hinweg, dass es insgesamt etwas dürftig war, was beide Mannschaften
abgeliefert haben, aber Optimisten wie ich - und das sind wir im
Grunde genommen doch alle irgendwie – glauben, darin einen winzig
kleinen Fortschritt im so oft erwähnten Entwicklungsprozess erkennen
zu dürfen. Die äußerst vorsichtige Formulierung kann am
Samstagabend hoffentlich etwas zuversichtlicher ausfallen, wenn die
Mannschaft es geschafft haben sollte, Ernst zu machen mit dem Vorsatz
von Timo Horn: „Für Samstag müssen wir uns vornehmen, dass wir
das von der ersten Minute an einfach machen.“ Genau, der FC spielt
zu Hause gegen einen Mitaufsteiger, der sich gerade in den Sinkflug
begeben hat. Da wäre es ganz schön blöd, den mit einem
Punktverlust zu bremsen.
Kein
Trömmelche
Ich
habe bis zur letzten Sekunde gehofft, dass der Ball doch noch hinter
Kruse im Paderborner Kasten einschlägt, sei es durch ein doofes
Selbsttor, wie es später dem HSV zwei Mal geschenkt worden ist oder
durch einen hammermäßigen Fernschuss. Aber wieder nix. Datt
Trömmelche jeht nit mih und das Kölner
„Heimspiel-nicht-gewinnen-Gen“ (siehe Bericht letzte Woche)
bleibt in Müngersdorf dominant. Übersetzung: Es gab mal wieder
keinen Anlass, das FC-Torlied erklingen zu lassen, und Kölns Stürmer
vergaben selbst hochkarätige Torchancen kläglich. Kurzform:
Endergebnis 0:0.
Think
positive
Was
macht man nach so einem Spiel? Auf keinen Fall innerhalb der ersten
halben Stunde nach dem Abpfiff auf Twitter, Facebook oder sonst wo
einen Kommentar loswerden, das geht erfahrungsgemäß zu mindestens
95 % ins Auge. Was tun? Am besten erst Mal tief durchatmen, Augen zu
und die Gedanken sortieren. Da kommt eine Gastmannschaft, die darauf
aus ist, einen Punkt mitzunehmen. Eventuell einen Zufallstreffer
landen und sogar als Sieger vom Platz gehen. Das haben wir in der
Hinrunde mehrfach ertragen müssen. Jetzt gab es zwei mal
hintereinander die gleiche Voraussetzung, aber zum Glück mit einem
besseren Ergebnis. Der Lattentreffer von Stuttgart war verdammt eng,
der eine Eckball von Paderborn war verdammt eng, aber beide nicht
drin. Dazu kommt, dass die Torchancen vom FC wieder mehr und mehr
werden. Also, ich bin jedenfalls guter Hoffnung, dass es schon sehr
bald wieder einen Heimsieg geben wird. So, das war mein Versuch, mich
auf positive Art abzuregen. Hat halbwegs geklappt.
In
den Netzwerken sind ja ganz schön viele Leute unterwegs, bei denen
das offensichtlich nicht geklappt hat. Dabei ist die Absicht,
„Spieler in die Tonne kloppen“ zu müssen noch ein eher harmloses
Statement, andere begeben sich noch ein ganzes Stück weiter auf der
Aggressionschiene – die nur ins Abseits führen kann.
Entschuldigung, aber da erlaube ich mir die Frage, ob die noch
richtig ticken? Zur Erinnerung: Der FC hat in der Rückrunde noch
kein Spiel verloren und noch kein Gegentor kassiert. Fünf Punkte aus
drei Spielen, ist das gar nichts? Der FC steht punktemäßig voll im
Soll. Wo die Punkte gesammelt wurden, interessiert nach dem 34.
Spieltag keinen mehr, Hauptsache es sind genug, um mindestens Platz
15 zu halten. Dämliche, teils zynische Bemerkungen und Kommentare
gibt’s doch von anderer Seite mehr als genug, da sollten sich
FC-Fans eigentlich dafür zu schade sein, den eigenen Verein mies zu
machen. So, das musste jetzt sein. Aber nicht falsch verstehen, ich
kritisiere selbst auch so manche Entscheidung des Trainergespanns.
Aktuell zum Beispiel: Risse gegen Paderborn auf die Bank setzen –
nee, für mich nicht nachvollziehbar. Oder in der Hinrunde: Mavraj
für Maroh bringen und die bewährte Abwehrformation auseinander
nehmen – habe ich kein Verständnis für. Mimosenhafte Reaktionen
vom Trainer nach leichten Ansätzen berechtigter Kritik – was soll
das, wer überschwänglichen Jubel nach Erfolgen genießt, muss sich
auch mal enttäuschten Stimmen stellen.
FC
Auswärtssieg – kein Karnevalsscherz
Ach
ja, der FC, seit 1964 (erstes Spiel live in Müngersdorf gesehen)
macht der mich Woche für Woche bekloppt, übernimmt das Kommando
über meine Stimmungslage und kostet mich Zeit, Nerven und Geld …
Sich dagegen wehren? No chance! Also steigert sich jetzt im Verlauf
der Woche mal wieder der Adrenalinspiegel und erreicht am Samstag
einen Höchstwert. Im Moment glaube ich noch, dass von einem 4:0
Auswärtssieg bis zu einer genau so hohen Schlappe alles drin ist.
Ein 0:0 in Mönchengladbach wäre sicher auch für notorische Nörgler
ein Ergebnis, an dem es nichts zu nörgeln gäbe. Gar nicht
auszudenken, was ein knappes 1:0 für Kölle am Karnevalssamstag für
Emotionen frei setzen würde. Egal, ob die anderen besser gewesen
wären, ob verdient oder nicht, damit wäre für längere Zeit erst
Mal Schluss mit dem ständigen Hinterfragen von Aufstellungen und
Auswechslungen – es wäre feiern angesagt, feiern und nix anderes,
und dann am Karnevalssonntag und am Rosenmontag weiter feiern und der
Aschermittwoch würde ausfallen. Ich träume mal weiter und lasse
mich dabei nicht stören – von keinem!
Der
unflätige Herr Schmidt
Herrlich,
herrlich, der Platzverweis vom gelernten Werkzeugmechaniker mit
erfolgreicher Ausbildung zum Fußballtrainer Roger Schmidt beim Spiel
in Bremen. Der Mann, der im April 2014 von einem Konzernverein in
Österreich zum nächsten in Deutschland gewechselt ist (passt also),
hat vielleicht sogar Recht gehabt, als er mit der Pfeiferei vom
Schiri nicht so ganz einverstanden war. Der arme Tobias Stieler war
als vierter Offizieller am Seitenrand aber ganz und gar nicht damit
einverstanden und hat bei seinem Chef Peter Sippel gepetzt, dass Herr
Schmidt böse Wörter gesagt habe. Die müssen derart böse gewesen
sein, dass die Umgangsformen der gesamten Fußballgesellschaft in
Verruf zu geraten drohten. Klarer Fall also, es gab nur eine
Möglichkeit und die hieß: Rote Karte wegen „unflätigen
Vorsichhinschimpfens“. Ich freue mich richtig auf das Spiel, in dem
Tobias Stieler mal an Jürgen Klopp oder Christian Streich gerät.
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